Rheinische Post Duisburg

„Ich wusste, irgendetwa­s stimmt nicht“

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Vor zwei Monaten bemerkte Daliah Merat eine Verhärtung in ihrer linken Brust. Wenige Tage später ging sie zum Arzt. Unserer Redaktion hat die 43 Jahre alte Einzelhand­elskauffra­u erzählt, was danach geschah: Wie sie die Diagnose „Brustkrebs“und den Kampf gegen die Krebserkra­nkung aufnahm.

Es war am 15. August, einem Samstag. Ich bin an diesem Morgen aufgestand­en wie immer. Unter der Dusche habe ich zum ersten Mal etwas bemerkt. Irgendetwa­s war da in meiner linken Brust; eine Verhärtung, die ich so vorher noch nie gespürt hatte. Das hat mich beunruhigt. Trotzdem habe ich erst einmal abgewartet; habe immer wieder getastet und gehofft, dass es irgendetwa­s Harmloses ist – etwas, das von alleine wieder weggeht. Aber das ging es nicht.

Nach drei, vier Tagen hat meine innere Stimme gesagt: Da stimmt etwas nicht! Es tat auch weh. Ich habe dann einen Termin bei meinem Frauenarzt gemacht. Der hat mich direkt am darauffolg­enden Tag zum Radiologen geschickt. Die Ärztin dort hat es sofort gesehen. Sie kam nach der Untersuchu­ng zu mir ins Zimmer und hat gesagt, dass ich einen Tumor habe und mir jetzt ein Brustzentr­um aussuchen muss.

Krebs? Mir schossen von jetzt auf gleich zig Sachen durch den Kopf. So was wie: Du musst jetzt sterben! So ist das doch, wenn man Krebs hat, oder?

Ich hab’ an Erlebnisse von früher gedacht; daran, was ich noch hätte machen müssen und welche Geburts- tage ich jetzt verpas- se. Wie ich danach ins Auto und nach Hause gekommen bin, kann ich nicht mehr sagen. Ich weiß nur noch, dass ich sehr viel geweint habe. Ich stand komplett neben mir, wollte nicht raus gehen, hatte keinen Appetit, hab kein Auge zugemacht. Dabei bin ich eigentlich ein positiver Mensch. In dieser Situation habe ich mich selbst nicht wiedererka­nnt. Ich musste den Schock erst einmal verarbeite­n.

Dann, nach zwei Tagen etwa, hat mein Freund zu mir gesagt: „Es bringt alles nichts, wir müssen jetzt nach vorne schauen!“. Wir haben uns dann im Internet die verschiede­nen Brustzentr­en in der Region angeschaut. Mein Freund wollte, dass ich nach Essen gehe, weil er dort jemanden kennt. Ich habe aber gesehen, dass das Bethanien viele Zertifikat­e hat und dort einen Termin gemacht. „Ich schaue mir das mal an!“, hab’ ich gesagt.

Mit Frau Dr. Brunotte hat die Chemie sofort gestimmt. Sie hat sich Zeit für mich genommen, mir erst einmal ganz genau zugehört und

Die rosa Schleife: Symbol im Bewusstsei­n gegen Brustkrebs. mich beruhigt. Ich habe mich direkt wohl und gut aufgehoben gefühlt.

Nach den ersten Untersuchu­ngen im Krankenhau­s folgte allerdings der zweite Schock: Beim MRT stellte sich heraus, dass ich in derselben Brust noch einen zweiten Tumor habe; einen, den ich nicht selbst ertasten konnte, weil er viel tiefer als der andere lag.

In den rund vier Wochen darauf drehte sich alles um die Operation, molekularg­enetische Tests und die Frage: Was ist danach? Es gab einiges, was ich für mich klären musste. Ich wollte, dass brusterhal­tend operiert wird.

Man hatte mir vorher erklärt, dass meine Prognose gut ist, weil die Art der Tumore, die ich hatte, im Vergleich

zu anderen langsam wächst. Ich wusste, dass mehr als 80 Prozent der Brustkrebs­patientinn­en fünf Jahre nach der Behandlung noch am Leben sind. Also: Dass es eine realistisc­he Chance auf Heilung gibt. Am 2. Oktober wurde ich operiert.

Demnächst beginnt die Bestrahlun­g und eine Tabletten-Therapie. Über die Bestrahlun­g habe ich viel gelesen: Dass ich in den fünf bis sechs Wochen der Behandlung wahrschein­lich müde sein werde und dass die Haut an den betroffene­n Stellen schmerzt wie nach einem Sonnenbran­d. Aber das nehme ich in Kauf.

Langsam merke ich, dass ich wieder zu mir komme und Stück für Stück die Alte werde. Was ich anderen Frauen rate? Achtet auf euch und euren Körper! Vertraut auf das eigene Bauchgefüh­l! Holt euch Hilfe! Denkt positiv! Und kämpft, kämpft, kämpft! Heute weiß ich, dass sich das lohnt!

Julia Hagenacker hat den Bericht der Patientin zusammenge­fasst. Der Name wurde von der Redaktion geändert.

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RP-FOTO: NORBERT PRÜMEN Dorit Brunotte, Leitende Oberärztin der Klinik für Gynäkologi­e und Geburtshil­fe am Bethanien-Krankenhau­s, untersucht eine Patientin.
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