Entsetzen über Terroranschlag in Nizza
Drei Menschen sterben bei einer Attacke in der Basilika Notre-Dame. Es ist der dritte Anschlag innerhalb kurzer Zeit. In Frankreich gilt deshalb jetzt die höchste Terrorwarnstufe. Präsident Macron spricht von islamistischem Terror.
NIZZA In der Innenstadt von Nizza herrscht bereits am frühen Morgen geschäftiges Treiben. Am Tag vor dem für Freitag angekündigten strengen Corona-Lockdown in Frankreich wollen sich viele Menschen noch mit den nötigsten Dingen des täglichen Lebens eindecken. Plötzlich fallen Schüsse, und vor der Basilika Notre-Dame, der größten Kirche der Metropole, bricht Panik aus. Nur Augenblicke nach den ersten Hilferufen sind Polizisten vor Ort, stürmen in die Basilika und überwältigen einen Mann.
Im Innern der Kirche bietet sich ihnen ein Bild des Grauens: Auf dem Boden liegen zwei leblose, blutüberströmte Menschen, eine dritte, schwerverletzte Person wird in einem nahegelegenen Bistro versorgt, auch sie stirbt wenig später.
Lange herrscht Unklarheit darüber, was sich genau in der Kirche zugetragen hat, die Polizei hüllt sich in Schweigen. Dann aber schreibt Christian Estrosi, Bürgermeister von Nizza, auf Twitter von einer „islamofaschistischen Tat“. Der Angreifer habe bei seiner Festnahme mehrfach „Allahu Akbar“gerufen, sagt er in den ersten Interviews. Laut Estrosi deutet „alles auf einen Terroranschlag hin“. Zu diesem Zeitpunkt hatte die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft bereits die via Twitter, der mutmaßliche Täter sei über die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa eingereist.
Bürgermeister Estrosi ist am Nachmittag der Erste, der öffentlich ausspricht, was nach der Attacke viele Menschen denken. Der Täter sei ähnlich vorgegangen wie bei der Ermordung des Geschichtslehrers Samuel Paty vor rund zwei Wochen. Und: Nur wenige Wochen vor dem Mord an Paty hatte ein junger Mann zwei Journalisten vor dem früheren Sitz der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“niedergestochen – als Rache für die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich tief bestürzt über die Bluttat in Nizza und flog unverzüglich an den Anschlagsort, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Schon am Morgen hatte er sich mit dem Thema Islamismus auseinandergesetzt und in Paris an einer Sitzung des Krisenstabs teilgenommen. Der Grund: In einer Reihe muslimischer Länder hatte es in den vergangenen Tagen Drohungen und Boykottaufrufe gegen Frankreich gegeben. Die Proteste entzündeten sich an Macrons Äußerungen bei der Trauerfeier für Samuel Paty. Er hatte sagte, der Islam befinde sich in einer Krise und hatte ein Festhalten an den Mohammed-Karikaturen im Namen der Meinungsfreiheit angekündigt. Nach der Attacke in Nizza sprach Macron von einem „islamistischen Terroranschlag“.
Die Morde in Nizza sollten am Donnerstag nicht die einzige Schreckensmeldung bleiben. Am Nachmittag bedrohte ein Mann in Montfavet bei Avignon nach Angaben der Polizei mehrere Passanten mit einer Pistole. Zunächst hieß es, er habe ebenfalls „Allahu Akbar“geschrien. Polizisten hätten den Mann erschossen. Am Abend meldeten französische Medien dann, dass der 33-Jährige Anhänger der extremen rechten Identitären Bewegung und wegen psychischer Probleme in Behandlung gewesen sei. In Lyon wurde am Nachmittag ein mit einem Messer bewaffneter Mann festgenommen. Der Mann sei den Sicherheitsdiensten bekannt, hieß es. Verletzt wurde niemand. (mit dpa)