Unterricht beginnt im November früher
Versetzter Start des Unterrichts, CO2-Ampeln in Klassen, Luftreinigungsgeräte: Mit diesen Maßnahmen soll das Infektionsrisiko an den Schulen in Duisburg gesenkt werden. Die DVG stellt mehr Busse bereit.
(ma/atrie) In der Duisburger Schullandschaft wird sich wegen der hohen Infektionszahlen etwas ändern – auch, wenn der Schritt nicht so radikal ist, wie sich manche Schulen das wünschen: Der Unterrichtsbeginn an weiterführenden Schulen in Duisburg wird im Laufe der kommenden Woche entzerrt. Außerdem werden weitere so genannte CO2-Ampeln für alle Schulen angeschafft, die das wünschen. Darauf verständigten sich Vertreter von Stadt, Schulen, Lehrergewerkschaften und der Stadtelternschaft EDuS am Donnerstagabend.
„Die Frage ist, wie wir das Infektionsgeschehen in Duisburg über die Schulen positiv beeinflussen können“, sagte Astrid Neese im Anschluss an das Gespräch. „Unser Handlungsspielraum ist begrenzt“, bedauert die Bildungsdezernentin. Die Organisation des Unterrichts obliegt nicht der Stadt als Schulträger, sondern dem NRW-Schulministerium. Einer Verkleinerung der Lerngruppen, etwa durch Klassenteilung nach dem „Solinger Modell“mit einem Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht, hat Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) bisher immer eine Absage erteilt. Auch das hat sich nun offenbar geändert, wie die Ministerin am Donnerstagabend in einem Interview mit dem „Kölner Stadt Anzeiger“, sagte. „Schulen, die keine Möglichkeit mehr sehen, den Präsenzunterricht sicherzustellen, können die Umstellung auf den Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht bei der Schulaufsicht anzeigen“, hieß es dort. Die Grundlage dafür sei bereits seit Beginn des Schuljahres vorhanden. „Wir nehmen die aktuelle Diskussion aber zum Anlass, das noch einmal klarzustellen“, sagte Gebauer der Zeitung.
Seit vielen Wochen sucht Duisburg angesichts steigender Corona-Fallzahlen an den Schulen nach Wegen, den Infektionsschutz für Lehrer und Schüler zu verbessern. „Der Unterricht soll zwischen 7.30 Uhr und 8.30 Uhr beginnen“, so Astrid Neese zur Verständigung mit den Schulleitern. Gespräche mit der DVG laufen noch. Das Verkehrsunternehmen passt seine Linienführungen an, damit alle Schüler rechtzeitig ihre Schulen erreichen und setzt 17 zusätzliche Busse ein, um Überfüllungen zu verhindern.
Durch den versetzten Beginn entzerrt sich auch das Unterrichtsende – damit verbunden ist die Hoffnung, dass sich das Gedränge an den Bushaltestellen verhindern lässt.
Die Bildungsdezernentin lobt die „ausgesprochen kooperative Stimmung“des Gesprächs, an dem auch IMD-Chef Thomas Krützberg teilnahm. Er sagte die Auslieferung der CO2-Ampeln an die Schulen zu, sie messen die Belastung der Raumluft, damit sich Lüftungsintervalle optimal steuern lassen. Auch Luftreinigungsgeräte für Schulräume, die nicht zu lüften sind, sollen bestellt werden auf Antrag der Schulen. Deren Vertreter bedankte sich für die bereits umgesetzte Erhöhung der Heizleistung – so sollen die Temperaturen trotz intensiver Lüftung erträglich bleiben.
Geht es nach den Teilnehmern des Schulgipfels, dann soll es dabei nicht bleiben. „Ich wünsche mir, dass die Schulen Freiraum bekommen, um neue Konzepte umzusetzen“, sagt Dezernentin Neese. Die liegen bei einigen Schulen bereits fertig in der Schublade, sagt die EDuS-Vorsitzende Melanie Maurer:
„Die Klassenteilung bleibt unser Wunsch. Dabei sollten die Schulen die Freiheit haben, nach ihren Möglichkeiten verschiedene Optionen umzusetzen, die auch die Betreuung von Kindern berufstätiger Eltern gewährleisten.“Laut Maurer sind die Schulen nun angehalten, ein für ihre Situation passendes Konzept für Distanzunterricht zu erstellen – es wurden dafür sogar Fortbildungstage zur Verfügung gestellt, die aber teilweise erst sehr spät im Jahr durchgeführt werden könnten.
Ältere Schüler befürchteten bei einer erneuten Schulschließung und der „Verbannung“in Distanzunterricht jedoch Nachteile, etwa das prüfungsrelevanter Lernstoff verloren geht. Gefragt, so Maurer, sei nun vor allem das Düsseldorfer Ministerium: „Diese Flexibilisierung bleibt schwierig, die Stadt allein stößt da immer wieder schnell an Grenzen.“
Wie angespannt die Lage ist, sieht Maurer immer wieder auch beim Blick in ihr Mail-Postfach. „Ich habe jeden Tag Bauchschmerzen, weil ich Angst um meinen Sohn und um die ganze Familie habe“, schrieb ihr in dieser Woche eine Mutter.