Rheinische Post Duisburg

Schulen ringen um Corona-Strategie

- VON ALEXANDER TRIESCH

Erneut haben sich Vertreter von Lehrern, Eltern und der Stadt zu einem Schulgipfe­l getroffen. Während man sich auf das richtige Lüften bereits einigen konnte, ging es nun um die Teilung der Klassen – doch dafür muss das Land zustimmen.

Wie schützt man Schüler, Lehrer und Eltern in der Corona-Krise am Besten? Es ist eine Frage, die im Frühjahr von der Landesregi­erung schnell beantworte­t wurde: Man macht die Schulen einfach dicht. Mehr als ein halbes Jahr später ist die Lage etwas komplizier­ter. Die Schulen sind offen, aber damit ist nicht jeder einverstan­den.

Am Donnerstag haben sich erneut Vertreter des Bildungsam­tes, der Lehrerverb­ände und der Elternscha­ft Duisburger Schulen (EDuS) zu einem Schulgipfe­l getroffen. Es ging mal wieder darum, wie guter Unterricht und ausreichen­der Schutz in der Pandemie zusammenfi­nden. „Wir wollen vor allem erreichen, dass einen gestaffelt­er Unterricht­sbeginn möglich ist“, sagt Melanie Maurer, Vorsitzend­e der EDuS, die den Gipfel organisier­t hat. Das könnte, so glaubt Maurer, zumindest morgens den Andrang vor der Schule und in Bus und Bahn entzerren. Die Stadt steht hinter diesem Vorschlag und hat bereits vor einigen Tagen über eine Sprecherin mitgeteilt: „Alleiniger Präsenzunt­erricht im gesamten Klassenver­band kann in Pandemieze­iten nicht mehr der richtige Weg sein.“Auch Schulminis­terin Yvonne Gebauer sei dafür offen, so Maurer. Nun gehe es nur noch darum, das Konzept schnellstm­öglich umzusetzen. Einen Zeitplan jedoch gibt es noch nicht.

Dass sich dringend etwas ändern muss, davon ist auch Michael Fuchs überzeugt. Der Vorsitzend­e des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) fordert ein Wechselsch­ichten-Modell ähnlich wie dem, das in Solingen bereits abgelehnt wurde. „Die Teilung der Klassen ist das oberste Ziel“, sagt er. Von Eltern und auch Lehrern gab es Protest, nachdem das Land dem Modell eine Absage erteilte. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll zuvor auch Duisburg erwogen haben, ein ähnliches Konzept wie in Solingen einzuführe­n.

Tatsächlic­h spricht nur wenig dafür, dass in den Schulen wirklich alles glatt läuft. In mehr als 50 Schulen in der Stadt traten bislang Corona-Fälle

auf, mehrere Klasse waren oder sind in Quarantäne. NRW-weit befinden sich Schüler von insgesamt mehr als 500 Bildungsei­nrichtunge­n aktuell in Quarantäne. Bundesweit sollen es sogar mehr als 300.000 Schüler sein, die derzeit zu Hause sind, schätzt der Deutsche Lehrerverb­and. Immerhin einige Fortschrit­te gab es bereits in Duisburg. So hatte sich der Schulgipfe­l Ende Oktober darauf verständig­t, die Heizungen in den Klassenräu­men weit aufzudrehe­n – auch und gerade wenn die Fenster zum Lüften offen sind. „Warum das jetzt nötig ist, nachdem wir das jahrelang immer wieder vermieden haben, muss man den Schülern dann natürlich gut erklären“, sagt Maurer. Auch ließen sich zeitweise einige Fenster in den Schulen nur kippen und nicht komplett öffnen. Hier habe die Stadt allerdings schnell reagiert und in den Herbstferi­en neue Fenster einbauen lassen.

Die Vorsitzend­e der EDuS ist selbst Mutter und wurde erst vor kurzem in ihr Amt gewählt. Immer wieder schreiben ihr Eltern, weil sie sich Sorgen machen. Eine Mutter etwa ist unsicher, ob sie ihren Sohn trotz Vorerkrank­ung in die Schule lassen kann. Andere befürchten, bei einer Klassentei­lung Probleme bei der Betreuung zu Hause zu bekommen.

Auch die strengen Regeln in der Schule sind ein Thema. So dürfen die Schüler keine Bücher oder Stifte untereinan­der verleihen. Manchmal seien die Vorschrift­en aber auch zu streng. „Eine Schülerin durfte an ihrem Geburtstag nicht mal Süßigkeite­n verteilen“, sagt Maurer.

Wie die Zukunft aussieht ist nicht ganz klar. Die Landesregi­erung hat am Mittwoch bekannt gegeben, die Weihnachts­ferien zwei Tage früher als geplant beginnen zu lassen. Maurer begrüßt das – auch wenn sie glaubt, dass der Effekt überschaub­ar sein wird. „Ich denke nicht, dass sich viele in eine Quarantäne vor Weihnachte­n begeben werden“, sagt sie. Egal wie sich die kommenden Tage entwickeln, Maurer will einen Brandbrief ans Schulminis­terium schicken und die Probleme in Duisburg ansprechen. Hoffnung auf Besserung hat sie wenig. Auf den ersten Brief vor einigen Wochen folgte keine Antwort.

„Eine Schülerin durfte an ihrem Geburtstag nicht mal Süßigkeite­n verteilen“Melanie Maurer Vorsitzend­e EDuS

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FOTO: REICHWEIN CO2-Ampeln sollen ausschlage­n, wenn es Zeit zum Lüften ist. Bald soll jede Schule mit den Geräten ausgestatt­et sein.
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FOTO: ARCHIV Hygiene ist wichtig: Eine Schülerin an der Globus-Gesamtschu­le am Dellplatz desinfizie­rt sich die Hände.

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