Schulen ringen um Corona-Strategie
Erneut haben sich Vertreter von Lehrern, Eltern und der Stadt zu einem Schulgipfel getroffen. Während man sich auf das richtige Lüften bereits einigen konnte, ging es nun um die Teilung der Klassen – doch dafür muss das Land zustimmen.
Wie schützt man Schüler, Lehrer und Eltern in der Corona-Krise am Besten? Es ist eine Frage, die im Frühjahr von der Landesregierung schnell beantwortet wurde: Man macht die Schulen einfach dicht. Mehr als ein halbes Jahr später ist die Lage etwas komplizierter. Die Schulen sind offen, aber damit ist nicht jeder einverstanden.
Am Donnerstag haben sich erneut Vertreter des Bildungsamtes, der Lehrerverbände und der Elternschaft Duisburger Schulen (EDuS) zu einem Schulgipfel getroffen. Es ging mal wieder darum, wie guter Unterricht und ausreichender Schutz in der Pandemie zusammenfinden. „Wir wollen vor allem erreichen, dass einen gestaffelter Unterrichtsbeginn möglich ist“, sagt Melanie Maurer, Vorsitzende der EDuS, die den Gipfel organisiert hat. Das könnte, so glaubt Maurer, zumindest morgens den Andrang vor der Schule und in Bus und Bahn entzerren. Die Stadt steht hinter diesem Vorschlag und hat bereits vor einigen Tagen über eine Sprecherin mitgeteilt: „Alleiniger Präsenzunterricht im gesamten Klassenverband kann in Pandemiezeiten nicht mehr der richtige Weg sein.“Auch Schulministerin Yvonne Gebauer sei dafür offen, so Maurer. Nun gehe es nur noch darum, das Konzept schnellstmöglich umzusetzen. Einen Zeitplan jedoch gibt es noch nicht.
Dass sich dringend etwas ändern muss, davon ist auch Michael Fuchs überzeugt. Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) fordert ein Wechselschichten-Modell ähnlich wie dem, das in Solingen bereits abgelehnt wurde. „Die Teilung der Klassen ist das oberste Ziel“, sagt er. Von Eltern und auch Lehrern gab es Protest, nachdem das Land dem Modell eine Absage erteilte. Nach Informationen unserer Redaktion soll zuvor auch Duisburg erwogen haben, ein ähnliches Konzept wie in Solingen einzuführen.
Tatsächlich spricht nur wenig dafür, dass in den Schulen wirklich alles glatt läuft. In mehr als 50 Schulen in der Stadt traten bislang Corona-Fälle
auf, mehrere Klasse waren oder sind in Quarantäne. NRW-weit befinden sich Schüler von insgesamt mehr als 500 Bildungseinrichtungen aktuell in Quarantäne. Bundesweit sollen es sogar mehr als 300.000 Schüler sein, die derzeit zu Hause sind, schätzt der Deutsche Lehrerverband. Immerhin einige Fortschritte gab es bereits in Duisburg. So hatte sich der Schulgipfel Ende Oktober darauf verständigt, die Heizungen in den Klassenräumen weit aufzudrehen – auch und gerade wenn die Fenster zum Lüften offen sind. „Warum das jetzt nötig ist, nachdem wir das jahrelang immer wieder vermieden haben, muss man den Schülern dann natürlich gut erklären“, sagt Maurer. Auch ließen sich zeitweise einige Fenster in den Schulen nur kippen und nicht komplett öffnen. Hier habe die Stadt allerdings schnell reagiert und in den Herbstferien neue Fenster einbauen lassen.
Die Vorsitzende der EDuS ist selbst Mutter und wurde erst vor kurzem in ihr Amt gewählt. Immer wieder schreiben ihr Eltern, weil sie sich Sorgen machen. Eine Mutter etwa ist unsicher, ob sie ihren Sohn trotz Vorerkrankung in die Schule lassen kann. Andere befürchten, bei einer Klassenteilung Probleme bei der Betreuung zu Hause zu bekommen.
Auch die strengen Regeln in der Schule sind ein Thema. So dürfen die Schüler keine Bücher oder Stifte untereinander verleihen. Manchmal seien die Vorschriften aber auch zu streng. „Eine Schülerin durfte an ihrem Geburtstag nicht mal Süßigkeiten verteilen“, sagt Maurer.
Wie die Zukunft aussieht ist nicht ganz klar. Die Landesregierung hat am Mittwoch bekannt gegeben, die Weihnachtsferien zwei Tage früher als geplant beginnen zu lassen. Maurer begrüßt das – auch wenn sie glaubt, dass der Effekt überschaubar sein wird. „Ich denke nicht, dass sich viele in eine Quarantäne vor Weihnachten begeben werden“, sagt sie. Egal wie sich die kommenden Tage entwickeln, Maurer will einen Brandbrief ans Schulministerium schicken und die Probleme in Duisburg ansprechen. Hoffnung auf Besserung hat sie wenig. Auf den ersten Brief vor einigen Wochen folgte keine Antwort.
„Eine Schülerin durfte an ihrem Geburtstag nicht mal Süßigkeiten verteilen“Melanie Maurer Vorsitzende EDuS