Deutsche Bank verdient 300 Millionen Euro
Vor allem das Investmentbanking war im dritten Quartal gut für die Bilanz. Dagegen stagniert das Geschäft mit den Privatkunden.
FRANKFURT Der im Sommer 2019 angekündigte Umbau der Deutschen Bank ist eine schwierige Angelegenheit und deshalb auch nur in Teilschritten zu bewältigen. Auf dem Weg zu neuer Profitabilität hat das Unternehmen im dritten Quartal 2020 einen wichtigen Schritt gemacht: Es hat auch unter dem Strich schwarze Zahlen geschrieben. Die Bank verbucht für die Monate Juli bis September einen Gewinn von mehr als 300 Millionen Euro, nach einem Minus von mehr als 830 Millionen Euro im gleichen Vorjahreszeitraum. Vor Steuern verdiente Deutschlands größtes Geldhaus 482 Millionen Euro. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres war ein Vorsteuerverlust von 687 Millionen Euro angefallen.
Der Aufschwung ist unter anderem dem in der Vergangenheit vielfach kritisierten Investmentbanking zu verdanken. Inmitten der Pandemie ist die Sparte, an der sich die Geister so sehr geschieden haben, wieder ein Erfolgsfaktor geworden. In diesem Geschäftsfeld sind die Erträge um 43 Prozent auf rund 2,4 MiIlliarden Euro gestiegen. Im zweiten Quartal waren es sogar 2,7 Milliarden Euro gewesen. Ein stabiler Pfeiler der Ergebnisrechnung also. Durch den Handel mit Währungen und Anleihen lässt sich gegenwärtig gut Geld verdienen, wie bereits die Zwischenbilanzen der amerikanischen Großbanken in den vergangenen Wochen gezeigt haben. Zudem gibt es im Beratungsund Emissionsgeschäft ein Plus von 15 Prozent, weil deutlich mehr Aktien und Anleihen emittiert worden sind. Dagegen stagniert das Privatkundengeschäft, in dem die Deutsche Bank ja bereits Konsequenzen gezogen hat und von den bundesweit noch 500 Zweigstellen im kommenden Jahr jede fünfte schließen will. Ohne weitere Jobverluste über den Abbau von 18.000 Arbeitsplätzen hinaus, der ohnehin schon angekündigt worden ist.
Christian Sewing, der seit rund zweieinhalb Jahren an der Spitze der Bank steht, ist zufrieden mit der Entwicklung seit Sommer 2019. „Im fünften Quartal unserer Transformation haben wir neben unserer Kostendisziplin auch gezeigt, dass wir Marktanteile gewinnen können. Unser fokussiertes Geschäftsmodell zahlt sich aus, und wir erwarten, dass sich ein erheblicher Teil unserer Ertragssteigerungen als nachhaltig erweisen wird“, erklärte Sewing anlässlich der Vorlage der Quartalszahlen. Die Bank könne „weiterhin unseren Kunden in schwierigen Zeiten zur Seite stehen und neue Geschäftschancen nutzen“.
Sogar die Risikovorsorge macht dem Vorstandsvorsitzenden weniger Kopfzerbrechen, als man es in der Corona-Krise und den damit drohenden Firmenpleiten vermuten könnte. Die Vorsorge ist im dritten Quartal um fast eine halbe Milliarde auf 273 Millionen Euro gesunken. Anlass zu stärkeren Maßnahmen sieht die Bank offenbar nicht, was den Schluss zulässt, dass sie die Risiken schon in den Vorquartalen in entsprechendem Ausmaß berücksichtigt hat und sie weniger Kreditkunden im Portfolio hat, die von einem erneuten Lockdown betroffen sein könnten.
Die Deutsche Bank hat damit zwar besser abgeschnitten, als es manche Analysten erwartet hatten. An der Börse verlor die Aktie zwischenzeitlich trotzdem bis zu fünf Prozent, was aber auch mit der Furcht der Börsianer vor einer allgemeinen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in der Corona-Krise zu tun hat. Die Angst vor einem weitergehenden Lockdown ist groß, und sie hat den Deutschen Aktienindex um mehr als drei Prozent auf weit unter 12.000 Punkte abstürzen lassen. Und es gibt Zweifel, ob das dritte Quartal der Deutschen Bank entgegen der positiven Entwicklung der jüngeren Vergangenheit doch nur ein Ausreißer nach oben gewesen sein und das vierte Quartal wieder schlechter ausfallen könnte.