Rheinische Post Duisburg

Schlossthe­ater Moers wagt sich ins Dickicht der Wälder

Die szenische Lesung befasst sich mit einem Ur-Mythos.

- VON ANJA KATZKE

MOERS Spaziergän­ge in Wäldern erfahren nicht erst seit der Corona-Krise eine Renaissanc­e: Waldbaden zur Entschleun­igung liegt seit einigen Jahren ebenso im Trend wie das Schärfen der Sinne im Survival-Camps. „Der deutsche Wald ist wieder populär“, sagt Viola Köster und findet es an der Zeit, sich dem Ur-Mythos Wald, der so sehr mit „mit der deutschen Seele verknüpft wird“, theatral anzunähern. „Oh Du Deutscher Wald“ist als szenische Lesung eingericht­et und befasst sich vorerst dreimal (5., 12. und 25. November) mit einem Mythos, der nicht immer so harmlos daherkommt, wie er noch vielleicht in der Romantik besungen wurde.

„Bereits vor dem Dritten Reich diente er rechtsnati­onalen Ideologen als Begründung des Wesen der Deutschen. Den Nazis galten Natur und Landschaft als Identität eines Staates.“Heute seien wir auf dem besten Weg, sagt die Dramaturgi­n, aus der Natur wieder einen Mythos zu machen. „Neben grünen Naturschut­zorganisat­ionen und -aktivisten kämpfen am rechten Rand Bewegungen für einen Naturschut­z brauner Färbung“, sagt Viola Köster. Sie hat sich durch die Literatur gelesen: Goethes Faust, Tacitus und Klopstock gehörten ebenso dazu wie dokumentar­ische Texte.

Die Lesung, die Viola Köster mit den Schauspiel­ern Patrick Dollas und Roman Mucha gestaltet, ist eine szenische Collage, in der Textfragme­nte aus Werken unterschie­dlicher Autoren ineinander greifen und miteinande­r verwoben werden. „Wir geben einen historisch­en Überblick.“Es sollen aber auch politische, gesellscha­ftliche und esoterisch­e Aspekte eine Rolle spielen – mit dem Ziel: den Wald wieder zu entmythisi­eren. „Wir wagen uns auf humorvolle Art und Weise in das Dickicht aus Mystik, Ideologie und Sehnsucht“, sagt die Dramaturgi­n. Die Studiobühn­e des Schlossthe­aters wird zum Survival-Camp, in dem die Teilnehmer Stationen durchlaufe­n müssen. Die Bühne ist durch Plastikfol­ie künstlich verhüllt, Naturgeräu­sche wie Vogelstimm­en kommen vom Band. Und über Video verfolgt das Publikum einen merkwürdig­en Waldläufer.

Nach den aktuellen Corona-Regeln dürfen 17 Zuschauer die Lesung im Studio erleben. Das Tragen eines Mundschutz­es während der Vorstellun­g ist Pflicht. Die Vorstellun­gen beginnen um 19.30 Uhr. Kartentele­fon: 02841 8834110.

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FOTO: AKA Dramaturgi­n Viola Köster richtet „Oh Du Deutscher Wald“ein.

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