Gewiss ist für den VfB nur die Ungewissheit
Heute wird der Fußball-Regionalligist VfB Homberg im PCC-Stadion vor leeren Rängen gegen den Wuppertaler SV antreten. Wie es danach weitergeht, lässt sich noch nicht vorhersagen. So oder so werden die Folgen den Klub treffen.
Wenn eines beim VfB Homberg vor dem zwölften Spieltag der Fußball-Regionalliga West gewiss ist, dann ist es die Ungewissheit. Die Ungewissheit, ob das Geisterspiel im PCC-Stadion am Samstag um 14 Uhr gegen den Wuppertaler SV zumindest bis Ende November das vorerst letzte sein wird, das die die Homberger aufgrund des ab Montag greifenden Lockdowns bestreiten werden, ob es vielleicht sogar die letzte Partie der Saison ist, oder ob es doch mit dann noch sieben ausstehenden Partien bis Ende November weitergehen wird. Fest steht für Trainer Sunay Acar: „Wir wollen auf jeden Fall den ersten Heimsieg landen.“
„Die Voraussetzungen sind für jeden Verein sehr unterschiedlich“
Sunay Acar
Sollte sich bis dahin geklärt haben, ob die Regionalliga als Profioder Amateurliga gilt, wäre es dann womöglich ein Heimsieg zum Abschied – wenngleich am Samstag keine Fans im Stadion sein werden. Und für diesen möglichen Sieg werden sich die Homberger erneut strecken müssen. „Der WSV hat eine hohe individuelle Qualität, ist technisch stark und hat derzeit einen guten Lauf“, weiß Acar um die sieben Zähler, welche die Bergischen aus den jüngsten drei Partien holten – drei Zähler mehr, als der VfB insgesamt in seinen bisherigen neun Spielen ergattert hat.
Die Analyse des Gegners fand dabei in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag während der Rückreise vom Nachholspiel beim SV Rödinghausen statt. Der Zeitplan nach dem teaminternen Lockdown war straff, und er bleibt straff. Sollte die Liga den Spielbetrieb aufrechterhalten, geht es für den VfB bereits am kommenden Mittwoch mit einer ebenfalls nicht kurzen Anreise zum Spiel bei Alemannia Aachen weiter. „Das ist fast schon pervers“, sagt Acar zum Mammut-Programm. Zumal neben Justin Walker, Pascale Talarski und Said Harouz mit Nurettin Kayaoglu (Zerrung) und dem Rot-gesperrten Thorsten Kogel zwei weitere Ausfälle hinzukommen. „Wenn es weitergeht, werden wir es durchziehen. Aber ich weiß nicht, ob es der richtige Weg ist. Die Verletzungsgefahr für die Spieler ist hoch, und wir sind ja auch alle noch berufstätig und müssen uns Urlaub für diese Spiele nehmen.“
Genau da zeigt das Regionalliga-Schwert seine zwei Schneiden. Während Klubs wie Rot-Weiss Essen und der bald anstehende Gegner aus Aachen als Profiklubs gelten, sind die Homberger als Amateure unterwegs. Da stellt sich für Sunay Acar dann auch die Frage nach der Fairness, sollte der vollgepackte Spielbetrieb durchgezogen werden. „Die Voraussetzungen sind für jeden Verein sehr unterschiedlich“, sagt der Homberger Trainer.
Gewiss bei aller Ungewissheit ist, dass sowohl eine Aussetzung des Spielbetriebs als auch eine Fortsetzung ohne Zuschauer – nicht nur – den VfB hart treffen wird.
„Wir haben im März mitten ins Gesicht gekriegt, dann sind wir wieder aufgestanden. Und jetzt kriegen wir wieder die volle Breitseite“, sagt Wolfgang Graf. „Aus sportlicher Sicht macht es in meinen Augen mehr Sinn, weiter zu spielen, da es schwer werden wird, den Spielbetrieb im Falle einer Aussetzung wieder hochzufahren“, sagt der Homberger Abteilungsleiter, der davon ausgeht, dass dies aufgrund der nach dem 14. Dezember beginnenden Winterpause frühestens im Februar der Fall wäre.
„Aus wirtschaftlicher Sicht muss man den entstehenden Schaden gegeneinander abwägen. Auf der einen Seite wollen auch die Sponsoren zu ihrem Recht kommen. Auf der anderen Seite brechen uns durch Spiele ohne Zuschauer und ohne Gastronomie
sehr viele Einnahmen weg“, sagt Graf.
Und bis Ende November stünden nach dem Geisterspiel gegen Wuppertal noch vier weitere am Rheindeich auf dem Programm. „An Heimspiele ohne Zuschauer möchte ich mich nicht gewöhnen müssen“, sagt Wolfgang Graf. „Das ist unwirklich. Ausnahmesituation muss es geben können, aber Geisterspiele dürfen nicht zum Grundsatz werden.“
Denn soviel ist für den Abteilungsleiter des VfB Homberg gewiss. „Ohne Zuschauer hat die Regionalliga keine Perspektive“, sagt Wolfgang Graf.