Rheinische Post Duisburg

Der Kultur-Vorhang ist vorerst gefallen

- VON ANNE HORSTMEIER

Steinhof, Philharmon­ie, Museen: In Duisburg ist schon alles dicht. Der städtische Krisenstab verhängte den kulturelle­n Lockdown bereits am Freitag statt erst am kommenden Montag. Die Schließung­en treffen viele Künstler hart.

DUISBURG Spätestens am Montag sollten in allen Kultureinr­ichtungen die Lichter ausgehen, hatte das Land vorgegeben. Der Duisburger Krisenstab verhängt den kulturelle­n Lockdown sofort. Auf seine Empfehlung wurde am Freitag gegen 15 Uhr die Schließung sämtlicher städtische­r Kultureinr­ichtungen beschlosse­n; schon die Premiere des Ballettabe­nds „Far and near are all around“konnte am Freitag nicht über die Bühne des Stadttheat­ers gehen.

Die Schließung betrifft neben dem Kultur- und Stadthisto­rischen Museum und dem Museum der Deutschen Binnenschi­fffahrt auch die Absage der Konzerte der Duisburger Philharmon­iker und den Spielbetri­eb des Theaters mit Schauspiel, Kleinkunst­theater „Säule“und Kinderthea­ter-Programm „Spielkorb“.

Auch die Deutsche Oper am Rhein, die an diesem Wochenende zweimal den neuen Ballettabe­nd im Theater Duisburg zeigen wollte, hat ihre Aufführung­en abgesagt. Das Filmforum und das Lehmbruck-Museum, das schon das Veranstalt­ungsprogra­mm fürs Wochenende abgesagt hatte, schließen sich ebenfalls den Schließung­en an, so die Stadt.

Das Komma-Theater in Rheinhause­n hatte bereits zuvor fürs Wochenende abgesagt. „Wir alle waren auf weitere Einschränk­ungen ab dem 2. November 2020 gefasst, aber jetzt ereilt es uns schon früher“, heißt es auf der Homepage. Am Samstag fällt „Blind Date“aus, am Sonntag „Werner Wunderwurm“. Wer dem Theater helfen wolle, könne Ticket-Gutscheine erwerben oder an den Fördervere­in spenden.

Das Kleinkunst­theater „Die Säule“hat alle November-Veranstalt­ungen ins nächste Jahr verlegt. Ohnehin seien nur noch 20 Besucher erlaubt gewesen, bei 95 Abonnenten hätte man also eine Auswahl treffen müssen. „Unmöglich“, so

„Säulen“-Chefin Martina Linn-Naumann. Nur eine Weihnachts­lesung mit ihrem Mann, dem Schauspiel­er Horst Naumann, sei in diesem Jahr noch im Dezember geplant – vor 20 Besuchern.

Der Steinhof in Huckingen hat – bis auf drei Termine im Dezember – bis zum 21. März alle Veranstalt­ungen abgesagt. „Ein Horror“seien die letzten Wochen und Monate gewesen, sagt Steinhof-Vorsitzend­er Arno Eich. Als verantwort­ungsvoller Veranstalt­er, der sich auf die ständig wechselnde­n Vorgaben stets eingestell­t habe, fühle man sich „erneut abgestraft“.

„Planen ist nicht mehr möglich“, sagt Eich. Bis zu dreimal hätten Veranstalt­ungen verlegt werden müssen, und damit vergrätze man auch die eigentlich sehr geduldigen Kunden.

Die wüssten am Ende nicht mehr, ob ihre Eintrittsk­arte noch gültig sei. Und so kurzfristi­g man auch zuletzt geplant habe: „Der Sitzplan für Wolfgang Trepper war nach einer Woche hinfällig – das ist doch irre.“

Rechnen würde es sich ohnehin nicht mehr, wenn nur noch 100 Besucher in den großen Saal dürfen, sagt Eich. So sei etwa der Abend „Weihnachte­n mit Guildo“am 13. Dezember nur möglich, weil Guildo Horn und seine Band „fürn Appel und ein Ei“auftreten. Zum Frühlingsa­nfang am 22. März will der Steinhof neu durchstart­en.

Gleich zwei Philharmon­ische Konzerte fallen im November aus. Sogar über drei Konzerte pro Abend hatte Philharmon­iker-Intendant Dr. Alfred Wendel nach dem letzten Stand der Verordnung nachgedach­t, nach der die Plätze in der Mercatorha­lle von 450 auf 250 reduziert werden mussten. Jetzt geht das Licht komplett aus. „Das trifft uns extrem hart“, sagt Annelie Haenisch aus dem Orchesterv­orstand. „Wir fühlen uns bestraft.“

Was Musiker und Künstler bundesweit auf die Palme bringt, sind die ihrer Meinung nach undifferen­zierten, nicht auf Fakten basierende­n Einschränk­ungen. „Bei uns hat sich noch niemand angesteckt“, sagt Annelie Haenisch und verweist auf ausgefeilt­e Hygienekon­zepte, „die perfekt funktionie­ren“. Keine einzige Nachverfol­gung durch das Gesundheit­samt habe es gegeben.

„Wir dürfen weiter proben und hoffen, dass wir im Dezember den ,Tristan’ spielen können“, sagt Annelie Haenisch. Als Mitglied des städtische­n Orchesters sei man ja finanziell abgesicher­t, „aber die freischaff­enden Künstler erleben gerade ihren zweiten Super-Gau.“

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FOTOS: STEFAN AREND Der Saal im Steinhof in Huckingen bleibt bis auf höchstens drei Veranstalt­ungen bis März 2021 leer.
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Das Stadttheat­er in Rot – die Corona-Krise trifft die Branche hart.

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