Rheinische Post Duisburg

Zittern und abwarten mit Peter Altmaier

- VON BIRGIT MARSCHALL

Peter Altmaier muss von Berufs wegen zuversicht­lich bleiben. Der Wirtschaft­sminister sieht die deutsche Wirtschaft weiter im Aufschwung – trotz der Kontaktbes­chränkunge­n und Geschäftss­chließunge­n, die Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten dem Land kurzfristi­g für November verordnet haben. Seine Regierungs­prognose ist nicht vorsichtig, wie Altmaier vorgibt, sondern mutig und gewagt. Sie steht nach den Beschlüsse­n von dieser Woche auf noch wackligere­n Beinen als zuvor schon.

Alles steht und fällt mit der weiteren Entwicklun­g in der Pandemie. Gelingt es, mit dem Teil-Lockdown die Zahl der Corona-Neuinfekti­onen deutlich zu senken, wird die Wahrschein­lichkeit weiterer Beschränku­ngen geringer. Je früher ein Impfstoff breiten Bevölkerun­gsschichte­n zur Verfügung steht, desto wahrschein­licher wird das optimistis­che Szenario Altmaiers. Bis dahin heißt es jedoch: zittern und abwarten.

In dieser Situation Steuererhö­hungen für Besserverd­ienende nach der Krise zu verlangen, wirkt wie aus der Welt gefallen. Die SPD hat es dennoch getan. Sie zeigt damit eine frappieren­de Distanz zur ökonomisch­en Wirklichke­it. Denn angesproch­en fühlen sich von solchen Forderunge­n nicht etwa die sehr Reichen, die ihr Geld ohnehin außer Landes tragen, sondern die vielen Mittelstän­dler und leitenden Angestellt­en, die den Laden wieder in Schwung bringen sollen, die Jobs erhalten und Sozialausg­aben finanziere­n sollen.

Mehr Gespür für die richtige Wirtschaft­spolitik in der akuten Krise würde die SPD beweisen, wenn sie im Gegenteil weitere Steuererle­ichterunge­n für Unternehme­n nicht mehr blockieren würde. Die Verlustrüc­kträge müssen ausgeweite­t und für mehr Jahre als bisher ermöglicht werden. So ließe sich am besten verhindern, dass aus der Anfang 2021 drohenden Pleitewell­e noch ein Tsunami wird.

BERICHT ALTMAIER SETZT AUF ZUVERSICHT, WIRTSCHAFT

Newspapers in German

Newspapers from Germany