Düstere Prognose für Schwanenteich
Laut Wirtschaftsbetrieben wird der Schwanenteich immer wieder austrocknen. Die Gründe liegen bei anderen Bächen – und bei zwei Schlössern des Grafen von Spee.
HUCKINGEN Der Schwanenteich wird auch in Zukunft immer wieder austrocknen. Von Dürre bis zu Düsseldorfer Wasserschlössern gibt es dafür mehrere Gründe – aber bislang keine Lösungen. Wie die Wirtschaftsbetriebe (WBD) die derzeitige Situation und die Zukunft sehen, erläuterten sie in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Süd.
Sein Wasser bekommt der Schwanenteich aus dem Alten Angerbach. Ein Problem: Dessen Gefälle ist laut WBD extrem schwach, was einer der Gründe dafür sei, dass die 6,8 Kilometer Bachlauf „zu 100 Prozent von Niederschlägen abhängig sind beziehungsweise von der Einspeisung aus der Anger“, so beschreibt Bereichsleiter Franke Heuner die Situation. „In diesem Sommer hat der Alte Angerbach seinen Weg zum Schwanenteich nicht gefunden.“
Denn der Alte Angerbach ist nicht immer als Bach zu erkennen. „Die Anger ist der einzige Bach im Duisburger Süden, der ganzjährig Wasser führt“, sagt Heunen. Vorteil der Anger: Diverse Abflüsse versorgen sie mit Wasser, darunter an ihrem Oberlauf auf Höhe Wülfrath ein Tagebau und zwei große Kläranlagen.
Das allerdings sei keine Lösung für den Alten Angerbach und daher auch nicht für den Schwanenteich. Im Sommer, als der Schwanenteich vorübergehend wieder voll war, weil Wasser aus der benachbarten Kläranlage hineingeflossen war, entpuppte sich die vermeintliche Rettung als Bedienungsfehler. Und zwar als einer, der sich, so die WBD, nicht wiederholen darf: „Das dürfen wir als Betreiber dieser Kläranlage nicht machen“, sagt Heunen.
„Wir haben eine Einleitungsgenehmigung für die Anger“– nicht aber für den Schwanenteich. Weil die Anger fließt, während es sich bei dem Teich um eine stehendes Gewässer handelt, müsste Wasser aus der Kläranlage weitaus stärker gereinigt werden als vor der Einleitung in ein fließendes Gewässer. Das, so Heunen, sei zwar prinzipiell möglich – aber wegen der hohen Kosten quasi ausgeschlossen: Ein entsprechender Filter würde „mehrere Millionen Euro“kosten. Grundwasser oder Trinkwasser in den Teich zu pumpen, schließen die Wirtschaftsbetriebe ebenfalls aus.
Sobald der Alte Angerbach als Zufluss für den Schwanenteich ausfällt, sinkt dort das Wasser bis hin zur kompletten Austrocknung. Denn: Grundwasser erreicht den Teich nicht, er hat eine Tonsohle und ist recht flach. „Wir vermuten, dass er maximal zwei Meter tief ist – wenn er voll ist.“Die verhältnismäßig große Oberfläche begünstige Verdunstung und Erwärmung des Wassers, es folgten Sauerstoffmangel und Blaualgenbefall mit entsprechenden Problemen für die Fische.
2019 schon mussten die Wirtschaftsbetriebe den Schwanenteich abfischen, auch 2020 kam es zu einem Fischsterben und einer Abfischaktion. Heuner prognostiziert: „Es ist wahrscheinlich, dass das nächstes Jahr wieder passiert.“
Immerhin: Den Bachlauf des Alten Angerbachs wollen die Wirtschaftsbetriebe 2020/2021 im Bereich von Gut Böckum auf 400 Metern entschlammen, auch im Biegerpark steht eine entsprechende Maßnahme an. Auf diese Weise wollen die WBD dafür sorgen, dass mehr Wasser den Bach hinunterfließen kann – davon könnte auch der von ihm gespeiste Schwanenteich profitieren. Allerdings: Entschlammt wurde auch Ende 2019 – trotzdem fiel der Schwanenteich auch in diesem Jahr wieder trocken.
Auch trotz Entschlammung ist fraglich, ob in Duisburg überhaupt genug Wasser ankommt. Ein Grund dafür: Gleich zwei Schlösser in Düsseldorf nutzen das Wasser des Angerbachs, dessen Nebenlauf der Alte Angerbach ist: Das Schloss Heltorf und die Wasserburg Angermund, auch Kellerei genannt. „Der Graf von Spee hat ein altes Wasserrecht von 1850 oder so für sein Wasserschloss. Es steht auf Eichenpfählen, die müssen feucht gehalten werden“, so Heuner. Deshalb leite er häufig viel Wasser in den Burggraben um – ähnliches gelte für die Kellerei.
Ob es eine Lösung gibt, die den Schwanenteich sicher als Teich erhalten kann, ist also aus mehreren Gründen fraglich. Falls nicht, sieht Bezirksbürgermeisterin Beate Lieske nur eine schmerzhafte Lösung: „Dann müssen wir ein bisschen Romantik sein lassen und so einen Teich zuschütten.“