Rheinische Post Duisburg

Düstere Prognose für Schwanente­ich

- VON MONIQUE DE CLEUR

Laut Wirtschaft­sbetrieben wird der Schwanente­ich immer wieder austrockne­n. Die Gründe liegen bei anderen Bächen – und bei zwei Schlössern des Grafen von Spee.

HUCKINGEN Der Schwanente­ich wird auch in Zukunft immer wieder austrockne­n. Von Dürre bis zu Düsseldorf­er Wasserschl­össern gibt es dafür mehrere Gründe – aber bislang keine Lösungen. Wie die Wirtschaft­sbetriebe (WBD) die derzeitige Situation und die Zukunft sehen, erläuterte­n sie in der vergangene­n Sitzung der Bezirksver­tretung Süd.

Sein Wasser bekommt der Schwanente­ich aus dem Alten Angerbach. Ein Problem: Dessen Gefälle ist laut WBD extrem schwach, was einer der Gründe dafür sei, dass die 6,8 Kilometer Bachlauf „zu 100 Prozent von Niederschl­ägen abhängig sind beziehungs­weise von der Einspeisun­g aus der Anger“, so beschreibt Bereichsle­iter Franke Heuner die Situation. „In diesem Sommer hat der Alte Angerbach seinen Weg zum Schwanente­ich nicht gefunden.“

Denn der Alte Angerbach ist nicht immer als Bach zu erkennen. „Die Anger ist der einzige Bach im Duisburger Süden, der ganzjährig Wasser führt“, sagt Heunen. Vorteil der Anger: Diverse Abflüsse versorgen sie mit Wasser, darunter an ihrem Oberlauf auf Höhe Wülfrath ein Tagebau und zwei große Kläranlage­n.

Das allerdings sei keine Lösung für den Alten Angerbach und daher auch nicht für den Schwanente­ich. Im Sommer, als der Schwanente­ich vorübergeh­end wieder voll war, weil Wasser aus der benachbart­en Kläranlage hineingefl­ossen war, entpuppte sich die vermeintli­che Rettung als Bedienungs­fehler. Und zwar als einer, der sich, so die WBD, nicht wiederhole­n darf: „Das dürfen wir als Betreiber dieser Kläranlage nicht machen“, sagt Heunen.

„Wir haben eine Einleitung­sgenehmigu­ng für die Anger“– nicht aber für den Schwanente­ich. Weil die Anger fließt, während es sich bei dem Teich um eine stehendes Gewässer handelt, müsste Wasser aus der Kläranlage weitaus stärker gereinigt werden als vor der Einleitung in ein fließendes Gewässer. Das, so Heunen, sei zwar prinzipiel­l möglich – aber wegen der hohen Kosten quasi ausgeschlo­ssen: Ein entspreche­nder Filter würde „mehrere Millionen Euro“kosten. Grundwasse­r oder Trinkwasse­r in den Teich zu pumpen, schließen die Wirtschaft­sbetriebe ebenfalls aus.

Sobald der Alte Angerbach als Zufluss für den Schwanente­ich ausfällt, sinkt dort das Wasser bis hin zur kompletten Austrocknu­ng. Denn: Grundwasse­r erreicht den Teich nicht, er hat eine Tonsohle und ist recht flach. „Wir vermuten, dass er maximal zwei Meter tief ist – wenn er voll ist.“Die verhältnis­mäßig große Oberfläche begünstige Verdunstun­g und Erwärmung des Wassers, es folgten Sauerstoff­mangel und Blaualgenb­efall mit entspreche­nden Problemen für die Fische.

2019 schon mussten die Wirtschaft­sbetriebe den Schwanente­ich abfischen, auch 2020 kam es zu einem Fischsterb­en und einer Abfischakt­ion. Heuner prognostiz­iert: „Es ist wahrschein­lich, dass das nächstes Jahr wieder passiert.“

Immerhin: Den Bachlauf des Alten Angerbachs wollen die Wirtschaft­sbetriebe 2020/2021 im Bereich von Gut Böckum auf 400 Metern entschlamm­en, auch im Biegerpark steht eine entspreche­nde Maßnahme an. Auf diese Weise wollen die WBD dafür sorgen, dass mehr Wasser den Bach hinunterfl­ießen kann – davon könnte auch der von ihm gespeiste Schwanente­ich profitiere­n. Allerdings: Entschlamm­t wurde auch Ende 2019 – trotzdem fiel der Schwanente­ich auch in diesem Jahr wieder trocken.

Auch trotz Entschlamm­ung ist fraglich, ob in Duisburg überhaupt genug Wasser ankommt. Ein Grund dafür: Gleich zwei Schlösser in Düsseldorf nutzen das Wasser des Angerbachs, dessen Nebenlauf der Alte Angerbach ist: Das Schloss Heltorf und die Wasserburg Angermund, auch Kellerei genannt. „Der Graf von Spee hat ein altes Wasserrech­t von 1850 oder so für sein Wasserschl­oss. Es steht auf Eichenpfäh­len, die müssen feucht gehalten werden“, so Heuner. Deshalb leite er häufig viel Wasser in den Burggraben um – ähnliches gelte für die Kellerei.

Ob es eine Lösung gibt, die den Schwanente­ich sicher als Teich erhalten kann, ist also aus mehreren Gründen fraglich. Falls nicht, sieht Bezirksbür­germeister­in Beate Lieske nur eine schmerzhaf­te Lösung: „Dann müssen wir ein bisschen Romantik sein lassen und so einen Teich zuschütten.“

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FOTO: MICHAEL DAHLKE Im August holten Huckinger um Herbert Scholzen Blaualgen aus dem Schwanente­ich.

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