„Stapeltief“und „Stapelhoch“
Am 15. Juni gab der Duisburger Stadtrat grünes Licht für eine 13-monatige Umbau- und Erprobungsphase für ein Soziokulturelles Zentrum Duisburg am Stapeltor. Was hat sich seitdem getan und was sind die nächsten Schritte?
Vor vier Monaten beschloss der Rat der Stadt Duisburg den Start der Erprobungsphase für ein Soziokulturelles Zentrums am Stapeltor 6. Inhalt des fast einstimmigen Beschlusses im Stadtrat ist nicht nur der Umbau der in Privatbesitz befindlichen, ehemals gewerblichen Immobilie zum Soziokulturellen Zentrum, sondern vor allem auch die Entwicklung von Veranstaltungsformaten und Programmkonzepten der künftigen Arbeit. Angedacht sind dabei sowohl Angebote zu Kunst und Kultur als auch zur kulturellen und politischen Bildung. Außerdem sind Projekte zur internationalen und interkulturellen Arbeit sowie zur soziokulturellen Arbeit mit und für Frauen, Kindern und Jugendlichen geplant.
Für die Umbau- und Erprobungsphase des Zentrums werden nach dem mit der Bauordnung abgestimmten Konzept Mittel in Höhe von 342.490 Euro benötigt. Davon wurden vom privaten Vermieter 30.000 Euro der Umbaukosten übernommen. Die Architekturleistung in Höhe von 20.000 Euro wurde unentgeltlich geleistet und 73.000 Euro werden in Form eines Eigenanteils der Organisationsgruppe „DU erhält(st) Kultur“durch eine sogenannte „Muskelhypothek“erbracht. Die verbleibenden 219.490 Euro Förderbedarf für die Erprobungsphase übernimmt die Stadt Duisburg. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Kulturhaushaltes 2020, die durch den corona-bedingten Entfall des Traumzeitfestivals und des Kinderkulturfestivals in diesem Jahr nicht benötigt werden. Zuwendungsempfänger ist der gemeinnützige Verein „47 e.V.“
Noch im Juni rief „DU erhält(st) Kultur“über Facebook dazu auf, den ersten Bauabschnitt, „Stapeltief“genannt, mit möglichst vielen helfenden Händen mit „Muskelhypothek“zu stemmen. Mit Einverständnis des Vermieters durfte mit vorbereitenden Arbeiten in dem Objekt bereits begonnen werden. „Mit ‚Muskelhypothek‘“, sagen die Aktivisten, „werden unsere für den Umbau des Stapeltors umsonst erbrachten Arbeiten bezeichnet. Die Stadt Duisburg gibt dagegen echtes Geld für die nicht von uns selbst zu erbringenden Facharbeiten sowie für die
Miete und die Betriebskosten der kommenden Monate.“
Rund 120 Zusagen kamen von den Bürgern Duisburgs und sind dem Aufruf gefolgt, um mit unentgeltlicher Arbeit den Umbau des Stapeltors voranzutreiben. Im Juli wurden auf diese Weise Kabel verlegt und mehrere Dutzend Wandbausteine aus Porenbeton geschleppt. Im August wurden Mauern hochgezogen und Wände gebaut. Es wurde gespachtelt und verputzt, geschliffen und gestrichen. Dafür hatte man für den 29. August den ersten „Working Day“im Stapeltor ausgerufen. Am zweiten „Working Day“am 10. Oktober ebnete die Baugruppe den Weg für neue, brandschutzgerechte Zugänge, damit das Soziokulturelle Zentrum bei Bauabschluss allen gängigen Sicherheitsanforderungen genügt. „Es wurde fleißig gestrichen und gemauert und Türen wurden eingesetzt“, lautete ein Post bei Facebook. „Der krönende Wochenabschluss war der Bautag am Wochenende, bei dem wir mit eurer Hilfe fast das gesamte ‚Stapeltief‘ gestrichen sowie eine neue Wand im Foyer hochgezogen haben und so dem fertigen Soziokulturellen Zentrum ein gutes Stück nähergekommen sind.“
Das weitere Vorgehen steht unter folgendem Zeitplan: Das Umbauende von „Stapeltief“und die Eröffnung des Soziokulturellen Zentrums Stapeltor sind für November geplant. Etwa zeitgleich soll der Entwicklungsprozess im Obergeschoss, „Stapelhoch“genannt, beginnen. Dessen Umbau ist für die Zeit ab Februar nächsten Jahres vorgesehen. Die Fertigstellung und Eröffnung von „Stapelhoch“ist für Mai 2021 angedacht. Im Juli endet dann die Erprobungsphase.