Musik und Intrigen am Hof
„Madrigal“, das neue Buch der Autorin Gudrun Heyens taucht in die Geschichte ein.
(ahr) In ihrem dritten Roman verlässt die Duisburger Autorin Gudrun Heyens zwar die Gegenwart, aber nicht die Welt der Musik. Als Professorin für Alte Musik, die von 1986 bis 2016 an der Folkwang-Universität gelehrt hat, bewegt sich Gudrun Heyens in „Madrigal“kenntnisreich durch ihr Terrain, führt ihre Leser aber abseits musikwissenschaftlicher Erörterungen durch eine spannende Geschichte.
2013 hat Gudrun Heyens, die in Duissern lebt, ihren Debüt-Roman „Vincent oder die Heiligsprechung“vorgestellt, 2017 folgte „Die Saite aus Stahl“, in dem eine Harfenistin als Rektorin einer Musikhochschule an männlichen Intrigen und ihrem eigenen Perfektionismus scheitert. Die historische Harfe aus diesem Roman war die Inspirationsquelle zu „Madrigal“; so wird ein mehrstimmiges Gesangsstück genannt, das in der Spätrenaissance modern wurde.
„Madrigal“ist ein großer historischer Roman, der am Fürstenhof von Ferrara im Jahr 1580 spielt. Hier herrschen Herzog Alfonso d’Este und seine junge Frau Margherita Gonzaga, die im kulturellen Wettstreit der norditalienischen Fürstenhöfe mit einer Neuheit Aufsehen erregen: Sie stellen drei junge Sängerinnen ein, die als „Concerto delle Donne“berühmt werden.
Die Hauptrolle spielt am Hofe zwar das Fürstenpaar, die zentrale Romanfigur aber ist die Zofe der schönsten und am meisten bewunderten Sängerin Laura Peverara. Als Constanza Bellincampi ihr Elternhaus verlässt, um als Lauras Zofe ihren Dienst bei den d’Estes anzutreten, erfährt sie, dass ihr wirklicher Vater ebenfalls ein Fürst ist. Sie muss ihrer Mutter Verschwiegenheit schwören.
Dieser innere Konflikt, den die nachdenkliche Constanza mit sich allein austragen muss, und die spannende Frage, wohin ihr Weg führen mag, bilden den dunklen Grundton des Romans. Darüber strahlt die Pracht des Hofs. Und hinter aller Pracht geht es um Macht und Eitelkeit, werden Intrigen gesponnen, gibt es heimliche, verbotene und leidenschaftliche Liebesaffären sowie persönliche Dramen wie die Kinderlosigkeit des Fürstenpaars. Gudrun Heyens erzählt dies so farbig und sinnlich, dass man ahnt: In diesem Roman steckt viel Recherche-Arbeit.
Drei Jahre lang hat sie an dem Stoff gearbeitet, sagt die Duisburgerin: „Zwei Jahre gelesen und übersetzt und ein Jahr geschrieben.“Neben zwei großen Publikationen in Englisch über das Madrigal in Ferrara und den Sänger Giulio Cesare Brancaccio, ebenfalls eine wichtige Figur im Roman, gab es nur wenige Informationen etwa über die Sängerin Laura Peverara. Den Raum für Fantasie hat die Autorin genutzt; am Ende enthüllt sie, welche Personen sie erfunden hat. „Manchmal liest man ein dickes Buch, und am Ende wird daraus ein Satz“, sagt Gudrun Heyens, die natürlich in Ferrara das Castello Estense besucht und im Museum auch die Originalharfe gesehen hat, mit der sich Laura Peverara begleitet hat.
Sie sei sehr glücklich, mit Markus Platt in Duisburg einen Verleger gefunden zu haben, „mit dem man zusammenarbeiten kann“, sagt Gudrun Heyens, die ein sorgfältig betreutes Buch in den Händen hält. Sie habe ihm ihr Roman-Projekt vorgestellt und er habe er spontan geantwortet: „Das wird mein erstes Hardcover“(„Madrigal“, 384 Seiten, 22 Euro, ISBN 978-3-94770622-8).