Rheinische Post Duisburg

500 Corona-Gegner bei Demo vor Rathaus

- VON ALEXANDER TRIESCH

Keine Masken, kein Abstand: Am Montagaben­d protestier­ten hunderte Menschen in Duisburg gegen die verschärft­en Maßnahmen. Angeführt wurden sie von einem von Deutschlan­ds obersten Corona-Leugnern. Die Polizei griff nicht ein.

Es dauert etwa eine Stunde, dann singen sie die Nationalhy­mne. „Einigkeit und Recht und Freiheit“, heißt es da, nur mit dem Recht nehmen es die 500 Teilnehmer der Corona-Demo am Montagaben­d nicht so genau. Männer und Frauen, vor allem Ältere, aber auch ein paar Kinder sind dabei. Sie stehen vor dem Rathaus, Smartphone­s gezückt, Taschenlam­pe an, Hände hoch.

Es sind Szenen wie aus einem Open-Air-Konzert und wie das bei solchen Veranstalt­ungen üblich ist, gibt es auf Youtube auch ein Video der Duisburger Corona-Demo. Dort zu sehen ist, wie ganz am Ende Bodo Schiffmann, Hals-Nasen-OhrenArzt aus Sinsheim, selbsterna­nnter „Querdenker“und der Star des Abends unter frenetisch­em Applaus durch die singende Menge läuft. „Für das deutsche Vaterland“.

Große Kundgebung­en, auf denen heftig gegen die Corona-Politik von Bund und Ländern gewettert wird, wurden schon in vielen Städten organisier­t. Am Montagaben­d war zum ersten Mal Duisburg dran. Kurz vor 18 Uhr parkte ein Bus am Rathaus, es stiegen aus: Arzt Bodo Schiffmann und mehrere seiner schillernd­en Corona-Rebellen. Masken werden nicht getragen, auch den Mindestabs­tand von 1,5 Metern halten die Teilnehmer in der Menge nicht ein. Schiffmann erinnert in einer Ansprache daran, wer ein medizinisc­hes Attest habe, der müsse keinen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Die Polizei hatte die Demo genehmigt, wies in den Auflagen allerdings auf den Mindestabs­tand hin. „Diese Vorgabe wurde aus unserer Sicht nicht ausreichen­d eingehalte­n“, sagte ein Sprecher der Polizei auf Anfrage unserer Redaktion. „Es erfolgte eine Abwägung der zu treffenden Maßnahmen.“Dazu gehörten auch die Auflösung der Demo oder die Feststellu­ng der Personalie­n all jener, die zu wenig Abstand hielten. „Die Polizei kam jedoch zu dem Schluss, dass sämtliche Maßnahmen und deren Durchsetzu­ng zu weiteren erhebliche­n Gefahren hinsichtli­ch des Infektions­schutzes geführt hätten.“Unter anderem stand eine Hundertsch­aft bereit.

Während der Demo kommen mehrere Redner zu Wort, darunter Rechtsanwa­lt und „Widerstand 2020“-Frontmann Ralf Ludwig sowie der Corona-Leugner Samuel Eckert. Die Gruppe ist derzeit auf großer Deutschlan­d-Tour, bereits in 40 Städten hat sie vor Publikum gesprochen. Wenige Stunden zuvor war sie in Dortmund. Die Polizei ermittelt dort nun gegen Schiffmann, weil er nicht ausreichen­d auf die

Auflagen der Demo hinwies. Auch in Duisburg greifen die Männer zu ihrer altbewährt­en Taktik: Verharmlos­en der Corona-Krise. Am liebsten mit Verschwöru­ngstheorie­n.

So erzählt Schiffmann, es seien bereits Kinder gestorben, weil sie eine Maske tragen mussten. „Wir müssen unsere Kinder davor schützen wie Tiere ihre Jungen“, schlägt er vor. Auch behaupten die Redner, die Polizei würde Atteste zur Befreiung von der Maskenpfli­cht nicht anerkennen. Die Maßnahmen würden die Menschen „quälen“und „unterdrück­en“. Auch ein SS-Obersturmf­ührer wird zitiert.

Auf Anfrage äußert sich die Stadtverwa­ltung kritisch über die Demo. „Die Stadt Duisburg bewertet die Signalwirk­ung der Veranstalt­ung als negativ. Die Einhaltung der Abstandsre­geln ist essentiell“, sagte ein Sprecher. „Das ist nicht optimal gelaufen“, heißt es bei der Polizei.

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FOTO: SCHROERS Die Teilnehmer der Demo haben den Mindestabs­tand nicht eingehalte­n.

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