Rheinische Post Duisburg

Groß denken, klein bauen

- VON HORST THOREN

Was den Schwaben nachgesagt wird, packen die Rheinlände­r nicht weniger beherzt an: Schaffe, schaffe, Häusle baue! Der Wunsch nach dem eigenen Heim hat in der Krise nicht nachgelass­en. Im Gegenteil: So viele Bauanträge wie lange nicht wurden in Nordrhein-Westfalen in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 gestellt und genehmigt. Doch die ersehnte Entspannun­g auf dem Wohnungsma­rkt bleibt aus. Denn die neuen Häuser werden einfach nicht fertig. Es fehlt an Fachkräfte­n und manchmal auch am Material, weil die Pandemie die Zulieferun­g behindert. Für die Bauherren ist das längst nicht das einzige Problem: Ein Hauptthema bleibt die Finanzieru­ng.

Weil die Bauzinsen weiter niedrig sind, scheint die Gelegenhei­t günstig, jetzt Haus oder Wohnung zu kaufen oder selbst zu bauen. Doch die Preise ziehen deutlich an. Häuser oder Grundstück­e zum Schnäppche­npreis sind kaum zu finden. Wer das Glück hat, einen Handwerker verpflicht­en zu können, muss deutlich mehr zahlen als noch vor einem Jahr. Der Traum vom eigenen Haus kann so schnell zum finanziell­en Albtraum werden. Dazu trägt bei, dass nicht selten zu groß geplant wird.

Deshalb verdienen Alternativ­projekte besondere Aufmerksam­keit, die intelligen­tes, ökologisch sinnvolles Bauen umsetzen. Am Niederrhei­n werden derzeit – insbesonde­re im Düsseldorf­er Umland – Modelle wie Wohnparks oder „Tiny Houses“, also Kleinsthau­ssiedlunge­n, auf den Weg gebracht. Sie bieten das, was viele Häuslebaue­r sich erträumen: die eigenen vier Wände zum erschwingl­ichen Preis. Die Städte sind aufgeforde­rt, ihre Bebauungsp­läne auf die neuen Möglichkei­ten auszuricht­en. Das spart Bauland, schont also die Umwelt, und gibt, wie einst in der Werbung einer Bausparkas­se versproche­n, der Zukunft ein Zuhause. BERICHT BOOM BEI DEN BAUGENEHMI­GUNGEN, WIRTSCHAFT

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