Neuer Wirbel um Moerser Streichelzoo
Nach Darstellung des Fördervereins verkommt die Anlage im Freizeitpark, die Enni vernachlässige die verbliebenen Tiere und die beschlossenen Reparaturarbeiten ließen auf sich warten. Stadt und Enni weisen die Vorwürfe zurück.
MOERS Mit einem Brandbrief hat sich der Förderverein Streichelzoo Moers an die Fraktionen im Rat gewandt. Darin beklagen die Streichelzoo-Freunde, dass die Anlage im Freizeitpark einen deströsen Eindruck mache. Gleichzeitig mahnen sie die beschlossenen Reparaturen an. Sie sind Voraussetzung, um Tiere (darunter zwei Alpakas und mehrere Schafe), die während der Zeit der Landesgartenschau an die Kamp-Lintforter „Spiel- und Tieroase“Kalisto ausgeliehen waren, zurückzuführen.
Im Moerser Streichelzoo verblieben sind ein paar Schafe und Wellensittiche. Zwei der Vögel seien jüngst „elendig verendet“, beklagte ein Vereinsmitglied, das die anscheinend toten Vögel auf dem Boden der Voliere fotografiert hat. Für ihn ein Anhaltspunkt dafür, dass die Enni sich nicht um den Zoo kümmere. Enni-Sprecherin Katja Nießen bestritt das am Montag. „Selbstverständlich haben wir Mitarbeiter, die den Streichelzoo pflegen.“Die Wellensittiche seien gar nicht tot gewesen. „Sie haben sich am Boden zusammengekuschelt.“Sandra Punge, Vorsitzende des Streichelzoo-Fördervereins, blieb bei der Darstellung des Vereins.
Auch um die in Moers verbliebenen Schafe ist der Förderverein besorgt. Seit mehr als einem halben Jahr stünden sie auf der gleichen Wiese. „Das Tauschen der Weide ist für die Gesundheit der Tiere wichtig“, so der Verein.
Die Rückführung der Tiere aus Kamp-Lintfort darf erst nach Reparaturund Umbaumaßnahmen im Streichelzoo erfolgen. Das Kreis-Veterinäramt hatte Mängel an der Anlage in Moers moniert. Im September
beschloss der Hauptausschuss, die Anlage herzurichten. Parallel wurde eine Studie zur Zukunft des Streichelzoos auf den Weg gebracht. „Die Kosten für die Studie könnten besser in die Entwicklung des Areals gesteckt werden“, meint dazu der Förderverein. Der SCI Moers habe bereits ein pädagogisches Konzept für den Streichelzoo in der Schublade, sagte Punge. Der SCI sei auch bereit, einen finanziellen Beitrag zu leisten.
„Leider verkommt der Streichelzoo immer mehr“, bedauert der Förderverein. Die beschlossenen Reparaturarbeiten ließen auf sich warten. Nach Angaben der Enni ist das Material für die Ausbesserung von Zäunen allerdings „bestellt und zum Teil schon eingetroffen“. Auf Material für neue Stallungen warte man noch. „Sobald es da ist, beginnt der Aufbau.“Klempner-, Dachdecker
und Pflasterarbeiten müssen durch externe Firmen erledigt werden. Entsprechende Preisabfragen seien erfolgt, sagte Stadtsprecher Torsten Schröder. Die Firmen könnten bald ihre Arbeit aufnehmen. „Wenn alles gut geht, sind wir noch in diesem Jahr fertig, sonst im Januar.“Dies entspricht dem Zeitplan, der im September im Hauptausschuss genannt wurde. Schröder warf dem Förderverein eine „unfaire Kommunikation“vor. Niemand verzögere die beschlossenen Reparaturen. „Enni und Stadt arbeiten Hand in Hand.“Es treffe auch nicht zu, dass Stadt und Enni das Tierwohl egal sei. Das Gegenteil sei der Fall. Es gebe in dieser Hinsicht sehr engagierte Mitarbeiter der Enni.
Wann die Tiere aus Kamp-Lintfort tatsächlich wieder zurück nach Moers kommen, hängt auch davon ab, ob und wann eine Fachkraft für
die Betreuung der Tiere gefunden wird. Auch dies ist eine Auflage des Veterinäramtes.
Stephanie und Reiner Winkendick, Betreiber des Kalisto in Kamp-Lintfort, haben derweil angekündigt, die Moerser Tiere bis Ende des Jahres unentgeltlich zu pflegen. Dann wollen sie eine Pauschale für Futter, Tierarzt und andere Kosten von der Stadt Moers fordern. Es sei denn, diese überlässt die Tiere ganz dem Kalisto. Aus Sicht des Tierwohls wäre dies zumindest für die zwei Alpakas das Beste, betonte Winkendick. „Alpakas werden so um die 20 Jahre alt, die beiden sind jetzt 17.“Es handle sich um Herdentiere. „Wir haben jetzt insgesamt sechs, davon die zwei aus Moers. Sie sind trainiert, werden tierärztlich versorgt und leben in einer funktionierenden Gruppe.“
Gleichzeitig machte Winkendick der Stadt Moers das Angebot, bei der Bestückung des Streichelzoos mit neuen Tieren zu helfen. „Egal ob Esel, Wassergeflügel oder Pferde. Wir haben seit Jahrzehnten Kontalte zu Zoos. Ein Anruf von uns genügt.“