Rheinische Post Duisburg

Das Recht auf Bildung steht auf dem Spiel

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Es mag sein, dass Schulen keine Treiber der Corona-Infektione­n sind. Zumindest nicht in einer Phase mit niedrigen Ansteckung­sraten. Gerade aber entwickelt sich das Infektions­geschehen so dynamisch, dass auch Schulen zunehmend betroffen sind. In Köln schlägt sich das schon am Ende der ersten Schulwoche nach den Herbstferi­en deutlich nieder: In mehr als jeder vierten Schule gibt es mittlerwei­le infizierte Schüler. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also der Wert der Neuinfekti­onen binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner, liegt in ganz Köln zurzeit über der Schwelle von 200. Ähnlich ist die Lage in Solingen. Die Stadt hat daher beschlosse­n, an weiterführ­enden Schulen die Klassen zu teilen und nur noch eine Hälfte der Schüler vor Ort zu unterricht­en. Für die anderen soll wieder Homeschool­ing gelten, möglichst mit digitaler Anbindung. Spätestens nach einer Woche wird gewechselt.

Ein solches Modell kann funktionie­ren, wenn die Schulen gut darauf vorbereite­t sind. Wenn die Lehrer Dienst-Laptops haben, bedürftige Schüler Tablet-Computer ausleihen können, wenn das W-Lan in der Schule wie zu Hause ausreicht – und die digitalen Kompetenze­n sowieso. Danach sieht es landesweit aber nicht aus. Noch immer sind längst nicht alle verfügbare­n Mittel für Computer abgerufen, es hapert an allen Ecken und Enden.

Das weiß auch NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer. Die FDP-Politikeri­n lässt das Vorgehen Solingens nun auf Rechtmäßig­keit prüfen, wohl auch um zu vermeiden, dass es in anderen Kommunen Nachahmer findet. Und am Ende doch wieder ein Großteil der Schüler auf die Betreuung der Eltern beim Homeschool­ing angewiesen ist. Nach den Beteuerung­en, dass Schulen und Kitas unbedingt offen bleiben müssen, wäre das ein schwerer Schlag.

BERICHT SOLINGEN SCHICKT SCHÜLER NACH HAUSE, TITELSEITE

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