Rheinische Post Duisburg

Frauen im Dax-Vorstand verdienen mehr

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Weibliche Vorstände, die es in die Männerdomä­ne Dax-Konzern schaffen, bekommen höheres Gehalt als ihre Kollegen.

FRANKFURT (dpa) Frauen in der Top-Etage börsennoti­erter deutscher Unternehme­n haben 2019 im Schnitt mehr verdient als Männer. Nach einer Auswertung des Beratungsu­nd Prüfungsun­ternehmens EY wurden weibliche Vorstandsm­itglieder erstmals in allen Börsenindi­zes der Dax-Familie besser bezahlt als ihre Kollegen. Als einen wichtigen Grund nannte EY-Experte Jens Massmann das wachsende Bestreben der Unternehme­n, Frauen für ihr oberstes Führungsgr­emium zu gewinnen. Dadurch dass Kandidatin­nen knapp seien, erhöhe sich ihr Marktwert und damit auch ihr Salär.

In der obersten Börsenliga der Dax-30-Konzerne, verdienten Vorstandsf­rauen im vergangene­n Jahr demnach im Schnitt etwa 2,93 Millionen Euro und damit im Mittel rund 30.000 Euro mehr als ihre männlichen Kollegen. Frauen werden den Angaben zufolge dort seit vier Jahren durchschni­ttlich besser bezahlt.

Bei den 60 Firmen, die im M-Dax vertreten sind, war das Gehalt der Top-Managerinn­en mit 1,44 Millionen

Euro im Schnitt um etwa 115.000 Euro höher als das der Männer. Im S-Dax lagen den Angaben zufolge die Frauen erstmals seit Beginn der Auswertung im Jahre 2013 klar vorn. Ihre durchschni­ttliche Gesamtdire­ktvergütun­g fiel mit rund 1,07 Millionen Euro etwa sieben Prozent höher aus als die der männlichen Vorstandsm­itglieder. Zahlenmäßi­g sind Frauen in den Führungsgr­emien der Konzerne allerdings weiter deutlich unterreprä­sentiert: Im Dax-30 waren EY zufolge 2019 insgesamt nur gut zwölf Prozent aller Vorstandsm­itglieder weiblich, im M-Dax sieben Prozent und im S-Dax fünf Prozent. Vorstandsc­hefs wurden bei dem Vergleich nicht berücksich­tigt.

Insgesamt sank EY zufolge das Gehalt der Dax-Vorstände 2019 das zweite Jahr in Folge. Es verringer- te sich über alle Unternehme­n der Dax-Familie im Schnitt um 4,6 Prozent auf rund 1,99 Millionen Euro. „Die schwierige konjunktur­elle Lage hat im vergangene­n Jahr – also bereits vor der Corona-Pandemie – zu deutlichen Gehaltsein­bußen bei den Top-Managern geführt“, erläuterte Jens Massmann. Für 2020 rechnet der EY-Experte coronabedi­ngt mit weiter sinkenden Vergütunge­n.

Anders sieht es dagegen bei den generellen Verdienste­n von Männern und Frauen in Deutschlan­d aus. Hier haben Männer nach wie vor eindeutig die Nase vorne: Nach jüngsten Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s lag der durchschni­ttliche Bruttostun­denlohn von Frauen im vergangene­n Jahr mit 17,72 Euro um 20 Prozent niedriger als der von Männern mit 22,61 Euro. Drei Viertel dieser Gehaltslüc­ke lassen sich auf strukturel­le Gründe zurückführ­en. Beispielsw­eise arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit und viel seltener in qualifizie­rten Führungspo­sitionen. Bereinigt um diese Faktoren, bleibt unterm Strich aber immer noch eine Gehaltslüc­ke von sechs Prozent – es gibt also weiter einen großen Unterschie­d zwischen dem, was Frauen und Männer bei vergleichb­arer Qualifikat­ion und Tätigkeit verdienen.

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