Verwirrender Prozess um Raub auf Kiosk
NEUDORF (bm) Maskiert und Handschuhe tragend soll ein 25-jähriger Mann am Abend des 23. Februar einen Kiosk in Neudorf betreten haben. Er soll die 54 Jahre alte Betreiberin des Ladens mit einem Messer bedroht und in die Kasse gegriffen. Die mickrige Beute soll gerade einmal 15 Euro betragen haben. Dem Angeklagten drohen vor dem Landgericht dafür mindestens fünf Jahre Haft. Doch er beteuert, dass es diesen Raub nie gegeben hat.
Die Tat ließ schon bei der Verlesung der Anklage vermuten, dass sie irgendetwas mit Drogensucht zu tun haben könnte. Und tatsächlich hat der 25-Jährige, der zur Tatzeit keinen festen Wohnsitz mehr hatte, ein Drogenproblem. Und er gibt zu, dass ihn die Sucht zu dem Kiosk trieb, allerdings anders, als die Anklageschrift ihm das vorwirft
„In dem Kiosk haben einige Leute ihr Diebesgut verkauft“, so der 25-Jährige. Die Betreiberin habe gestohlene Ware, die sie in ihrem Laden gut verkaufen konnte, billig erworben. Am Tattag habe er sich mit der Hauptbelastungszeugin nicht über den Preis von zwei Dosen Tabak und einigen Flaschen Wodka, die er ihr verkaufen wollte, einigen können. „Sie hat ihren Mann angerufen.“
Der Gatte soll laut Angeklagtem nicht nur eine Pizzeria betreiben, sondern auch Geld gegen hohe Zinsen verleihen. „Er hat mir 3000 Euro geliehen. 3600 muss ich zurück zahlen.“Der Mann habe der 53-Jährigen wohl geraten, dem Angeklagten, der noch mit 2700 Euro bei ihm in der Kreide stehe, gar nichts zu bezahlen. „Ich habe gedroht, dann würde ich der Polizei erzählen, was da so vorgeht“, sagte der 25-Jährige. Da habe die Frau ihm zähneknirschend eine kleine Summe über den Tisch geschoben und ihn später angezeigt.
Die 54-jährige Hauptbelastungszeugin schilderte den Raub so, wie ihn auch die Anklage darstellt. Sie habe den Mann, der bereits am Nachmittag des Tattages eine Kleinigkeit bei ihr gekauft habe, als früheren Mitarbeiter einer benachbarten Pizzeria wieder erkannt. „Am Abend hatte er zwar eine Maske auf, aber die Augen und die Kleidung waren die selben.“
Bei weiteren Fragen schien die Frau allerdings große Verständnisprobleme zu haben. Die Quintessenz ihrer mühsamen Vernehmung: Nein, sie habe dem Angeklagten das Geld nicht freiwillig gegeben. Nein, ihr Mann verleihe niemals etwas. Nein, sie habe noch nie gestohlene Sachen angekauft. Das ursprünglich nur für einen Verhandlungstag angesetzte Verfahren soll am 5. November mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt werden.