Rheinische Post Duisburg

Kinder schaffen sich eine bunte Welt

- VON KATHARINA DRAUB

Wegen Corona fallen die Martinszüg­e aus. Kinder aus Duissern wollten das nicht hinnehmen. Ihre Lösung: Singen am Fenster und mit Abstand.

DUISSERN Wegen Corona fallen die Martinsumz­üge in diesem Jahr aus – nicht aber St. Martin. Auf der Prinzenstr­aße in Duissern haben Kinder eine schöne Alternativ­e organisier­t.

Kleine Dinosaurie­r, lachende Sonnen und andere kreative Laternen mit Transparen­tpapier leuchten in der Dunkelheit. Darwyn zeigt stolz, wie sie ihre viereckige Laterne gebastelt hat: „Hier habe ich Sterne drauf geklebt, da Bärchen und auch Herzen auf der anderen Seite. Und hier oben ist Glitzer“, sagt die Fünfjährig­e. Sie, ihre Schwester Lily sowie Tim, Max und Ben von der Prinzenstr­aße hatten die Idee, in diesem Corona-Jahr ein Martinssin­gen an den Fenstern zu planen.

„Ich habe Pipi in den Augen“, sagt Volker Grün begeistert, Vater von Darwyn und Lily, als er die vielen Bewohner sieht, die aus ihren geöffneten Fenstern schauen. Auch auf der Straße vor ihren Wohnungen haben sich einige Familien und Nachbarn

mit ihren Laternen gestellt, die selbstvers­tändlich den nötigen Abstand einhalten. „Wir hätten nicht gedacht, dass so viele mitmachen werden. Echt schön“, findet der Familienva­ter.

Bereits im Frühjahr während des ersten Lockdowns habe die Nachbarsch­aft gemeinsam Lieder gesungen. „Die Menschen haben das Bedürfnis, füreinande­r da zu sein“, sagt Volker Grün, der die Kinder bei ihrer Idee sofort unterstütz­te und ausgedruck­te Liedtexte mit der Einladung der Kids in die Briefkäste­n auf der Straße warf. Für eine noch schönere Atmosphäre dekorierte er die Prinzenstr­aße zusätzlich mit einem langen Seil mit leuchtende­n Laternen an zwei gegenüberl­iegenden Wohnungen.

Die passende musikalisc­he Begleitung kommt am Abend von Wilfried Bröcher und Max Kalda, die mit Akkordeon und Gitarre auf die Straße gekommen sind. „Bis vor fünf Minuten wussten wir nicht, dass uns auch noch Instrument­e begleiten“, sagt Volker Grün überrascht und voller Freude. „Das war ganz spontan. Ich habe sogar noch meine Arbeitskle­idung an“, sagt Max Kalda.

„Nur der St. Martin mit seinem Pferd fehlt heute“, meint die neunjährig­e Lily, die den langen Umzug mit ihrer Klasse durch die Straßen vermisst. „Aber es ist trotzdem cool, dass so viele dabei sind“, findet sie. Aus einer Plastikfla­sche hat sie in der Schule eine Laterne gebastelt. „Die Blätter habe ich aus Pappe geschnitte­n und an die Seiten der Flasche geklebt.“

Schöne Laternen haben auch die Geschwiste­r Kalle (3) und Käthe (1). Mama Anika Markwald hat da natürlich etwas mitgeholfe­n, wie sie verrät: „Das sind Jan und Henry, die Erdmännche­n vom Sandmännch­en“, erklärt sie, während die Kinder ein paar Gummibärch­en genießen. „Von den Nachbarn“, sagt Kalle und zeigt nach oben.

Mit einem Mundschutz schauen ein paar Anwohner persönlich vorbei und verteilen Taschen mit viel Schokolade. Auch Nachbarin Lisa Müller kommt vorbei. „Ich muss zugeben, dass ich im letzten Jahr an Sankt Martin nicht vorbereite­t war. Dieses Jahr dafür umso besser“, sagt sie lachend und verteilt frische Mandarinen und Kaubonbons. Die einjährige Käthe greift mit ihrer kleinen Hand in den Korb voller Süßigkeite­n.

Akkordeon-Spieler Wilfried Bröcher betont: „Das hier ist eine tolle Nachbarsch­aft. Das gibt es nicht immer.“Auch Volker Grün bedankt sich herzlich bei seinen Nachbar,n bevor sie alle wieder in ihre Wohnungen verschwind­en: „Ich finde es schön, dass wir als Gemeinscha­ft so zusammenha­lten.“

 ?? FOTO: BÖGEHOLZ ?? Max, Tim, Elisa, Darwyn und Lily (von links) von der Prinzenstr­aße hatten die Idee.
FOTO: BÖGEHOLZ Max, Tim, Elisa, Darwyn und Lily (von links) von der Prinzenstr­aße hatten die Idee.

Newspapers in German

Newspapers from Germany