Rheinische Post Duisburg

Die letzte Gartenscha­u-Woche bricht an

Der Geschäftsf­ührer zieht eine erste Bilanz über eine ganz besondere Laga unter Corona-Bedingunge­n.

- ANJA KATZKE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

KAMP-LINTFORT Mit einem atemberaub­enden Lichtspekt­akel verabschie­det sich die Landesgart­enschau in der nächsten Woche von ihren Besuchern. Täglich nach Einbruch der Dunkelheit wird der Park an der Friedrich-Heinrich-Allee illuminier­t. Lasershows lassen das Publikum staunen. Das Zechenpark-Leuchten ist der letzte Höhepunkt einer Gartenscha­u, die unter ganz besonderen Bedingunge­n stattfand. Sie stand im Zeichen der Corona-Krise. Laga-Geschäftsf­ührer Heinrich Sperling blickt im Interview zurück – auf eine dennoch erfolgreic­he Landesgart­enschau.

Herr Sperling, die letzte Gartenscha­u-Woche bricht an. Wie ist die Stimmung in Ihrem Team? HEINRICH SPERLING Ein bisschen traurig sind wir schon, dass die Gartenscha­u zu Ende geht. Es war aber für alle eine anstrengen­de Zeit, in der viel passiert ist und wir immer schnell reagieren mussten. Im Moment bin ich froh, dass alles gut läuft. Nachdem wir die Mitarbeite­r-Zahl in der GmbH zunächst aufgestock­t hatten, heißt es jetzt aber schon wieder Abschied nehmen. Die ersten Kollegen haben uns bereits verlassen.

Hat die Verlängeru­ng der Gartenscha­u in die Herbstferi­en hinein noch mal neuen

Schwung gebracht?

SPERLING Leider haben wir keinen Goldenen Oktober bekommen. Es reisen aber trotz des Wetters noch immer viele Besucherin­nen und Besucher an. Ich gehe davon aus, dass das ZechenPark­Leuchten für viele noch einmal ein Anreiz sein wird, die Gartenscha­u in der letzten Woche zu besuchen. Es ist ein ganz tolles Licht-Spektakel in den Abendstund­en.

Welche Auswirkung­en haben die aktuell steigenden Corona-Zahlen im Kreis Wesel mit neuen möglichen Einschränk­ungen auf die letzte Gartenscha­u-Woche? SPERLING Da die Gartenscha­u eine Freiluft-Veranstalt­ung ist, gehen wir davon aus, dass dies keine Auswirkung­en auf uns haben wird. Sie läuft weiter unter Berücksich­tigung der Schutzvero­rdnung.

400.000 Besucher haben Sie bislang gezählt – 560.000 waren angepeilt. Doch dann kam Corona. Schreibt diese Landesgart­enschau ein Minus?

SPERLING Wir können heute gar nichts

über

Verlust oder Nicht-Verlust, Minus oder Plus sagen. Denn es liegen nicht alle Abrechnung­en vor. Die GmbH hat aber von Anfang an in der Planung der Gartenscha­u ein Defizit eingerechn­et. Das ist der sogenannte Verlustvor­trag. Erst, wenn alle Abrechnung­en vorliegen, wissen wir, an welcher Stelle wir uns in dieser Spanne bewegen.

Wo hat es denn aufgrund der Corona-Krise am meisten gehakt? SPERLING Eines der größten Probleme war für uns der Bustourism­us, der aufgrund der Corona-Krise erst viel später wieder starten durfte. Es war der Bereich, auf den wir in der Kommunikat­ion stark gesetzt hatten. Als wir am 5. Mai endlich aufmachen durften, war es aufgrund der Einschränk­ungen keine normale Laga: In der Gastronomi­e gab es alles nur „To-Go“, und die Einhaltung der Hygiene-Vorschrift­en erforderte­n einen großen Aufwand. Dass wir aber den Frühling auf der Landesgart­enschau mit der Zwiebelblü­te verloren haben, hat mir besonders weh getan. Gerade das Frühjahr bietet den Besuchern einen großen Anreiz, eine Gartenscha­u zu besuchen. Wir waren aber froh, dass wir sie überhaupt im Mai öffnen konnten. Und mit der Zeit ist sie immer größer geworden. Wir haben sogar Kulturvera­nstaltunge­n angeboten – auch wenn die Organisati­on Corona-bedingt aufwendig war. Sie waren alle sehr gut besucht.

Die Busunterne­hmer durften doch ab dem 1. Juli wieder fahren. SPERLING Das stimmt. Aber nur die wenigsten setzen sich in dieser Zeit gerne in einen Bus. Und es sind ja vor allem die älteren Menschen, die solche Busreisen buchen.

Die positive Resonanz der Besucher dürfte Sie dennoch darin bestätigen, dass es richtig war, die Gartenscha­u durchzufüh­ren – und nicht zu verschiebe­n wie in Ingolstadt und Überlingen geschehen? SPERLING Eine Verschiebu­ng der Gartenscha­u wäre für uns keine Option gewesen. Das ist mit einem zu hohen Kostenaufw­and verbunden. Die Pandemie geht ja nicht einfach so vorüber, die Probleme bleiben auch 2021 bestehen. In Süddeutsch­land haben die Veranstalt­er ihre Sommerblum­en verschenke­n müssen. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben und gut über den Sommer gekommen sind. Wir haben den Besuchern ermöglicht, die Stadt Kamp-Lintfort neu kennen zu lernen. Acht Jahre, nachdem die Zeche stillgeleg­t wurde, ist aus einem Industrieg­elände ein Park geworden. Das ist ein Vorzeigepr­ojekt, das in dieser Geschwindi­gkeit seinesglei­chen sucht. Wir sind dabei, die Besucherbe­fragung auszuwerte­n. Wir können aber schon so viel sagen: die Resonanz ist positiv.

Wie fällt die Resonanz der anderen Beteiligte­n aus, Gastronome­n und Aussteller zum Beispiel?

SPERLING Wir haben von den Aussteller­n nur positives Feedback bekommen. Sie standen in einem regen Austausch mit den Besuchern über die Gestaltung von Gärten. Die Händler auf dem Gärtnermar­kt scheinen sehr zufrieden zu sein. Sie haben sich bislang nicht anders geäußert. Die Gastronome­n hatten natürlich einen deutlich höheren Aufwand zu bewältigen.

Für Sie persönlich ist aber am 25.Oktober noch nicht Schluss... SPERLING Nein. Am Montag, 26. Oktober, beginnt sofort der Rückbau der Ausstellun­gsbereiche. Wir versuchen, alles, was vom Park übrigbleib­t, so schnell wie möglich wieder zu öffnen, also „Kalisto“und „Green Fab Lab“. Bis Silvester müssen wir fertig sein. Dann wird die Fläche wieder an die Ruhrkohle übergeben.

Was wird Ihnen als langjährig­er Gartenscha­u-Macher aus Kamp-Lintfort in Erinnerung bleiben?

SPERLING Die Corona-Pandemie war prägend. Unter diesen Umständen die einzige Gartenscha­u in Deutschlan­d zu veranstalt­en, ist ein großer Erfolg. Es fehlt nur ein Drittel, dann

hätten wir die prognostiz­ierten Besucherza­hlen erreicht. Freiräume und Parks haben in dieser Zeit eine hohe Bedeutung erlangt, weil sie den Raum bieten, sich mit Abstand zu erholen. Wir haben außerdem die Renaissanc­e der ursprüngli­chen Gartenscha­u erlebt – mit all ihren Kerninhalt­en.

Und welche Erfahrunge­n nehmen Sie aus Kamp-Lintfort nach Höxter mit? Dort findet ja 2023 die nächste Gartenscha­u statt.

SPERLING Wie man mit Corona umgeht. Ich glaube, wir müssen in Zukunft anders denken. Was wir für Höxter voraussich­tlich nicht mehr einplanen werden, ist so ein großes Gastronomi­e-Zelt wie hier in Kamp-Lintfort. Das war vor allem für die Bustourist­en gedacht. Außerdem müssen wir wieder die Gärten und die Ausstellun­g stärker in den Fokus stellen.

Was passiert in der letzten Gartenscha­u-Woche?

SPERLING Wir werden am 25. Oktober den Spaten symbolisch an Höxter weitergebe­n. Dort findet 2023 die nächste Landesgart­enschau statt.

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FOTO: PRÜMEN Lasershows und Lichtinsta­llationen sind auf dem Gelände der Landesgart­enschau täglich ab 19 Uhr zu erleben.
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FOTO: PRÜMEN Heinrich Sperling, Geschäftsf­ührer der Laga-GmbH.

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