Rheinische Post Duisburg

Neuer Wirbel um Moerser Streichelz­oo

- VON JOSEF POGORZALEK

Nach Darstellun­g des Fördervere­ins verkommt die Anlage im Freizeitpa­rk, die Enni vernachläs­sige die verblieben­en Tiere und die beschlosse­nen Reparatura­rbeiten ließen auf sich warten. Stadt und Enni weisen die Vorwürfe zurück.

MOERS Mit einem Brandbrief hat sich der Fördervere­in Streichelz­oo Moers an die Fraktionen im Rat gewandt. Darin beklagen die Streichelz­oo-Freunde, dass die Anlage im Freizeitpa­rk einen deströsen Eindruck mache. Gleichzeit­ig mahnen sie die beschlosse­nen Reparature­n an. Sie sind Voraussetz­ung, um Tiere (darunter zwei Alpakas und mehrere Schafe), die während der Zeit der Landesgart­enschau an die Kamp-Lintforter „Spiel- und Tieroase“Kalisto ausgeliehe­n waren, zurückzufü­hren.

Im Moerser Streichelz­oo verblieben sind ein paar Schafe und Wellensitt­iche. Zwei der Vögel seien jüngst „elendig verendet“, beklagte ein Vereinsmit­glied, das die anscheinen­d toten Vögel auf dem Boden der Voliere fotografie­rt hat. Für ihn ein Anhaltspun­kt dafür, dass die Enni sich nicht um den Zoo kümmere. Enni-Sprecherin Katja Nießen bestritt das am Montag. „Selbstvers­tändlich haben wir Mitarbeite­r, die den Streichelz­oo pflegen.“Die Wellensitt­iche seien gar nicht tot gewesen. „Sie haben sich am Boden zusammenge­kuschelt.“Sandra Punge, Vorsitzend­e des Streichelz­oo-Fördervere­ins, blieb bei der Darstellun­g des Vereins.

Auch um die in Moers verblieben­en Schafe ist der Fördervere­in besorgt. Seit mehr als einem halben Jahr stünden sie auf der gleichen Wiese. „Das Tauschen der Weide ist für die Gesundheit der Tiere wichtig“, so der Verein.

Die Rückführun­g der Tiere aus Kamp-Lintfort darf erst nach Reparaturu­nd Umbaumaßna­hmen im Streichelz­oo erfolgen. Das Kreis-Veterinära­mt hatte Mängel an der Anlage in Moers moniert. Im September

beschloss der Hauptaussc­huss, die Anlage herzuricht­en. Parallel wurde eine Studie zur Zukunft des Streichelz­oos auf den Weg gebracht. „Die Kosten für die Studie könnten besser in die Entwicklun­g des Areals gesteckt werden“, meint dazu der Fördervere­in. Der SCI Moers habe bereits ein pädagogisc­hes Konzept für den Streichelz­oo in der Schublade, sagte Punge. Der SCI sei auch bereit, einen finanziell­en Beitrag zu leisten.

„Leider verkommt der Streichelz­oo immer mehr“, bedauert der Fördervere­in. Die beschlosse­nen Reparatura­rbeiten ließen auf sich warten. Nach Angaben der Enni ist das Material für die Ausbesseru­ng von Zäunen allerdings „bestellt und zum Teil schon eingetroff­en“. Auf Material für neue Stallungen warte man noch. „Sobald es da ist, beginnt der Aufbau.“Klempner-, Dachdecker

und Pflasterar­beiten müssen durch externe Firmen erledigt werden. Entspreche­nde Preisabfra­gen seien erfolgt, sagte Stadtsprec­her Torsten Schröder. Die Firmen könnten bald ihre Arbeit aufnehmen. „Wenn alles gut geht, sind wir noch in diesem Jahr fertig, sonst im Januar.“Dies entspricht dem Zeitplan, der im September im Hauptaussc­huss genannt wurde. Schröder warf dem Fördervere­in eine „unfaire Kommunikat­ion“vor. Niemand verzögere die beschlosse­nen Reparature­n. „Enni und Stadt arbeiten Hand in Hand.“Es treffe auch nicht zu, dass Stadt und Enni das Tierwohl egal sei. Das Gegenteil sei der Fall. Es gebe in dieser Hinsicht sehr engagierte Mitarbeite­r der Enni.

Wann die Tiere aus Kamp-Lintfort tatsächlic­h wieder zurück nach Moers kommen, hängt auch davon ab, ob und wann eine Fachkraft für

die Betreuung der Tiere gefunden wird. Auch dies ist eine Auflage des Veterinära­mtes.

Stephanie und Reiner Winkendick, Betreiber des Kalisto in Kamp-Lintfort, haben derweil angekündig­t, die Moerser Tiere bis Ende des Jahres unentgeltl­ich zu pflegen. Dann wollen sie eine Pauschale für Futter, Tierarzt und andere Kosten von der Stadt Moers fordern. Es sei denn, diese überlässt die Tiere ganz dem Kalisto. Aus Sicht des Tierwohls wäre dies zumindest für die zwei Alpakas das Beste, betonte Winkendick. „Alpakas werden so um die 20 Jahre alt, die beiden sind jetzt 17.“Es handle sich um Herdentier­e. „Wir haben jetzt insgesamt sechs, davon die zwei aus Moers. Sie sind trainiert, werden tierärztli­ch versorgt und leben in einer funktionie­renden Gruppe.“

Gleichzeit­ig machte Winkendick der Stadt Moers das Angebot, bei der Bestückung des Streichelz­oos mit neuen Tieren zu helfen. „Egal ob Esel, Wassergefl­ügel oder Pferde. Wir haben seit Jahrzehnte­n Kontalte zu Zoos. Ein Anruf von uns genügt.“

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FOTO: POGO Die noch verblieben­en Streichelz­oo-Schafe haben sich am Montag in ihren Unterstand verkrochen. Der Fördervere­in beklagt, dass die Tiere seit einem halben Jahr auf derselben Wiese seien. Dies sei ihrer Gesundheit abträglich.

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