Rheinische Post Duisburg

Pracht-Symbol ohne Glanz

- VON PETRA KUIPER

Für viele Homberger ist er fast schon ein Wahrzeiche­n: Der Fahnenmast auf dem Deckel der alten Pumpstatio­n. Seit Jahren ist er allerdings eingezäunt. Jetzt wird ein neuer Standort diskutiert.

HOMBERG Was für ein trauriger Ort! Absperrgit­ter rundherum – knöchelhoc­h wuchert das Unkraut zwischen den Steinen hindurch. Die grauen Wolken, die an diesem Tag über dem Rheinvorla­nd hängen, runden den unwirtlich­en Eindruck ab; die alte Pracht des Homberger Fahnenmast­es lässt sich in diesem ungepflegt­en Ensemble kaum noch erahnen. Dieter Lata, Vorsitzend­er des Schifferve­reins Homberg, winkt ab. Schlimm ist das. „Dabei war das mal so ein schöner Platz.“

Früher genossen Ausflügler von hier aus den Blick über den Rhein. Bei Hochzeiten, Jubiläen und runden Geburtstag­en wurde feierlich geflaggt. Und jedes Jahr im Advent haben Lata und seine Mannen die Weihnachts­beleuchtun­g hochgefahr­en. Seit rund zweieinhal­b Jahren ist das vorbei. Der Deckel der alten Pumpstatio­n, auf der das Homberger Wahrzeiche­n steht, muss saniert werden. Eine Geldfrage – aber auch eine Frage der Ehre. Finden zumindest der Schifferve­rein und Teile der örtlichen Politik.

Seit 1955 thront der Fahnenmast an dieser Stelle. Unmittelba­r über dem Leinpfad bietet er Schiffern einen vertrauten Anblick, schildert Lata. An Festtagen war er feierlich geschmückt. Und wurde die Vereinsfah­ne auf halbmast gesetzt, wusste man, dass ein Kamerad die letzte, große Reise angetreten hatte. In den 70er Jahren ersetzte ein neuer, zweiteilig­er Eisenmast das ursprüngli­che Holzmodell, später kamen eine Schiffsglo­cke, zwei Anker und ein Gusspropel­ler hinzu. Die Anlage, da ist Lata sicher, zählt zu einer der schönsten ihrer Art.

Zuletzt hatte der Verein das Gebäude zum 100. Jubiläum noch einmal vollständi­g streichen lassen, „um unseren Gästen einen optisch möglichst guten Eindruck zu bieten.“

Das hat sich jetzt erledigt. Und auch, was mit der Aussichtsp­lattform

künftig geschieht, stehe in den Sternen, schildert Lata. Der Untergrund, das „Dach“der denkmalges­chützten Pumpstatio­n, ist marode, in den Räumen darunter sei es feucht. Hier befindet sich das Fahnenlage­r, außerdem werden sie vom benachbart­en Lokal für die Toilettena­nlage genutzt. „Hier muss“, so Lata, „dringend etwas passieren.“

Bezirksbür­germeister Hans-Joachim Paschmann (SPD) weiß das. Das Problem sei in der Tat die alte Pumpstatio­n, die der Stadt, also dem IMD, gehöre. Deren Dach leide unter dem Gewicht der voll beflaggten Mastanlage, so dass sich immer wieder Risse bildeten, die abgedichte­t werden müssten. Folge: „Der Mast muss weg. Darüber gibt es auch ein Gutachten.“Im Prinzip sei also der Schifferve­rein am Zug: Es läge an ihm, einen neuen Standort zu suchen. Im Laufe der Zeit seien Vorschläge wie Essenberg diskutiert worden, „aber da können die Schiffer den Mast ja nicht sehen“, überlegt Paschmann. Eine Alternativ­e böten natürlich die Rheinwiese­n, „aber dafür wäre ein stabiler Sockel nötig.“

Dagegen

sieht

Klaus

Radny,

CDU-Sprecher in der Bezirksver­tretung Homberg/Ruhrort/Baerl, die Bringschul­d bei der Verwaltung. Dass Flicken auf Dauer nichts bringe, sei klar – er pocht auf eine Komplettsa­nierung des Daches. Bereits vor der Wahl habe sich die CDU die Rettung der Pumpstatio­n ans Revers geheftet, „auch mit dem Ziel, den Fahnenmast an genau dieser Stelle, am Einfallsto­r zu Duisburg, zu erhalten. Und dafür finden wir auch Geldgeber.“Allerdings sei es unmöglich, tätig zu werden, wenn kein Kostenvora­nschlag des IMD vorliege, obwohl man diesen via Bezirkspol­itik gefordert und mehrfach angemahnt hätte. „Wenn wir nicht wissen, über welche Summe wir sprechen, können wir auch nicht verhandeln.“Radny hat alles geplant. Für Denkmäler gebe es Sondermitt­el von Land und Bund. Außerdem habe ein Investor Interesse angemeldet und wolle mit einsteigen. Der Fahnenmast sei „Homberger Symbol“und für viele wichtig und identitäts­stiftend, führt er aus. „Diese ureigenen Dinge fördern letzten Endes das Gemeinscha­ftsgefühl einer Stadt.“Und dies sei gerade für Duisburg wichtig.

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FOTO: VOLKER HEROLD Der alte Fahnenmast in Homberg. Dieter Lata, Vorsitzend­er des Schifferve­reins, will ihn dort unbedingt erhalten.

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