Schulen drehen die Heizungen höher
Ein erster „Schulgipfel“in Duisburg hat Eltern und Verantwortliche an einen gemeinsamen Tisch gebracht. Welche Sofort-Maßnahmen bei dem Treffen vereinbart wurden.
(akal) Melanie Maurer hat alle an einen Tisch bekommen: Die Bildungsdezernentin Astrid Neese und den Schulamtsleiter, die Vorsitzenden der Lehrer-Gewerkschaften und den Sprecher der Schulleiter. Melanie Maurer ist vor allem Mutter – und frisch gewählte Vorsitzende der Elternschaft Duisburger Schulen (EDuS). Was bei dem Treffen herauskam:
Wie in einer Schulklasse habe es sich am Dienstagabend im Rathaus angefühlt, erzählt Maurer: Kalt und laut, denn coronabedingt fand die Begegnung auf Abstand und mit geöffneten Fenstern statt. Die dauerhafte Geräuschbelastung und Temperaturen unter 18 Grad würden Arbeitnehmer kaum akzeptieren, aber Kinder hätten keine Lobby, so die Elternvertreterin, „und trotzdem machen die Schüler alles tapfer mit“, sagt sie anerkennend.
Gemischt ist ihre Bilanz nach dem „Schulgipfeltreffen“: „Ich habe das Gefühl, dass jeder in seinem Bereich das maximal mögliche tut.“Um große Veränderungen anzustoßen, müsse der Blick Richtung Düsseldorf gehen. Und da habe sie resigniert erkennen müssen, dass „das System extrem träge ist“. Sie will jetzt eruieren, ob die Elternschaft ein weiteres Einschreiten fordert und ob gemeinsam mit der Landeselternschaft die Bildungsministerin angesprochen werden soll.
Maurer weiß, dass die Elternschaft heterogen ist und es deshalb schwer ist, für alle zu sprechen. Mit Blick auf eine Mini-Demo am Wochenende, wo gegen die Maskenpflicht protestiert wurde, sagt sie: „Für uns ist klar, dass Masken notwendig sind, darüber diskutieren wir auch nicht mehr.“
Auf ihrer Agenda hatte Maurer Forderungen wie die Halbierung von Klassen, zeitversetzte Schulstarts und Pausen, auch die Aufnahme gesundheitsrelevanter Themen in den Unterricht hält sie für dringend notwendig. Wichtig sei deshalb die Rückmeldung der Lehrer gewesen, die auch ohne Reform des Curriculums „schon auf dem Zahnfleisch gehen“. Die Elternvertreterin erkennt lobend an: „Schulleiter, Lehrer, Hausmeister, sie alle sind in den letzten Monaten über sich hinaus gewachsen!“
Bildungsdezernentin Astrid Neese bestätigt, dass das Gespräch „in konstruktiver Atmosphäre“verlaufen sei. Es habe einen Austausch über Themen die Beschaffung von Masken, die für Kinder im Grundschulalter
geeignet sind sowie die Digitalisierung. Man werde in den kommenden Wochen bilateral im Gespräch bleiben, so Neese.
In der Runde wurde auch über die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten für die Klassen gesprochen. Abgesehen davon, dass es dafür an finanziellen Mitteln fehlt, sei der Tenor gewesen, dass regelmäßiges Lüften genüge, berichtet Maurer, da würde zur Not die Anschaffung einer Eieruhr als Mahner reichen. Maurer als Diplom-Pädagogin mahnte bei den Verantwortlichen auch an, die Psychohygiene der Kinder nicht aus dem Blick zu verlieren. „Mir fehlt die Fürsorge für die Kinder und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse“. In einigen Klassen habe nicht mal einem Geburtstagskind gratuliert werden dürfen.
Und an manchen Schulen seien Schüler angehalten, alle Bücher immer mit heim zu nehmen, um für alles gerüstet zu sein. Dieses Fokussieren auf den „Worst Case“sei für Kinder belastend.
Ein Erfolg des schulischen Gipfeltreffens könnte schon schnell spürbar sein: Die Heizungen werden in den Duisburger Schulen höher gedreht, damit sie mehr leisten können, berichtet Melanie Maurer. Auch wenn es klimatechnisch und energetisch eigentlich eine Katastrophe ist. Noch so ein Thema, das stärker in den Unterricht einfließen könnte. Bis zum Ende der Herbstferien hatten Duisburger Schulen 127 Coronafälle bei Schülern und Lehrern gemeldet.
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