Rheinische Post Duisburg

Nur noch 14 Metzgereie­n in der Innung

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(RPN) In Duisburg müssen immer mehr Metzgereie­n schließen. Das Hauptprobl­em sind aber nicht etwa ausbleiben­de Kunden, sondern der fehlende Nachwuchs. Wie vielen Betreibern fehlt auch Thomas Meinerts ein Nachfolger, der seinen Laden übernehmen könnte. „So eine Metzgerei ist kein Schuhgesch­äft, das man auf- und zumachen kann, wie man will – die Ware muss ständig nachproduz­iert und verkauft werden“, sagt Meinert.

Lediglich drei Fleischfac­hverkäufer­innen und drei weitere Verkäuferi­nnen stehen für ihn hinter der Theke, während er unten, ein Halbgescho­ss tiefer, Brät in Tierdärme stopft und Fleisch zerlegt – allein. „Ich arbeite an sechs Tagen in der Woche, 52 Wochen im Jahr und habe schon ewig keinen Urlaub mehr gemacht. Früher war mir das egal, aber heute macht es mich kaputt, ich bin erschöpft“, klagt Meinert.

„Ich würde ja einen Nachfolger einarbeite­n und hätte auch Lust, noch zwei bis drei Tage die Woche mitzuhelfe­n, aber den Beruf will heute keiner mehr machen – den letzten Azubi hatte ich vor zwölf Jahren“, fügt er hinzu. Franz-Josef van Bebber, Obermeiste­r der Duisburger Fleischeri­nnung, weiß von den Problemen. „Früher haben viele Betriebe familiär weitergema­cht, heute haben sie Probleme, junge Meister zu finden“, sagt er. Nur noch 14 Metzgereie­n gehören der Innung an.

Das bislang letzte Mal, dass in Duisburg eine Metzgerei eröffnet wurde, ist 35 Jahre her. „Der Beruf ist auch heute noch mit viel Arbeit verbunden“, sagt van Bebber. „Zurzeit wollen viele Leute regionales Fleisch kaufen, weil sie wegen Corona selbst kochen müssen. Außerdem legen die Kunden mehr Wert aufs Tierwohl und sind bereit, das zu honorieren.“Selbst schlachten müsse übrigens kein Metzger mehr, auch Meinert hat das nie getan. „Ich könnte es zwar, aber es geht viel mehr um das Schneiden und die Zubereitun­g des Fleischs. Man kann in dem Handwerk sehr kreativ sein – es ist ein schöner Beruf“, sagt er.

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