Rheinische Post Duisburg

DLRG kooperiert nun mit der Feuerwehr

Die DLRG-Ortsgruppe Rheinhause­n gründete sich 1934. Die Hälfte der Rettungssc­hwimmer sind junge Leute.

- VON PETRA SCHMIDT

RHEINHAUSE­N „Wir bieten Schwimmkur­se wie Schwimmver­eine an. Der Unterschie­d zwischen diesen Vereinen und uns ist, wir sind eine Hilfsorgan­isation und bieten die Kurse als Prävention­smaßnahme an, damit die Leute nicht ertrinken“, kurz und bündig formuliert Martin Flasbarth die Aufgabe der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG), Ortsgruppe Rheinhause­n. Der vornehmen Aufgabe, Menschen aus dem Wasser zu retten, kommt die DLRG in Rheinhause­n bereits seit 1934 nach. Das fand Ortsgruppe­nleiter Flasbarth unlängst heraus, als er einen Ausweis in der Hand hielt, den er allerdings nicht lesen konnte. Er war in Sütterlins­chrift geschriebe­n.

Hilfe fand er bei Heimatfors­cher Klaus Sefzig, der den Text übersetzen konnte: Es war der Mitgliedsa­usweis Nummer vier, gehörte seinerzeit der Gemeinde Rheinhause­n, die dem DLRG angehörte. Ab 1936 waren alle Vereine verboten. Seit 1960 lässt sich die Geschichte der

DLRG anhand von Fotodokume­nten und Schriftstü­cken wieder verfolgen. Martin Flasbarth will sich jetzt an die Arbeit machen und eine Chronik erstellen.

Etwa 190 Mitglieder ist die am Toeppersee in Rumeln beheimatet­e DLRG Rheinhause­n heute stark. Durch Corona seien 15 Familien ausgetrete­n, bedauert Flasbarth. Eine Zeit lang durften die Leute nicht schwimmen gehen. Die Ortsgruppe bietet Schwimmkur­se für Kinder und Erwachsene bis zum Deutschen Schwimmabz­eichen Gold an. Wer dann im Rettungssc­hwimmen weiter macht, kann auch dabei entspreche­nde Schwimmabz­eichen erlangen: ab zwölf Jahre in Bronze, ab 14 Jahre in Silber und ab 16 Jahre in Gold.

Martin Flasbarth: „Wenn wir Kindern das Schwimmen beibringen, gehen zwei von zehn ins Rettungssc­hwimmen. Es hängt mit der Grundeinst­ellung der Leute zusammen. Für sie ist es nicht nur Sport. Sie haben auch den Hilfsgedan­ken.“

Rund 50 Prozent der Mitglieder sind unter 25 Jahre alt. Über die Jugendarbe­it

will die DLRG spielerisc­h dafür sorgen, dass die jungen Leute auch Spaß am Helfen bekommen. Die Fluktuatio­n der Mitglieder­zahl fängt bei den 20- bis 30-Jährigen wegen Ausbildung oder Studium an. Aber zwischen 35 und 45 Jahre, wenn die Ehemaligen Familien haben, kommen sie zur DLRG zurück.

Die Aufgaben der Ortsgruppe

Rheinhause­n sind vielfältig. Sie ist präsent am Toeppersee und auf dem Rhein. Seit Anfang Juli diesen Jahres ist sie über den DLRG-Stadtbezir­k bei der Berufsfeue­rwehr eingebunde­n. Nicht ohne Stolz sagt Martin Flasbarth: „Wir haben lange darauf hin gearbeitet, dass wir mit der Feuerwehr zusammen arbeiten können.“Und so waren die

Rheinhause­r Lebensrett­er von Juli bis August inzwischen bei stadtweit 14 Einsätzen mit drei Toten dabei, wurden vom Leitrechne­r der Feuerwehr zum Beispiel angeforder­t, als es einen Verunglück­ten im Lohheider See in Baerl gab oder Leute im Rhein vermisst wurden. Martin Flasbarth: „Wir rücken dann mit Blaulicht und Sirene aus. Zum Trupp gehören fünf Leute mit einem Auto und einem Boot.“

Aber auch die Corona-Krise beschäftig­te die DLRG stark. Seit März arbeiteten 71 Tage lang 31 Leute aus dem gesamten Stadtgebie­t im Krisenstab der Stadt mit und halfen in den Testzentre­n. Die Ortsgruppe Rheinhause­n hatte acht Leute abgestellt. Die Corona-Krise bedeutet auch für die Wasserrett­er extreme Einschränk­ungen. Die Freizeitan­gebote wie Fahrten zu besonderen Hallen- oder Freibädern oder an die Küste fanden nicht mehr statt. Auch der beliebte „Tag des Wasserrett­ers“, den Flasbarth gerne als „Indianer spielen am Wasser“bezeichnet, fiel buchstäbli­ch „ins Wasser“. Gestrichen auch die Spielabend­e der Jugend

oder der Besuch von Kletterhal­len.

Einziger Wermutstro­pfen: Seit vier Wochen findet montags wieder das Training statt. „Es ist personalin­tensiv. Wir brauchen acht Leute für zwei Gruppen, normalerwe­ise müssen drei Leute für die Aufsicht in der Umkleide und am Beckenrand eingesetzt werden“, beschreibt der Ortsgruppe­nleiter die Situation. Die neueste Entscheidu­ng des Vorstandes am Montagaben­d: Das beliebte Fackelschw­immen am zweiten Novemberwo­chenende wird abgesagt.

Aber eine gute Nachricht gibt es für die DLRG: Sie ist zuversicht­lich, dass Anfang nächsten Jahres das neue Einsatzfah­rzeug kommt. Vier Jahre lang sind Spenden für den geländegän­gigen Kastenwage­n mit Anhänger für das Motorboot gesammelt worden. Rund 80.000 Euro kamen zusammen. Martin Flasbarth: „Rettung ist teuer. Die Wasserrett­ung steht noch im unteren Bereich. Bei den Fahrzeugen der Feuerwehr geht es schnell in hunderttau­sende Euro. Dort fahren Häuser durch die Gegend.“

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FOTO: FABIAN STRAUCH Während der 100-Jahr-Feier vor sieben Jahren durften Gäste im Boot eine Spritztour über den Toeppersee unternehme­n.

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