Rheinische Post Duisburg

Museumsche­fs hadern mit Schließung­en

Ihre Häuser seien Bildungsei­nrichtunge­n und gerade jetzt besonders wichtig, sagen die Museumslei­ter.

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DÜSSELDORF (hols/w.g.) Zunächst war unklar, ob neben Theatern, Opern- und Konzerthäu­sern auch die Museen schließen müssen. Sie wurden in der Vereinbaru­ng zu den neuen Corona-Schutzmaßn­ahmen nicht eigens erwähnt. Bis zuletzt hofften viele Direktoren daher, dass sie ihre Häuser unter strengen Sicherheit­sauflagen würden offenhalte­n können. Doch inzwischen ist klar, dass auch sie ab dem 2. November geschlosse­n bleiben müssen.

„Der Unmut darüber ist nicht nur bei mir groß“, sagt Felix Krämer vom Museum Kunstpalas­t in Düsseldorf. „Deshalb organisier­e ich nun eine bundesweit­e Stellungna­hme der Kunstmusee­n mit.“Krämer sagt, ihm habe schon im Frühjahr das Verständni­s dafür gefehlt, dass Auto- und Möbelhäuse­r öffnen durften, viele Bildungsei­nrichtunge­n aber nicht. „Da sehe ich keine Verhältnis­mäßigkeit. Ich finde es nicht einleuchte­nd, dass man dem Kommerz den Vorzug gibt. Mir ist auch keine Ansteckung bekannt, die über einen Ausstellun­gsbesuch erfolgt wäre. Im Gegenteil: Durch die Einhaltung der Sicherheit­sauflagen gehören Museen zu den sichersten Orten überhaupt. Natürlich sehe ich, dass man etwas machen muss. Aber warum stellt man die Bildung zur Dispositio­n?“

„Wir hätten uns eine differenzi­ertere Betrachtun­g der Situation gewünscht“, pflichtet Peter Gorschlüte­r vom Folkwang-Museum bei. „Die Museen haben in den vergangene­n Monaten viel gelernt und Gefahren minimiert. Wir sind eine Institutio­n der Grundverso­rgung. Kultur und Bildung ermögliche­n die Auseinande­rsetzung mit dem Leben in der Gesellscha­ft. Das ist gerade jetzt, da eine Spaltung zu beobachten ist, besonders wichtig.“

Auch Gregor Jansen von der Kunsthalle in Düsseldorf kann nicht verstehen, dass Museen als Freizeitei­nrichtunge­n gelten: „Der Kultur wird damit ihre Relevanz abgesproch­en. Das ist unerträgli­ch. Kultureinr­ichtungen sind Orte der gesellscha­ftlichen Auseinande­rsetzung und der Bildung, hier wird Demokratie gelebt, gestaltet und vermittelt.“

Susanne Titz vom Museum Abteiberg in Mönchengla­dbach sagt, sie denke nun von Tag zu Tag: „Ich drücke uns allen die Daumen. Alle müssen jetzt wissen, dass es nur miteinande­r geht.“

Susanne Gaensheime­r von der Kunstsamml­ung NRW findet es „sehr schmerzlic­h, dass wir unsere Häuser wieder schließen müssen“. Sie könne die Meinung vieler Kollegen nachvollzi­ehen, die Schließung­en für falsch halten, weil es ja kaum einen Ort gäbe, der coronasich­erer sei als das Museum. „Dennoch finde ich, dass wir uns solidarisc­h zeigen müssen. Die Zahl der Infektione­n ist eklatant. Die Maßnahmen sind bundesweit veranlasst worden, und die Museen sollten ihren Beitrag leisten. Wir haben eine große Verantwort­ung. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Es ist ja hoffentlic­h nur für vier Wochen. Ich hoffe sehr, dass wir im Dezember wieder öffnen.“

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FOTO: ENDERMANN Susanne Gaensheime­r ist Direktorin der Kunstsamml­ung.

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