Ein starkes Team seit 65 Jahren
Jan und Sigrid Gehnen feiern ihre Eiserne Hochzeit. Die Homberger Urgesteine blicken auf 65 gemeinsame Jahre zurück.
HOMBERG Tochter Ulrike Burkhardt hört man den Stolz an der Stimme an, den sie für ihre Familie und vor allem für ihre Eltern empfindet. „Wir wohnen nach wie vor alle auf einem großen Grundstück und kümmern uns umeinander“, erzählt sie und beschreibt damit eine heute fast ausgestorbene Lebensform.
Das Mehr-Generationen-Wohnen ist extrem aus der Mode gekommen. Doch schafft dieses Leben ganz besondere emotionale Bindungen. Und das gilt nicht nur für das Jubelpaar, das sich heute rühmen darf, 65 Jahre gemeinsam verbracht zu haben. Auch die vier Kinder, die sechs Enkel und eineinhalb Urenkel sind stark mit Oma und Opa verwoben, und wer auch nur kurz aus der Ferne heim nach Homberg kommt, der schaut selbstverständlich bei Jan und Sigrid vorbei. Oma und Opa gehören halt genauso dazu wie alle anderen.
Den Grundstein für diese keinesfalls selbstverständliche Selbstverständlichkeit haben die beiden im Jahr 1952 gelegt. Sigrid war damals in der Ausbildung bei einem Steuerberater und Jan musste öfter für seinen Chef ein paar Unterlagen einreichen. Ein paar Blicke, und schon traf man sich ganz unverfänglich mit anderen Freunden am lauschigen Rheinufer. Der Rest ist Geschichte.
Sigrid war damals 16, Jan 18 Jahre alt. Geheiratet wurde zweieinhalb Jahre später. Vier Kinder und diverse Enkel und Urenkel später fragt die aktuelle Teenager-Elterngeneration sich bei diesem Paar schon lange nicht mehr, ob die Ehelichung der ersten großen Liebe wirklich zielführend war. Bei Jan und Sigrid hat es offensichtlich geklappt.
„Ich habe meine Eltern gefragt, wie sie es geschafft haben, so lange gemeinsam an einem Strang zu ziehen: Ganz wichtig waren für beide ihre eigenen Hobbys. Man sollte sehr viel gemeinsam machen, über Probleme sprechen, sich aber auch eigene Enklaven schaffen, in denen nur einer der Partner aktiv ist“, sagt Tochter Ulrike.
Bei Sigrid war das beispielsweise die Kindertanzgruppe, die sie über 25 Jahre lang betreut hat. Göttergatte Jan hat damals in der Kennenlernphase eine Ausbildung als Schmied gemacht, war dann aber lange Jahre bei der Berufsfeuerwehr.
Dort hat er sich in der Werkstatt um die Wagen und deren Instandhaltung gekümmert. Abgesehen von den eigenen Hobbys sind beide jahrelang in der kfd engagiert gewesen und haben gemeinsam Gruppenreisen organisiert und betreut.
Hier ging es seit den 80er-Jahren kreuz und quer durch Deutschland und Europa, vom Gardasee bis hin zu diversen Flusskreuzfahrten auf Rhein und Donau.
Mittlerweile ist mit der Reiseorganisation Schluss, mit über 80 darf man da den Staffelstab gerne an die nachrückende Generation
weitergeben. Auch der Tanzkreis Schwarz Gold Moers muss mittlerweile auf Jan und Sigrid verzichten. Die Freundschaften allerdings, die sich über die Jahre hinweg aus diesem gemeinsamen Hobby ergeben haben, bestehen bis heute. Auch wenn es in Pandemiezeiten gar nicht so einfach ist, Kontakte zu pflegen.
„Wir sind gerade extrem froh, dass wir gemeinsam auf einem großen Grundstück wohnen. So können wir uns zwischendurch immer mal kurz draußen im Garten sehen und sprechen, ohne meine Eltern zu gefährden“, sagt Ulrike Burghardt. Sie wohnt mit ihrer Familie im vorderen Bereich des Grundstücks und ist jederzeit zur Stelle, wenn die Senioren kurz Unterstützung benötigen. Gefeiert wird heute durch den Virus eher im ganz kleinen Kreis und im Privaten.