Corona-Lage: Viele Sorgen und ein bisschen Hoffnung
BERLIN (dpa) Die Corona-Lage in Deutschland ist nach Einschätzung von Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, nach wie vor sehr ernst – auch wenn die Zahl der Neuinfektionen zuletzt weniger stark gestiegen ist. Das Infektionsgeschehen nehme in ganz Deutschland noch immer zu. Kliniken meldeten zunehmend Engpässe, vor allem beim medizinischen Personal, das zum Teil selbst erkranke, berichtete Wieler. „Es ist möglich, dass Patienten nicht mehr überall optimal versorgt werden können.“Die Zahl der Intensivpatienten und der Toten steige – und werde das mit zeitlichem Verzug auch weiter tun.
Diese Einschätzungen sind auch mit Blick auf die Beratungen von Bundeskanzlerin Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder am Montag von Bedeutung. Die Runde hatte am 28. Oktober einen Teil-Lockdown beschlossen, der seit dem 2. November zunächst bis Monatsende gilt. Unter anderem müssen viele Freizeiteinrichtungen und Restaurants geschlossen bleiben. Am Montag soll eine Zwischenbilanz gezogen und Maßnahmen möglicherweise verändert werden.
Effekte des Teil-Lockdowns seit Anfang November seien noch nicht messbar, sagte nun RKI-Chef Wieler. Doch selbst nach einem Ende der momentanen Einschränkungen könne das Leben nicht wie gewohnt weitergehen. „Maßnahmen werden uns noch lange begleiten.
Auch dann, wenn es in absehbarer Zeit einen wirksamen Impfstoff geben könnte.“Es werde leider dauern, bis alle, die das möchten, sich impfen lassen könnten. Bis dahin hänge weiter alles vom Verhalten der Menschen ab. „Auch wenn wir von den hohen Zahlen runterkommen, müssen wir Maßnahmen den ganzen Winter fahren.“
In seinen jüngsten Zahlen registriert das RKI bundesweit fast 22.000 neue Infektionen – knapp 3400 mehr als am Mittwoch. All diese Menschen könnten weitere anstecken, sagte Wieler. In Schulen sei das Tragen von Masken richtig. „Es gibt keine Hinweise auf eine geringere Sauerstoffversorgung und psychische Belastung von Kindern durch das Tragen von Mund-NasenSchutz.“Auch die besten Hygienekonzepte, vom Theater bis zur Gastronomie, würden jenseits eines Lockdowns nicht helfen – wenn sie nicht auch umgesetzt, überprüft und bei Verstößen sanktioniert würden. Vorsichtig optimistisch stimme ihn aber, dass die Kurve der Neuinfektionen zuletzt weniger steil gestiegen sei, sagte
Wieler.