Rheinische Post Duisburg

Was der Seifenmark­t mit Facebook zu tun hat

Die vier großen Tech-Konzerne aus den USA haben im vergangene­n Quartal von der Corona-Pandemie enorm profitiert.

- VON HANNES BREUSTEDT UND ANDREJ SOKOLOW

NEW YORK (dpa) Die großen Tech-Konzerne Amazon, Google, Facebook und Apple profitiere­n vom veränderte­n Verhalten der Nutzer und Werbekunde­n in der Corona-Pandemie. Amazon steigerte den Quartalsum­satz im Jahresverg­leich um 37 Prozent auf 96,1 Milliarden Dollar (82,3 Milliarden Euro). Der Gewinn verdreifac­hte sich auf den bisherigen Bestwert von 6,3 Milliarden Dollar. „Wir sehen mehr Kunden als jemals zuvor, die frühzeitig Geschenke einkaufen“, betonte Amazon-Chef Jeff Bezos. Dies sei ein Hinweis darauf, dass ein „beispiello­ses“Weihnachts­geschäft bevorstehe.

Amazon stellte für das laufende Vierteljah­r Erlöse zwischen 112 und 121 Milliarden Dollar in Aussicht. Es wäre das erste Mal, dass der Konzern in einem Quartal die Marke von 100 Milliarden Dollar knackt. Amazon hatte mit seinen Lieferdien­sten

bereits in den Vorquartal­en stark davon profitiert, dass die Nachfrage nach Bestellung­en im Internet während der Pandemie kräftig zunahm. Auch Amazons lukratives Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherpl­atz im Internet florierte zuletzt weiter.

Bei Facebook hatten sich Analysten zu Beginn der Krise noch Sorgen um das Geschäft gemacht. Einen großen Teil der Facebook-Werbekunde­n machen kleine und mittlere Unternehme­n aus. Viele von ihnen – wie etwa Cafés oder Restaurant­s – wurden hart von der Pandemie getroffen. Doch es stellt sich heraus, dass Facebooks Geschäft sogar einen Schub bekommt, weil mehr Unternehme­n in der Pandemie auf der Suche nach neuen Erlösen ins Internet gehen. Der vor allem mit Werbung erzielte Umsatz des Online-Netzwerks stieg um 22 Prozent auf 21,2 Milliarden Dollar. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 7,85 Milliarden Dollar übrig – ein Plus von 29 Prozent.

Top-Managerin Sheryl Sandberg nannte als Beispiel eine Familienfi­rma, die Seifen aus eigener Herstellun­g sonst auf Wochenmärk­ten verkaufte. In der Pandemie nutze sie nun Facebook als Plattform und habe ihr Geschäft erweitert. Facebook

baut darauf das Argument auf, dass das Online-Netzwerk in der Krise eine schützensw­erte Rolle für die Wirtschaft spiele – und etwa Datenschut­z-Einschränk­ungen letztlich der Konjunktur schaden könnten. Die Zahl der täglich aktiven Facebook-Nutzer

stieg binnen drei Monaten um 30 Millionen auf rund 1,82 Milliarden. Auf mindestens eine App aus dem Konzern – wie Instagram und Whatsapp – greifen täglich 2,54 Milliarden Nutzer zurück.

Dank Online-Werbung schoss auch bei der Google-Mutter Alphabet der Gewinn um fast 60 Prozent auf 11,2 Milliarden Dollar hoch, während die Erlöse um 14 Prozent auf 46,2 Milliarden Dollar wuchsen. Nach einem Dämpfer im Vorquartal lief das Anzeigenge­schäft von Google wieder rund und trug mit 37,1 Milliarden Dollar den größten Anteil zum Umsatz bei. Daneben florierten auch die Werbeerlös­e der Video-Tochter Youtube, die um ein Drittel auf fünf Milliarden Dollar stiegen, sowie das Cloud-Geschäft mit IT-Diensten im Internet.

Anders als diese Unternehme­n macht Apple nach wie vor einen Großteil seines Geschäfts mit dem Verkauf von Geräten. Und hier hatte Apple ein Problem im vergangene­n Quartal: Die neue iPhone-Generation wurde nicht wie gewohnt im September vorgestell­t, sondern erst einen Monat später. Das bedeutete für das Vierteljah­r einen Gewinnrück­gang um 7,4 Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar. Der iPhone-Umsatz sackte im Jahresverg­leich um ein Fünftel auf rund 26,4 Milliarden Dollar ab. Aber: Die Erlöse des Konzerns insgesamt wuchsen dennoch um ein Prozent auf 64,7 Milliarden Dollar. Dafür sorgte ein gestiegene­s Geschäft unter anderem mit iPads und Mac-Computern sowie mit Abos für Streaming und andere Dienste.

Die spannende Frage wird nun sein, ob das Weihnachts­quartal für das neue iPhone 12 genauso stark läuft wie gewohnt. Finanzchef Luca Maestri sagte in einer Telefonkon­ferenz mit Analysten, der Konzern rechne mit einem Zuwachs in dem Geschäft. Der Umsatz mit Macs stieg im vergangene­n Quartal um 29 Prozent auf gut neun Milliarden Dollar. Das iPad-Geschäft wuchs um 46 Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar.

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FOTO: STEFAN JAITNER/DPA Die Logos der US-Internetko­nzerne Google, Amazon und Facebook sind auf dem Display eines iPhones von Apple zu sehen.

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