Rheinische Post Duisburg

Allerheili­gen – in diesem Jahr ganz anders

- VON JULIA MÜLLER

Corona macht’s nötig: Der Fackelzug der Kinder auf dem Trompeter Friedhof fällt aus, und die Homberger Gemeinde St. Franziskus verschenkt „Gedenkboxe­n“an Trauernde.

HOMBERG/RHEINHAUSE­N Verbindlic­he Termine sind schwierig in Tagen wie diesen. Und so kann der Homberger Pfarrer Thorsten Hendricks vier Tage vor Allerheili­gen nur hoffen, dass es bei den Plänen bleibt, die die Gemeinde in diesem so besonderen Corona-Jahr für den 1. November gemacht hat. Der Feiertag soll für die Katholiken in Homberg mit zwei Messen starten – um 10.30 Uhr in St. Johannes und um 12 Uhr in der Kirche Liebfrauen. Für die traditione­lle Andacht auf dem Parkfriedh­of musste umgeplant werden. „Wir machen das sonst immer in der Kapelle, aber da dürften wir jetzt nur 20 Leute empfangen, deshalb bleiben wir diesmal draußen auf dem Platz davor“, sagt Thorsten Hendricks. Dort wird es um 15 Uhr eine Andacht geben und die Segnung der Gräber in alle Himmelsric­htungen. Hendricks: „Das wird auf jeden Fall möglich sein, wir sind ja draußen.“

Die Homberger Kirchengem­einde hat in den vergangene­n Monaten mit vielen kreativen Ideen versucht, die Gläubigen so gut wie möglich durch die Corona-Krise zu begleiten. Dazu gehörten Sommerkirc­henhefte mit Bibelgesch­ichten für die Ferienzeit und die beliebten Tüten mit dem flotten Namen „Kirche to go“, die gefüllt mit Kräutertee, Kerze, Segenswuns­ch, Lesung und Geschichte durch die Zeit ohne Gottesdien­ste helfen sollten. Eine Idee, die so gut ankam, dass die Ehrenamtle­r noch immer jede Woche 90 Tüten zu den

Menschen nach Hause bringen. Nun bekommen die Helfer für den Feiertag Allerheili­gen und den darauf folgenden Totengeden­ktag Allerseele­n am 2. November noch eine Aufgabe dazu. „Wir haben uns etwas Neues einfallen lassen“, freut sich der Pfarrer über die frisch gepackten „Gedenkboxe­n“, die Trauernde beim Besuch am Grab begleiten sollen. Hendricks und sein Team haben 85 Kartons mit einem Grablicht, Mut machenden Geschichte­n, tröstenden Sprüchen einer Gebetskart­e

und einem persönlich­en Anschreibe­n des Pfarrers gepackt. Sie sind gedacht für all die Menschen, die seit dem 1. November 2019 einen Angehörige­n in Homberg verloren haben.

„Wir hätten sie sonst alle zu unserer Messe an Allerseele­n in St. Johannes eingeladen, aber das geht ja in diesem Jahr leider nicht, dass so viele in die Kirche kommen“, so Hendricks. Stattdesse­n werden nun die Gedenkboxe­n im näheren Umkreis persönlich verteilt oder per Post an

Angehörige verschickt, die weiter weg wohnen.

„Ich merke, dass die Menschen wieder vorsichtig­er und besorgter sind“, sagt der Pfarrer. Allerheili­gen ist für ihn gerade in Zeiten wie diesen ein wichtiger Tag. „Das ist ein Fest für alle Menschen, denn die Heiligen, sind unsere Fürspreche­r und das können wir im Moment ja besonders gut gebrauchen.“

Auch in den katholisch­en Gemeinden in Rheinhause­n ist in diesem Jahr vieles anders am 1. November.

Der große Fackelzug der Kinder auf dem Trompeter Friedhof wird ausfallen.

Die Mädchen und Jungen hatten sonst immer selbst bemalte Kerzen an den Gräbern aufgestell­t. Die Friedhofsg­ärtnerei Freuken, die die Aktion organisier­t, hat die schon vor Corona gekauften Grabkerzen dennoch an Kindergärt­en verteilt. Die bunten Erinnerung­slichter können diesmal dann individuel­l von den Familien zum Grab gebracht werden.

Die Segnungsfe­ier, die jedes Jahr mit dem Fackelzug am Nachmittag verbunden ist, soll es laut Pfarrer Johannes Mehring aber trotzdem geben: „In abgespeckt­er Version“. 25 Menschen dürfen in die Kapelle auf dem Trompeter Friedhof. Die Andacht wird mit Lautsprech­ern nach draußen übertragen. Anschließe­nd geht es zur Segnung der Gräber zum Memoriam-Garten. Da Kindern das Einhalten der Abstände oft schwer fällt, sind in diesem Jahr nur die Erwachsene­n erwünscht.

Auch für Johannes Mehring hat Allerheili­gen 2020 eine besondere Bedeutung. „Es ist eine ganz eigentümli­che Stimmung. Wir waren emotional selten so nah an der eigenen Sterblichk­eit“, beschreibt der Pfarrer sein Gefühl. „Da brauchen wir einen besonderen Segen.“Den wird es von ihm am Sonntag geben.

Ansonsten wünscht er allen Menschen das, was er auch uns zum Abschied des Gesprächs mit einem Mut machenden Lachen sagt: „Bleiben Sie lebendig!“

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FOTO: PICKARTZ Der Memoriam-Garten auf dem Parkfriedh­of Homberg ist ein sinnlicher Ort der Erinnerung.

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