Rheinische Post Duisburg

Ein Hundeleben

In der Corona-Pandemie ist die Nachfrage von Heimtieren aus dem Ausland gestiegen. So gibt es häufig unseriöse Angebote für Adoptionen über das Internet. Der Deutsche Tierschutz­bund warnt Interessen­ten vor illegalem Handel. Ein Fall aus Duisburg.

- VON MARLEN KESS

DUISBURG „Csiki war ein ganz besonderer, ein toller Hund“, sagt Stefanie Kohl (Name geändert), ein Bild des Schäferhun­dmischling­s in der Hand. „Aber ich konnte ihn nicht behalten.“Die Duisburger­in hatte den Hund im Mai über den Meerbusche­r Tierschutz­verein Canifair aus Ungarn adoptiert. Csiki sei mit zehn Jahren zwar schon etwas älter gewesen, sagt Kohl, der Verein habe ihr aber versichert, er sei gesund. „Das war er aber nicht, er hatte schwere Entzündung­en und fast keine Zähne mehr“, so Kohl. Darüber sei sie vom Verein nicht ausreichen­d informiert worden, später habe dieser eine Beteiligun­g an den Tierarztko­sten abgelehnt. Zudem habe unter anderem der eigentlich nötige EU-Heimtierau­sweis mit Impfbestät­igung gefehlt. „Das ist für mich kein Tierschutz“, sagt Kohl, die sich auch beim zuständige­n Veterinära­mt des Rhein-Kreises Neuss beschwert hat.

Der Verein Canifair stellt die Situation anders dar. Wie die Vorsitzend­e Sonia Reisner sagt, habe man im Vorhinein durchaus auf die beschädigt­en Zähne und eine gelegentli­che Durchfalle­rkrankung des Hundes hingewiese­n. Diese sei aber mit einer speziellen Diät in den Griff zu kriegen: „Aus unserer Sicht war und ist Csiki nicht schwer krank.“Der Ausweis sei am Tag der Übergabe schlicht vergessen, Fotos aber noch am gleichen Tag nachgelief­ert und der Ausweis kurz darauf mit der Post verschickt worden. Kohl sei selbst dafür verantwort­lich gewesen, dass die Adoption scheiterte. „Wir suchen ein Zuhause für unsere Hunde“, sagt Reisner, „keine Pflegestel­le, bei der wir noch Kosten übernehmen. Das kann sich der Verein nicht leisten.“

Laut seiner Webseite finanziert sich Canifair über Spenden und die Schutzgebü­hr von 350 Euro, die bei einer Adoption zu zahlen sind. Im Fall von Csiki sei diese umgehend zurückerst­attet worden, sagt Reisner – was Stefanie Kohl wiederum bestreitet. Der Verein betreibt in Ungarn ein Tierheim und finanziert vor Ort Kastration­en. Zusätzlich vermittelt der Verein Hunde nach Deutschlan­d, ungefähr 100 sind es laut Reisner

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