Pracht-Symbol ohne Glanz
Für viele Homberger ist er fast schon ein Wahrzeichen: Der Fahnenmast auf dem Deckel der alten Pumpstation. Seit Jahren ist er allerdings eingezäunt. Jetzt wird ein neuer Standort diskutiert.
HOMBERG Was für ein trauriger Ort! Absperrgitter rundherum – knöchelhoch wuchert das Unkraut zwischen den Steinen hindurch. Die grauen Wolken, die an diesem Tag über dem Rheinvorland hängen, runden den unwirtlichen Eindruck ab; die alte Pracht des Homberger Fahnenmastes lässt sich in diesem ungepflegten Ensemble kaum noch erahnen. Dieter Lata, Vorsitzender des Schiffervereins Homberg, winkt ab. Schlimm ist das. „Dabei war das mal so ein schöner Platz.“
Früher genossen Ausflügler von hier aus den Blick über den Rhein. Bei Hochzeiten, Jubiläen und runden Geburtstagen wurde feierlich geflaggt. Und jedes Jahr im Advent haben Lata und seine Mannen die Weihnachtsbeleuchtung hochgefahren. Seit rund zweieinhalb Jahren ist das vorbei. Der Deckel der alten Pumpstation, auf der das Homberger Wahrzeichen steht, muss saniert werden. Eine Geldfrage – aber auch eine Frage der Ehre. Finden zumindest der Schifferverein und Teile der örtlichen Politik.
Seit 1955 thront der Fahnenmast an dieser Stelle. Unmittelbar über dem Leinpfad bietet er Schiffern einen vertrauten Anblick, schildert Lata. An Festtagen war er feierlich geschmückt. Und wurde die Vereinsfahne auf halbmast gesetzt, wusste man, dass ein Kamerad die letzte, große Reise angetreten hatte. In den 70er Jahren ersetzte ein neuer, zweiteiliger Eisenmast das ursprüngliche Holzmodell, später kamen eine Schiffsglocke, zwei Anker und ein Gusspropeller hinzu. Die Anlage, da ist Lata sicher, zählt zu einer der schönsten ihrer Art.
Zuletzt hatte der Verein das Gebäude zum 100. Jubiläum noch einmal vollständig streichen lassen, „um unseren Gästen einen optisch möglichst guten Eindruck zu bieten.“
Das hat sich jetzt erledigt. Und auch, was mit der Aussichtsplattform
künftig geschieht, stehe in den Sternen, schildert Lata. Der Untergrund, das „Dach“der denkmalgeschützten Pumpstation, ist marode, in den Räumen darunter sei es feucht. Hier befindet sich das Fahnenlager, außerdem werden sie vom benachbarten Lokal für die Toilettenanlage genutzt. „Hier muss“, so Lata, „dringend etwas passieren.“
Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann (SPD) weiß das. Das Problem sei in der Tat die alte Pumpstation, die der Stadt, also dem IMD, gehöre. Deren Dach leide unter dem Gewicht der voll beflaggten Mastanlage, so dass sich immer wieder Risse bildeten, die abgedichtet werden müssten. Folge: „Der Mast muss weg. Darüber gibt es auch ein Gutachten.“Im Prinzip sei also der Schifferverein am Zug: Es läge an ihm, einen neuen Standort zu suchen. Im Laufe der Zeit seien Vorschläge wie Essenberg diskutiert worden, „aber da können die Schiffer den Mast ja nicht sehen“, überlegt Paschmann. Eine Alternative böten natürlich die Rheinwiesen, „aber dafür wäre ein stabiler Sockel nötig.“
Dagegen
sieht
Klaus
Radny,
CDU-Sprecher in der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl, die Bringschuld bei der Verwaltung. Dass Flicken auf Dauer nichts bringe, sei klar – er pocht auf eine Komplettsanierung des Daches. Bereits vor der Wahl habe sich die CDU die Rettung der Pumpstation ans Revers geheftet, „auch mit dem Ziel, den Fahnenmast an genau dieser Stelle, am Einfallstor zu Duisburg, zu erhalten. Und dafür finden wir auch Geldgeber.“Allerdings sei es unmöglich, tätig zu werden, wenn kein Kostenvoranschlag des IMD vorliege, obwohl man diesen via Bezirkspolitik gefordert und mehrfach angemahnt hätte. „Wenn wir nicht wissen, über welche Summe wir sprechen, können wir auch nicht verhandeln.“Radny hat alles geplant. Für Denkmäler gebe es Sondermittel von Land und Bund. Außerdem habe ein Investor Interesse angemeldet und wolle mit einsteigen. Der Fahnenmast sei „Homberger Symbol“und für viele wichtig und identitätsstiftend, führt er aus. „Diese ureigenen Dinge fördern letzten Endes das Gemeinschaftsgefühl einer Stadt.“Und dies sei gerade für Duisburg wichtig.