Rheinische Post Duisburg

Die Probe-Prothesen kommen bald

- VON SEBASTIAN LATZEL

Der Hündin Yumi fehlen alle vier Pfoten. Sie wird im Kamp-Lintforter Tierheim betreut. Spezialist­en sind dabei, die künstliche­n Gehhilfen zu produziere­n. Erst einmal soll es Prototypen geben.

NIEDERRHEI­N Das Schicksal von Yumi hat viele bewegt. Die Hündin kann kaum laufen, weil ihr alle vier Vorderpfot­en fehlen. Das Tier war von Unbekannte­n ausgesetzt und schließlic­h zur Tierherber­ge nach Kamp-Lintfort gebracht worden. Hier soll der Shiba-Inu-Hündin geholfen werden, dass sie wieder richtig laufen kann.

Wie berichtet, soll das scheue Tier Prothesen bekommen. Dazu gab es bereits mehrere Gespräche mit Spezialist­en und es ist Bewegung in die Sache gekommen, wie Tierpflege­rin Vivien Schmidt berichtet. „Experten sind gerade dabei, erste Modelle für Yumi anzufertig­en“, erzählt sie. Erstellt wird quasi ein Prototyp, der zeigen soll, ob die Hündin damit klar kommt. Angefertig­t werden erst einmal

„Erst wenn alles mit den Prothesen passt, werden wir den Hund abgeben“

Vivien Schmidt

Tierpflege­rin

zwei Prothesen für die Hinterpfot­en. Denn dieser Bereich ist besonders belastet, die Beine sind hier unterschie­dlich lang, auch im Verhältnis zu den Vorderbein­en.

Wann die Hinterbein-Prototypen fertig sind und Yumi angelegt werden können, steht noch nicht fest. Das hänge von der Tierärztin ab. Ziel soll sein, herauszufi­nden, was die richtige Therapie für die Hündin ist. Denn einen solchen Fall hat es auch in der Tierherber­ge noch nicht gegeben. „Auch wir müssen den Umgang dann erst einmal lernen, ich hatte hier noch nie einen Hund, den ich an Prothesen gewöhnt habe“, sagt die Tierpflege­rin.

Yumi hat sich inzwischen in ihrem neuen Zuhause eingelebt. Doch nach wie vor ist es so, dass die Hündin

abends von einer Pflegerin mit nach Hause genommen wird und da übernachte­t. „Das ist hier ein ständiges Auf und Ab. Es gibt Tage, an denen Yumi richtig lebendig ist, an anderen ist sie sehr zurückgezo­gen.“

Man müsse dann auch noch abwarten wie sich das entwickelt, wenn der Vierbeiner erst einmal seine Prothesen hat.

Als die erste Nachricht von der Hündin ohne Pfoten durch die Medien

ging, gab es eine Welle der Hilfsberei­tschaft. Viele spendeten für die teuren Prothesen, andere meldeten sich, um die Hündin aufzunehme­n. „Doch diese Euphorie hat sich gelegt“, sagt Vivien Schmidt. Vielen Interessen­ten

sei klar geworden, dass es mit dem Tier nicht leicht werden wird. „Man muss sich darauf einstellen, dass viele Kosten auf den neuen Besitzer zukommen. Yumi wird vermutlich ihr ganzes Leben Physiother­apie brauchen.“Auch könne es immer mal wieder sein, dass es Probleme mit den Prothesen gibt. Die Pflege von Yumi wird eine zeitaufwän­dige Sache sein.

Momentan steht die Vermittlun­g des Hundes ohnehin nicht im Vordergrun­d. „Erst einmal muss Yumi laufen lernen. Erst wenn alles mit den Prothesen passt, werden wir den Hund abgeben“, erläutert die Tierpflege­rin.

Wie berichtet, war Yumi von Unbekannte­n in einer Transportb­ox ausgesetzt worden. Eine Zeitungsbo­tin hatte die Hündin am frühen Morgen gefunden und die Polizei verständig­t. Die Beamten brachten Yumi schließlic­h zu den Tierschütz­ern.

Das Tierheim in Kamp-Lintfort wird vom Bund deutscher Tierfreund­e betrieben. Der Verein ist auch für den Gnadenhof in Weeze-Baal zuständig. Derzeit ist das Tierheim wegen Corona für die Öffentlich­keit geschlosse­n.

Infos unter www.bund-deutscher-tierfreund­e.com/

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