Die Laga ist eine Herzensangelegenheit
Am 25. Oktober endet die Landesgartenschau: Dann geht auch für Christine und Jürgen Neervort eine ereignisreiche und besondere Zeit zu Ende. Als ehrenamtliche Helfer waren sie viele Wochen lang auf der Gartenschau im Einsatz.
KAMP-LINTFORT Christine und Jürgen Neervort bleiben bis zum Schluss: „Ich habe mir vorgenommen, am 25. Oktober als letzter Gast über die Landesgartenschau zu gehen. Das kriege ich schon irgendwie hin“, sagt die Kamp-Lintforterin lachend. Dabei verbringt das Ehepaar seit Wochen viele Stunden seiner freien Zeit auf der Gartenschau, meistens im Zechenpark.
Viermal die Woche, immer vormittags, beziehen sie in ihren gelben Westen ihren Posten an den Eingängen, vor der Blumenhalle und an anderen Plätzen, an denen sie eingesetzt wurden. Christine und Jürgen Neervort gehören zu den ehrenamtlichen Helfern, die durch ihren Einsatz zum Gelingen der Landesgartenschau beigetragen haben. Sie waren und sind Ansprechpartner für die Besucher, Ordner und Wegweiser, Ratgeber und Geländeplan-Erklärer. „Für uns war von Anfang an klar, dass wir uns für die Landesgartenschau in unserer Stadt einsetzen wollen. Es war eine Herzensangelegenheit. Und wir haben eine gute Zeit erlebt.“Besonders die vielen Gespräche mit den Besuchern „aus dem Westen, Norden, Süden und Osten“wird das Ehepaar in Erinnerung behalten. „Wir haben so viele nette Menschen kennengelernt, die sich richtig gefreut haben, wenn wir all ihre Fragen beantwortet haben.“
Der Weg zum Shuttle-Bus oder zur nächsten Toilette gehörten zwar zu den am häufigsten gestellten Fragen, erzählen sie. Die Besucher blieben jedoch gerne etwas länger stehen und hörten zu, wenn Jürgen Neervort humorvolle Geschichten über das Bergwerk West, den Terrassengarten, den „der Alte Fritz in Potsdam nachgebaut hat“, Kloster Kamp oder die Industriegebäude im Zechenpark erzählte. Der 72-Jährige hatte die Ausbildung zum Gästeführer absolviert. „Zweimal habe ich selbst Besucher geführt. Die Teilnehmer kamen von IGBCE und Awo.“Und so manches Mal hätten sie Besucher, die mit anderen Erwartungen zur Landesgartenschau nach Kamp-Lintfort gekommen seien, die Augen öffnen können – für die historische Bedeutung des Geländes mit seiner schönen Bergbau-Fassade an der Friedrich-Heinrich-Allee, den Strukturwandel im Herzen der Stadt, die vielen Beete mit Wildblumen oder die renaturierte Goorley. „Das haben wir ja gar nicht gewusst“, habe er oft dann zu hören bekommen, erzählt Neervort.
Die Ausrichtung einer Landesgartenschau, so erinnert sich der Kamp-Lintforter, sei schon vor fast 20 Jahren ein Thema in der Stadt gewesen. „Kurt Washeim hat damals den Vorschlag im Rat gemacht“, berichtet der Kamp-Lintforter, der sich selbst viele Jahre für die SPD im Stadtrat engagiert hatte. „Als das Thema nach der Schließung des Bergwerks ernsthaft in Angriff genommen wurde, bin ich begeistert nach Hause gefahren und habe meiner Frau davon erzählt. Wir haben uns so gefreut und wollten ein
Teil der Landesgartenschau werden.“Das Ehepaar trat nicht nur in den Förderverein ein und engagierte sich in der Bewerbungsphase. Christine Neervort schloss sich auch der AG „Grün und bunt“an. Sie strickte für die Laternen, bemalte Stromkästen und vieles mehr.
„Ich werde nie den Tag vergessen, an dem wir die Bewerbung nach Düsseldorf gebracht haben: Der Chor sang das Laga-Lied im Umweltministerium. Und alle Mitarbeiter kamen aus ihren Büros heraus und hörten zu. Das war ein besonderes Erlebnis. Wir waren so stolz“, sagt Jürgen Neervort. Die Gartenschau sei ein wichtiger Motor für den Strukturwandel in seiner Geburtsstadt. „Sie müssen nur den Förderturm hinauffahren, um zu sehen, wie sehr sich dieses Areal verändert hat. Wir haben einen so
schönen Park im Herzen der Stadt bekommen“, betont Christine Neervort. „Und durch die Privatinitiative der Familie Winkendick einen wunderbaren Tierpark. Mein Lieblingsort im Zechenpark“, sagt Jürgen Neervort. Er hat eine Patenschaft für eines der Erdmännchen übernommen. Dass die Corona-Krise die
Landesgartenschau in Kamp-Lintfort überschattet hat, hat das Ehepaar nicht von seinem ehrenamtlichen Engagement abgeschreckt. „Wir wissen ja, wie wir uns verhalten müssen.“Im Gegenteil: „Wir haben mit gehofft und gebangt, dass die Gartenschau eröffnen kann.“
Nur eines habe wegen Corona nicht geklappt: „Eigentlich wollten meine Verwandten aus dem Erzgebirge anreisen. Sie freuen sich jetzt über die vielen Fotos, die ich ihnen schicke“, erzählt Christine Neervort. Ein bisschen traurig sind beide schon, dass die Gartenschau am 25. Oktober endet. „Aber auch froh, denn es ist schon viel Zuhause liegen geblieben.“Für die Zeit nach der Laga haben die Neervorts übrigens ein neues Hobby entdeckt: das Boule-Spielen. Die Bahnen im Zechenpark bleiben dauerhaft.