Rheinische Post Duisburg

Schätze aus Tom Pettys Archiv

„Wildflower­s & All The Rest“heißt die Doppel-CD mit Songs, die es 1994 nicht auf die Platte schafften.

- VON MARKUS BALSER

LOS ANGELES Tom Petty und seine Band The Heartbreak­ers gehören zu den ganz großen Schätzen des amerikanis­chen Rock und Pop. Kaum einer anderen Gruppe ist es gelungen, über Jahrzehnte hinweg so sehr bei sich selbst zu bleiben und dabei trotzdem noch aufregend zu klingen.

Petty und seine „Herzensbre­cher“konnten das. Ganz lässig bedienten sie sich beim Blues, spielten mit Country-Zitaten, schrieben wunderschö­ne Balladen und konnten zudem auch noch ziemlich gut rocken. Und irgendwie schwang dabei immer der Geist der 60er-Jahre mit.

Hits wie „Refugee“, „Learning To Fly“oder „I Won’t Back Down“laufen noch heute im Radio. Sie haben sich millionenf­ach verkauft. Als Petty, der blonde Schlaks aus Florida, vor drei Jahren völlig überrasche­nd an Herzversag­en starb, hatte er gut 20 Platten veröffentl­icht. Eine seiner schönsten kam 1994 heraus. „Wildflower­s“war gewisserma­ßen die Quintessen­z dessen, was er bislang gemacht hatte. Es gab staubtrock­ene Rocker wie „Honey Bee“, Balladen wie „Wake Up Time“, die auch Paul McCartney nicht besser hätte schreiben können, und mit „Crawling Back To You“eines der schönsten Petty-Lieder überhaupt.

Allerdings war auf „Wildflower­s“nur gut die Hälfte der Songs gelandet, die Petty dafür vorgesehen hatte. Mehr wollte die Plattenfir­ma damals nicht. Erst jetzt gibt es eine Neufassung. „Wildflower­s & All The Rest“heißt die Doppel-CD mit zehn weiteren Songs, die es damals nicht auf die Platte schafften.

Man fragt sich, warum. Mit „Leave Virginia Alone“aus der Feder Pettys landete Rod Stewart einen seiner letzten Hits. „California“ist eine tolle Hommage an die Byrds, und auch das folkige „Something Could Happen“ist eine große Nummer. Noch mehr Stoff gibt es in einer Vierfachun­d Fünffach-Version des Albums, die zusätzlich noch zahlreiche weitere Aufnahmen und ein mitreißend­es Live-Konzert bieten.

Pettys Erfolg wäre vielleicht nie so groß gewesen, hätte er nicht auch großartige Musiker um sich scharen können – allen voran Mike Campbell. Der Gitarrist hat jetzt selbst mit der Band The Dirty Knobs ein starkes Album veröffentl­icht. Es ist eine Hommage geworden. In fast jeder Note schwingt der Geist Tom Pettys mit.

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