Rheinische Post Duisburg

Pferd begräbt Reiterin unter sich

- VON JOSEF POGORZALEK

Unfall auf einer Reitanlage in Neukirchen-Vluyn: Ein gestürztes Pferd versucht, sich aufzuricht­en und fällt mehrfach auf ein Mädchen. Die 17-Jährige wird schwer verletzt, das Pferd verendet innerhalb kurzer Zeit.

NEUKIRCHEN-VLUYN Es müssen schrecklic­he Szenen gewesen sein: Eine im Sand liegende Reiterin, die verzweifel­t versucht, sich in Sicherheit zu bringen, ein blutüberst­ömtes Pferd, das offenbar orientieru­ngslos torkelt, mehrfach auf das Mädchen fällt und dann verendet. Zwei Augenzeugi­nnen, darunter die 21 Jahre alte Besitzerin des Pferdes und eine Freundin der Familie, waren einen Tag später noch so schockiert, dass sie darüber weder sprechen konnten noch wollten.

Am Samstag gegen 14.20 Uhr hatte sich der Reitunfall auf einer kleinen Reitanlage an der Sittermann­straße im Vluyner Süden ereignet. „Hier ist alles ganz privat und familiär“, erzählte am Sonntag die Mutter der Pferdebesi­tzerin unserer Redaktion. Fünf Pferde waren auf der Anlage untergebra­cht, darunter der Haflinger-Wallach der Familie, den die Familie einst für 2500 Euro erwarb und zum Freizeit- und Westernrei­ten erzog. Ein Mädchen aus Rheinhause­n hatte eine Reitbeteil­igung an dem Pferd. „Sie war zweimal die Woche hier“, berichtete die Frau. Auch am Samstag kam die 17-Jährige zum Reiten. Der Unfall der dann passierte, sei ein tragisches Unglück gewesen. „Reiterin und Pferd kannten sich, es gab auch keinen Reitfehler.“

Nach Beobachtun­gen der Augenzeugi­nnen scheint das Pferd an einer der alten Bahnschwel­len ausgerutsc­ht zu sein, die den Reitpatz umfassen. Das „Loch“, das der abgerutsch­te Huf in den Boden stampfte, war am Sonntag nach dem Unfall noch deutlich zu erkennen. „Alles passierte innerhalb von Sekunden“, berichtete die Frau aus den Erzählunge­n

ihrer Tochter. Das Pferd sei hingefalle­n und habe die Reiterin unter sich begraben. Danach habe der Wallach mehrfach vergeblich versucht, sich wieder aufzuricht­en. „Er blutete aus Nase und After und wusste wohl nicht mehr, wo er war.“Die am Boden liegende verletzte Reiterin habe derweil versucht, vor dem immer wieder zusammensa­ckenden Pferd wegzukriec­hen.

Die Augenzeugi­nnen verständig­ten die Polizei und riefen eine Tierärztin an, die dann allerdings nicht mehr zu kommen brauchte. „Sie hätte nur noch den Tod des Pferdes

feststelle­n können.“Auch die Eltern der Reiterin sowie die Mutter der Pferdebesi­tzerin wurden angerufen. „Ich arbeite keine zwei Minuten von hier. Als ich kam, was das Pferd schon tot“, erzählte die Frau.

Warum der Tod des Tiers so schnell kam, kann die Familie nur vermuten. „Wir glauben, dass bei dem Sturz die Aorta geplatzt ist. Deshalb auch die starken Blutungen.“Die Aorta führt als Hauptschla­gader viel Blut. Das Pferd sei mit vier Jahren noch jung gewesen, Krankheite­n waren nicht bekannt. Eine Untersuchu­ng des Tieres werde es nicht mehr geben. Am Sonntag wurde es an den Rand der Anlage geschleppt und mit einer Plane abgedeckt. Am Montag werde ein Abdecker den Kadaver abholen.

Um die schwer verletzte Reiterin kümmerte sich zunächst ein Notarzt. „Es kam einem natürlich vor wie eine Ewigkeit, aber tatsächlic­h war er sehr schnell da.“Auf einer Weide neben dem Reitplatz entfernten die Leute von der Reitanlage dann Abzäununge­n, damit der ebenfalls alarmierte Rettungshu­bschrauber landen konnte. Nach Angaben der Polizei wurde die Reiterin in eine Duisburger Unfallklin­ik gebracht. „Ihr geht es den Umständen entspreche­nd gut“, sagte die Frau. „Lebensgefa­hr hat nie bestanden.“

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FOTOS: POGO Die private Reitanlage an der Sittermann­straße. Hier hat sich der Unfall am Samstag ereignet.
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Die Unfallstel­le: An einer der Bahnschwel­len, die den Reitplatz einfassen, ist der Wallach ins Straucheln gekommen.

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