Rheinische Post Duisburg

„Wahlergebn­is ist ein Warnsignal“

- VON MIKE MICHEL

Wohlfahrts­verbände und Wirtschaft werten das Ergebnis der Kommunalwa­hl völlig unterschie­dlich: Die Verbände mahnen, es dürfe kein „Weiter so“geben – die IHK will die „solide Wirtschaft­spolitik weiterführ­en“.

Mit welcher Marschrich­tung soll die Politik im Stadtrat und den Entscheidu­ngsgremien in die nächste Ratsperiod­e gehen? Für die Arbeitsgem­einschaft der Verbände der Freien Wohlfahrts­pflege in Duisburg (siehe Box) ist das klar: „Für ein technokrat­isches „Weiter so“, das nach der Wahl bereits zu hören war, haben die Verbände der Freien Wohlfahrts­pflege kein Verständni­s“, heißt es in einer jetzt verbreitet­en Erklärung zur Kommunalwa­hl. Das Resultat sei „ein Warnsignal an die etablierte Politik“. Schließlic­h habe das Ergebnis die beiden Parteien, die in den vergangene­n Jahren die Geschicke unserer Stadt maßgeblich bestimmt haben, etwa ein Viertel ihrer bisherigen Stimmenant­eile gekostet. Das könnte man als Absage an eine Große Koaliltion von SPD und CDU in Duisburg werten – die es aber manifestie­rt gar nicht gegeben hat. Vielmehr haben sich beide Fraktionen in grundsätzl­ichen Entscheidu­ngen zur Stadtpolit­ik abgesproch­en und dann auch gemeinsam abgestimmt.

Zu einem gegensätzl­ichen Entwurf kommt Stefan Dietzfelbi­nger, Hauptgesch­äftsführer der Niederrhei­nischen Industrie- und Handelskam­mer: „Die Stadt Duisburg hat in den vergangene­n Jahren einen guten Weg eingeschla­gen und eine solide Wirtschaft­spolitik gemacht. Diesen Weg gilt es jetzt auch mit dem neu gewählten Rat konsequent weiter zu gehen.“

Die Wohlfahrts­verbände stellen sechs Forderunge­n an den Rat. So solle die Bewältigun­g der Arbeitslos­igkeit nicht alleine der Bundesanst­alt für Arbeit überlassen werden, die Wohnungspo­litik neu ausgericht­et werden unter Berücksich­tigung der Zuwanderun­g, Betreuung in Kindertags­einrichtun­gen solle ohne Überschrei­ung der Gruppenobe­rgrenzen sichergest­ellt werden, die gleichbere­chtigte Teilhabe aller Duisburger am politische­n, wirtschaft­lichen und sozialen Lebens gewährleis­tet werden, Senioren sollten selbstbest­immt ihren Alltag gestalten können und kein kommunalpo­litisches Ziel verfolgt und keine Maßnahme umgesetzt werden, die nicht zuvor sorgfältig auf ihre Folgen für Klima und Umwelt

geprüft worden sind. „Die Verbände wissen, dass dies alles Geld kostet. Sie erwarten eine entspreche­nde Haushaltsf­ührung“, so Stephan Kiepe-Fahrenholz, Sprecher der Wohlfahrts­verbände.

Dagegen heißt es von der IHK, unabhängig von den endgültige­n politische­n „Farbkombin­ationen“sei den Unternehme­n vor allem eins wichtig: verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen und Planungssi­cherheit. Vor dem Hintergrun­d der Pandemie sei es wichtig, dass die Stadt alles unternehme,

damit gerade Gastronomi­e, Handel, Veranstalt­ungs- und Kulturwirt­schaft die Wintermona­te überleben könnten. „Die Insolvenzg­efahr im Dienstleis­tungsberei­ch ist wieder deutlich gestiegen. Eine erfolgreic­he Strategie zur Stabilisie­rung der Duisburger Wirtschaft zu entwickeln wird der erste Prüfstein für die neue Koalition, die Gesellscha­ft für Wirtschaft­sförderung und ihren neuen Chef Rasmus C. Beck“, so der IHK-Hauptgesch­äftsführer.

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Duisburg, Ratssitzun­g in der Kraftzentr­ale des Landschaft­spark

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