Mordfall „Martina“bei Aktenzeichen XY
Der Mord an der zehnjährigen Martina Möller 1986 konnte bisher nicht aufgeklärt werden. Am Mittwoch ist der Fall Thema bei „Aktenzeichen XY“im ZDF.
NEUKIRCHEN-VLUYN Wenn in einem Mordfall alle Spuren abgearbeitet sind, ist von einem „Cold Case“die Rede. Doch Mord verjährt nie – daher ist Aufgeben für die Ermittler keine Option. Die Polizei Duisburg greift nun den Mordfall Martina Möller nach 34 Jahren wieder auf. Der Fall wird auch in der Sondersendung „Aktenzeichen XY-Spezial: Cold Cases“am Mittwoch, 4. November, behandelt – in der Hoffnung, nach vielen Jahren den alles entscheidenden Hinweis zu bekommen.
Am Mittwoch, 21. Mai 1986, wurde die damals zehn Jahre alte Martina Möller im Bereich Weimannsweg in Neukirchen-Vluyn in der Nähe der A40 tot aufgefunden. Sie verschwand einen Tag zuvor, am 20. Mai (dem Dienstag nach Pfingsten). Martina war das jüngste von insgesamt elf Kindern und ging in die dritte Klasse. Gegen 15.30 Uhr verließ das Mädchen allein das Elternhaus auf der Krefelder Straße. Ihre Eltern waren zu diesem Zeitpunkt nicht da. Warum Martina das Haus verließ und wohin sie wollte, ist nicht bekannt. Als sie am frühen Abend nicht zurückkehrte, begann die Familie sich Sorgen zu machen und nach Martina zu suchen. Doch auch die Suche der Polizei blieb in der Nacht ohne Ergebnis.
Der damals 21-jährige Bruder fand Martina schließlich am darauffolgenden Mittwoch gegen 15.45 Uhr in einem Gebüsch am Weimannsweg in unmittelbarer Nähe der Autobahn. Wahrscheinlich lebte Martina noch, als sie vom Täter in das Gebüsch gebracht wurde. Dort wurde sie sexuell missbraucht und mit einem Seil erdrosselt. Es wurde eine 30-köpfige Mordkommission gebildet, die in dem Fall ermittelte. „Damals kamen zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung“, berichtet Caroline Dlutko, Pressesprecherin der Polizei Duisburg, auf Nachfrage.
So habe eine Zeugin beobachtet, wie Martina gegen 18.15 Uhr von einem Mann aus einem grünen Auto heraus angesprochen wurde. Martina sei aber weiter gegangen, die Situation löste sich auf. Eine weitere Zeugin habe Martina am Dienstag ebenfalls gesehen – sie sei in Begleitung eines fremden Mannes gewesen. „Die Beschreibungen beider Männer passten zueinander, so dass die Ermittler diese beiden Aussagen damals für besonders erfolgversprechend hielten“, so Dlutko. Der Mann soll zu dem Zeitpunkt zwischen 30 und 35 Jahre alt gewesen sein und einen Schnauzbart getragen haben. Doch leider führten auch diese Hinweise zu keinem Ermittlungserfolg.
Nun nimmt die Polizei Duisburg den Fall wieder auf. Unter anderem sollen sichergestellte Beweise nun auf DNA-Spuren untersucht werden. Die Technik dazu gab es in den 1980er Jahren noch nicht. Durch die Ausstrahlung bei „Aktenzeichen XY“erhofft die Polizei sich auch weitere Hinweise aus der Bevölkerung. Dlutko: „Das ist schon ein besonderer Fall, eine schlimme Geschichte. Daher hoffen wir, dass sich vielleicht noch jemand an etwas erinnert nach all den Jahren. Oder vielleicht entschließt sich jemand, der was weiss und bisher – aus welchen Gründen auch immer – geschwiegen hat, nun doch zu einer Aussage.“
In der jüngeren Vergangenheit hatte „Aktenzeichen XY“immer wieder Erfolg mit der Ausstrahlung von älteren Mordfällen. Erst im Oktober konnte die Polizei einen Tatverdächtigen im Mordfall „Hauser Sandkuhle“in Schaephuysen festnehmen. Der Mordfall, der sich im Jahr 1996 ereignete, stellte die Polizei lange vor ein Rätsel, die Identität des Opfers war unbekannt. 23 Jahre lang hat die Krefelder Mordkommission „Sandkuhle“nach einer Antwort gesucht.
Mit neuer digitaler Bildtechnik erstellte das Landeskriminalamt auf Basis der vorliegenden Leichenfotos neue Montagebilder des Toten, die auch bei „Aktenzeichen XY“ausgestrahlt wurden. Daraufhin kamen entscheidende Hinweise, die zur Identifizierung des Opfers und letztlich zur Festnahme des Tatverdächtigen führten.
Die Sondersendung
„Aktenzeichen XY-Spezial: Cold Cases“läuft am Mittwoch, 4. November 2020, um 20.15 Uhr, im ZDF.