Kinder schaffen sich eine bunte Welt
Wegen Corona fallen die Martinszüge aus. Kinder aus Duissern wollten das nicht hinnehmen. Ihre Lösung: Singen am Fenster und mit Abstand.
DUISSERN Wegen Corona fallen die Martinsumzüge in diesem Jahr aus – nicht aber St. Martin. Auf der Prinzenstraße in Duissern haben Kinder eine schöne Alternative organisiert.
Kleine Dinosaurier, lachende Sonnen und andere kreative Laternen mit Transparentpapier leuchten in der Dunkelheit. Darwyn zeigt stolz, wie sie ihre viereckige Laterne gebastelt hat: „Hier habe ich Sterne drauf geklebt, da Bärchen und auch Herzen auf der anderen Seite. Und hier oben ist Glitzer“, sagt die Fünfjährige. Sie, ihre Schwester Lily sowie Tim, Max und Ben von der Prinzenstraße hatten die Idee, in diesem Corona-Jahr ein Martinssingen an den Fenstern zu planen.
„Ich habe Pipi in den Augen“, sagt Volker Grün begeistert, Vater von Darwyn und Lily, als er die vielen Bewohner sieht, die aus ihren geöffneten Fenstern schauen. Auch auf der Straße vor ihren Wohnungen haben sich einige Familien und Nachbarn
mit ihren Laternen gestellt, die selbstverständlich den nötigen Abstand einhalten. „Wir hätten nicht gedacht, dass so viele mitmachen werden. Echt schön“, findet der Familienvater.
Bereits im Frühjahr während des ersten Lockdowns habe die Nachbarschaft gemeinsam Lieder gesungen. „Die Menschen haben das Bedürfnis, füreinander da zu sein“, sagt Volker Grün, der die Kinder bei ihrer Idee sofort unterstützte und ausgedruckte Liedtexte mit der Einladung der Kids in die Briefkästen auf der Straße warf. Für eine noch schönere Atmosphäre dekorierte er die Prinzenstraße zusätzlich mit einem langen Seil mit leuchtenden Laternen an zwei gegenüberliegenden Wohnungen.
Die passende musikalische Begleitung kommt am Abend von Wilfried Bröcher und Max Kalda, die mit Akkordeon und Gitarre auf die Straße gekommen sind. „Bis vor fünf Minuten wussten wir nicht, dass uns auch noch Instrumente begleiten“, sagt Volker Grün überrascht und voller Freude. „Das war ganz spontan. Ich habe sogar noch meine Arbeitskleidung an“, sagt Max Kalda.
„Nur der St. Martin mit seinem Pferd fehlt heute“, meint die neunjährige Lily, die den langen Umzug mit ihrer Klasse durch die Straßen vermisst. „Aber es ist trotzdem cool, dass so viele dabei sind“, findet sie. Aus einer Plastikflasche hat sie in der Schule eine Laterne gebastelt. „Die Blätter habe ich aus Pappe geschnitten und an die Seiten der Flasche geklebt.“
Schöne Laternen haben auch die Geschwister Kalle (3) und Käthe (1). Mama Anika Markwald hat da natürlich etwas mitgeholfen, wie sie verrät: „Das sind Jan und Henry, die Erdmännchen vom Sandmännchen“, erklärt sie, während die Kinder ein paar Gummibärchen genießen. „Von den Nachbarn“, sagt Kalle und zeigt nach oben.
Mit einem Mundschutz schauen ein paar Anwohner persönlich vorbei und verteilen Taschen mit viel Schokolade. Auch Nachbarin Lisa Müller kommt vorbei. „Ich muss zugeben, dass ich im letzten Jahr an Sankt Martin nicht vorbereitet war. Dieses Jahr dafür umso besser“, sagt sie lachend und verteilt frische Mandarinen und Kaubonbons. Die einjährige Käthe greift mit ihrer kleinen Hand in den Korb voller Süßigkeiten.
Akkordeon-Spieler Wilfried Bröcher betont: „Das hier ist eine tolle Nachbarschaft. Das gibt es nicht immer.“Auch Volker Grün bedankt sich herzlich bei seinen Nachbar,n bevor sie alle wieder in ihre Wohnungen verschwinden: „Ich finde es schön, dass wir als Gemeinschaft so zusammenhalten.“