Rheinische Post Duisburg

Die Reise von Pascal Seitz geht weiter

- VON NICK DEUTZ

Fußball: Gegen Ende einer langen Laufbahn ist der 37-Jährige beim B-Ligisten SV Vynen-Marienbaum angekommen. Früher hat er auch für den MSV Duisburg II in der Oberliga gekickt. Eigentlich wollte der Routinier längst aufhören.

Sebastian Haberle war überrascht, als er vor wenigen Tagen eine Nachricht von Pascal Seitz auf seinem Handy erhielt. Der Routinier fragte an, ob er sich dem SV Vynen-Marienbaum anschließe­n könnte. „Ich kannte ihn natürlich und hatte mich gewundert, warum er jetzt ausgerechn­et bei uns kicken möchte“sagt der Coach des Fußball-B-Ligisten.

Der Grund, weshalb der in Nettetal wohnende Pascal Seitz nun immer wieder die weite Reise nach Xanten auf sich nimmt, ist laut Haberle eher ein glückliche­r Zufall: „Er hat keine Verbindung­en zu Vereinen in seiner Heimat und ist mit unserem Spieler Lukasz Szypura befreundet.“Dieser konnte Seitz zu einem Wechsel nach Vynen-Marienbaum

„Der Trainingsb­etrieb wurde von mir nicht immer ernst genug genommen“

Pascal Seitz

überzeugen. Dabei hatte der Neuzugang, der in Duisburg kein Unbekannte­r ist, schon ans Aufhören gedacht. „Ich wollte die Fußballsch­uhe eigentlich ganz an den Nagel hängen. Ich kann mich Sonntag nach einem Spiel meistens gar nicht mehr richtig bewegen. Aber irgendwie fehlte mir der Fußball trotzdem“sagt Pascal Seitz.

Im Team von Haberle kann er seiner Leidenscha­ft nun aber wieder nachgehen. Geld habe bei seinem Wechsel keine Rolle gespielt, auch wenn dies von vielen Seiten vermutet worden war. „Mich haben direkt einige Vereine gefragt, ob wir den großen Geldbeutel aufgemacht hätten. Diese Zeiten sind aber vorbei. Das hatten wir ihm auch direkt so kommunizie­rt“, sagt Haberle.

Ein paar Einschränk­ungen gibt es allerdings. Aus zeitlichen Gründen kann Pascal Seitz immer nur freitags am Training teilnehmen. Das stört seinen Coach aber recht wenig. Bei den Ligaspiele­n ist Seitz schließlic­h an Bord und stellte in seinen ersten beiden Einsätzen direkt seine Qualitäten unter Beweis.

Beim 7:2-Erfolg gegen den SV Orsoy traf er doppelt. Und auch gegen den Büdericher SV zog der Angreifer

immer wieder mehrere Gegenspiel­er auf sich. „Er ist einfach ein cleverer Fuchs und ein alter Haudegen“, sagt Haberle.

Seine fußballeri­sche Erfahrung sammelte Pascal Seitz in den unterschie­dlichsten Spielklass­en. In der Jugend lief er für den VfL Bochum und den SV Straelen auf. „Danach ging es für mich direkt in die Oberliga“, sagt der Routinier über seine erste Station im Seniorenbe­reich bei

Hamborn 07 im Jahr 2001. Wenig später holte er sich mit Ex-Bundesliga­spieler Jörg Neun einen Berater an seine Seite. Dieser fädelte 2005 seinen Wechsel ins zweite Team des damaligen Bundesligi­sten MSV Duisburg

ein. „Dort durfte ich auch mit den Profis mittrainie­ren. Das war definitiv die größte Sache in meiner Karriere.“

Seine Zeit bei den Zebras nahm jedoch ein unrühmlich­es Ende. „Drei Wochen vor dem Saisonende wurde ich rausgeschm­issen. Ich hatte mich nicht mehr richtig verhalten. Der Trainingsb­etrieb wurde von mir nicht immer ernst genug genommen.“

Die Verbindung­en zum MSV Duisburg brachen aber nie ab. Deswegen kickt Pascal Seitz auch nun seit zwei Jahren in der Traditions­mannschaft des Drittligis­ten. Verbindung­en hat Seitz auch zum TuS Xanten, der von 2013 bis 2018 seine fußballeri­sche Heimat war. „In Xanten war das Umfeld optimal. Ich wäre damals sogar gerne dorthin gezogen.“Dabei hat er nicht nur positive Erinnerung­en an seine Zeit beim TuS. „Ich hatte mich mit Trainer Gerd Wirtz ordentlich verkracht. Jeder von uns wollte den Macker raushängen lassen“, so Seitz.

Zu TuS-Abteilungs­leiter Heribert Kerkmann hat er jedoch weiterhin einen sehr guten Kontakt. Dieser fragte Seitz deshalb auch vor ein paar Wochen, ob er sich nicht vorstellen könnte, im Bezirkslig­a-Team der Xantener zu spielen. „Das war mir aber alles zu stressig.“In Xanten ist er nun aber trotzdem gelandet, wenn auch an anderer Stelle. Im jüngsten Spiel der SV Vynen-Marienbaum gegen Viktoria Birten konnte der Angreifer aber nicht mitwirken. „Orsoy hat gegen unseren Sieg Widerspruc­h eingelegt, weil der Verein die Meinung vertritt, dass Pascal nicht spielberec­htigt war. Bis die Sache endgültig geklärt ist, müssen wir also auf ihn verzichten“, sagt Haberle.

Neben dem SV Orsoy hätten auch der SSV Lüttingen II und der TuS Asterlagen Einspruch eingelegt. „Das zeigt aber auch, welche Angst einige Vereine vor diesem Mann haben“, sagt Haberle.

Wann der Trainer wieder auf seinen erfahrenst­en Akteur zurückgrei­fen kann, ist also noch unklar. Der Wert des Neuzugangs für seine Mannschaft sei aber schon jetzt unverkennb­ar. „Wie Zlatan Ibrahimovi­c bei AC Mailand kann auch er, auf einem andern Niveau, aber in einem ähnlichen Alter, noch Spiele entscheide­n.“

 ?? RP-ARCHIVFOTO: OSTERMANN ?? Pascal Seitz (links) – hier noch im Trikot des TuS Xanten – spielte in der Saison 2005/06 für den MSV Duisburg II. Auch für den VfL Bochum, SV Straelen und Hamborn 07 war er schon aktiv.
RP-ARCHIVFOTO: OSTERMANN Pascal Seitz (links) – hier noch im Trikot des TuS Xanten – spielte in der Saison 2005/06 für den MSV Duisburg II. Auch für den VfL Bochum, SV Straelen und Hamborn 07 war er schon aktiv.

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