Pferd begräbt Reiterin unter sich
Unfall auf einer Reitanlage in Neukirchen-Vluyn: Ein gestürztes Pferd versucht, sich aufzurichten und fällt mehrfach auf ein Mädchen. Die 17-Jährige wird schwer verletzt, das Pferd verendet innerhalb kurzer Zeit.
NEUKIRCHEN-VLUYN Es müssen schreckliche Szenen gewesen sein: Eine im Sand liegende Reiterin, die verzweifelt versucht, sich in Sicherheit zu bringen, ein blutüberstömtes Pferd, das offenbar orientierungslos torkelt, mehrfach auf das Mädchen fällt und dann verendet. Zwei Augenzeuginnen, darunter die 21 Jahre alte Besitzerin des Pferdes und eine Freundin der Familie, waren einen Tag später noch so schockiert, dass sie darüber weder sprechen konnten noch wollten.
Am Samstag gegen 14.20 Uhr hatte sich der Reitunfall auf einer kleinen Reitanlage an der Sittermannstraße im Vluyner Süden ereignet. „Hier ist alles ganz privat und familiär“, erzählte am Sonntag die Mutter der Pferdebesitzerin unserer Redaktion. Fünf Pferde waren auf der Anlage untergebracht, darunter der Haflinger-Wallach der Familie, den die Familie einst für 2500 Euro erwarb und zum Freizeit- und Westernreiten erzog. Ein Mädchen aus Rheinhausen hatte eine Reitbeteiligung an dem Pferd. „Sie war zweimal die Woche hier“, berichtete die Frau. Auch am Samstag kam die 17-Jährige zum Reiten. Der Unfall der dann passierte, sei ein tragisches Unglück gewesen. „Reiterin und Pferd kannten sich, es gab auch keinen Reitfehler.“
Nach Beobachtungen der Augenzeuginnen scheint das Pferd an einer der alten Bahnschwellen ausgerutscht zu sein, die den Reitpatz umfassen. Das „Loch“, das der abgerutschte Huf in den Boden stampfte, war am Sonntag nach dem Unfall noch deutlich zu erkennen. „Alles passierte innerhalb von Sekunden“, berichtete die Frau aus den Erzählungen
ihrer Tochter. Das Pferd sei hingefallen und habe die Reiterin unter sich begraben. Danach habe der Wallach mehrfach vergeblich versucht, sich wieder aufzurichten. „Er blutete aus Nase und After und wusste wohl nicht mehr, wo er war.“Die am Boden liegende verletzte Reiterin habe derweil versucht, vor dem immer wieder zusammensackenden Pferd wegzukriechen.
Die Augenzeuginnen verständigten die Polizei und riefen eine Tierärztin an, die dann allerdings nicht mehr zu kommen brauchte. „Sie hätte nur noch den Tod des Pferdes
feststellen können.“Auch die Eltern der Reiterin sowie die Mutter der Pferdebesitzerin wurden angerufen. „Ich arbeite keine zwei Minuten von hier. Als ich kam, was das Pferd schon tot“, erzählte die Frau.
Warum der Tod des Tiers so schnell kam, kann die Familie nur vermuten. „Wir glauben, dass bei dem Sturz die Aorta geplatzt ist. Deshalb auch die starken Blutungen.“Die Aorta führt als Hauptschlagader viel Blut. Das Pferd sei mit vier Jahren noch jung gewesen, Krankheiten waren nicht bekannt. Eine Untersuchung des Tieres werde es nicht mehr geben. Am Sonntag wurde es an den Rand der Anlage geschleppt und mit einer Plane abgedeckt. Am Montag werde ein Abdecker den Kadaver abholen.
Um die schwer verletzte Reiterin kümmerte sich zunächst ein Notarzt. „Es kam einem natürlich vor wie eine Ewigkeit, aber tatsächlich war er sehr schnell da.“Auf einer Weide neben dem Reitplatz entfernten die Leute von der Reitanlage dann Abzäunungen, damit der ebenfalls alarmierte Rettungshubschrauber landen konnte. Nach Angaben der Polizei wurde die Reiterin in eine Duisburger Unfallklinik gebracht. „Ihr geht es den Umständen entsprechend gut“, sagte die Frau. „Lebensgefahr hat nie bestanden.“