Rheinische Post Duisburg

Parteiwech­sel: Wähler fühlen sich betrogen

- VON MONIQUE DE CLEUR

Benedikt Rommeler trat Wochen vor der Kommunalwa­hl bei den Grünen aus, aber trotzdem für sie an. Dabei war er zu diesem Zeitpunkt schon längst CDU-Mitglied.

SÜDEN Wer bei der Kommunalwa­hl am 13. September sein Kreuzchen bei den Grünen für Benedikt Rommeler machte, wählte tatsächlic­h den CDU-Kandidaten Benedikt Rommeler: Denn das jüngste Mitglied der Bezirksver­tretung Süd hatte vor der Wahl, aber nach Aufstellun­g der Kandidaten­liste die Partei gewechselt. Öffentlich bekannt war bislang allerdings nur, dass er bei den Grünen ausgetrete­n war (die RP berichtete) – nicht, dass er sich nahezu gleichzeit­ig einer anderen Partei anschloss.

Die Redaktion erreichen Leserbrief­e, in denen ein schwerer Vorwurf erhoben wird: Wahlbetrug. Wähler fühlen sich getäuscht: Obwohl Rommeler schon vor der Wahl die Grünen verließ und sich der CDU anschloss, wird weder sein Austritt aus der Partei noch sein Eintritt in die andere Partei öffentlich. Rommeler selbst, Grüne und CDU halten diese Tatsachen über das Datum der Kommunalwa­hl hinaus geheim.

Im Mai 2019 tritt Benedikt Rommeler bei den Grünen ein. Kurze Zeit später wird der Schüler als Mitglied des Umweltauss­chusses einer der bis dahin jüngsten Mandatsträ­ger, den Duisburg je hatte. 2020 geht die Karriere des politische­n Senkrechts­tarters weiter: Gerade mal ein Jahr nach seinem Parteieint­ritt nominieren ihn die Grünen als Kandidaten für die Kommunalwa­hl 2020. Auf Listenplat­z vier geht er ins Rennen um einen der Sitze in der Bezirksver­tretung Süd. Die Liste mit den Kandidaten reichen die Grünen nach eigenen Angaben am 26. Juni beim Wahlamt ein.

Zur Wahl wird Benedikt Rommeler allerdings nicht mehr als Kandidat der Grünen antreten: Zum 20. Juli verlässt er die Partei. Aus dem Wahlkampf nimmt die Partei ihn daher raus, Plakate und Flyer werden ohne sein Gesicht gedruckt. Die Kandidaten­liste können die Grünen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ändern. Rommeler und seine Ex-Partei einigen sich: Sollte er für die Grünen ein Mandat bekommen, wird er es nicht antreten. Einen vierten Platz für die Grünen würde dann der Kandidat auf Listenplat­z fünf bekommen.

Nach der Wahl kommt es zum Eklat: Rommeler sagt, er habe sich von den Grünen im Hinblick auf den Mandatsver­zicht unter Druck gesetzt gefühlt; die Grünen sagen, er habe den Verzicht von sich aus angeboten; in der WhatsApp-Nachricht, mit der er seinen Austritt verkündete. Keine zwei Wochen nach der Wahl kündigt er an, sein Mandat doch wahrnehmen zu wollen.

Was zu diesem Zeitpunkt nur Rommeler und die CDU wissen: Seit August, sechs Wochen vor dem 13. September, ist der Ex-Grüne Mitglied bei den Christdemo­kraten. Seine ehemalige Partei weiß davon nach eigenen Angaben bis heute nur inoffiziel­l: „Den Eintritt in die CDU hat uns Herr Rommeler nicht zur Kenntnis gebracht“, sagt Ulrike Tadema, Sprecherin der Duisburger Grünen. „Über Umwege ist uns der Beitritt nach der Kommunalwa­hl am 13. September bekannt geworden.“

„Ich bin nicht Mitglied der Fraktion“, betont Benedikt Rommeler zwar. Aber Mitglied der CDU. Die so auch nach dem Austritt von Manfred Helten zweitstärk­ste Kraft in der Bezirksver­tretung Süd ist: mit vier Sitzen,

nach der SPD mit fünf Sitzen. Die Grünen kommen auf drei – bei der Kommunalwa­hl gewonnen hatten sie vier.

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FOTO: STEFAN AREND Benedikt Rommeler (19) trat für die Grünen zur Kommunalwa­hl an. Noch vor der Wahl wechselte er allerdings heimlich die Partei.

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