Virtuelles Schachspielen boomt in der Corona-Krise
Jürgen Kaufeld aus Duisburg ist Schachspieler und -trainer. Er beobachtet, dass das königliche Spiel gerade jetzt populärer denn je ist.
KAISERBERG Während derzeit so fast jede Art des Sporttreibens in Gruppen eingeschränkt ist wegen des Lockdowns, gilt dies offenbar nicht für den Schachsport. Das königliche Spiel wird immer häufiger ins Internet verlagert und erfreut sich dort zunehmender Beliebheit. Das beobachtet zumindest der Duisburger Schachlehrer, -trainer, und -spieler, Jürgen Kaufeld.
Der 44 Jahre alte Kaiserberger muss es wissen, lebt er doch vom Schachsport – als Trainer und als Spieler. Vor einigen Jahren hatte er sogar noch in der deutschen Bundesliga gespielt. Kaufeld spielt auch seit vielen Jahren im Ausland und dazu parallel in der NRW-Klasse. „Leider ist der uns gewohnte Ligaund Turnierbetrieb der Pandemie zum Opfer gefallen, und auch der
Schachsport muss pausieren. Und ja, ich sage ausdrücklich Sportart, denn Schach ist von der Infrastruktur der Vereine, Ligen und der regen
Turnierlandschaft her genauso aufgebaut wie normale Sportarten“, erklärt Kaufeld.
Im Schach besteht zwar kein direkter Kontakt der Kontrahenten, aber die bekannten Abstandsregeln sind je nach Körperhaltung am Brett eben auch nicht immer gewährleistet, man benutzt ferner dasselbe Material und nicht jeder Verein oder Veranstalter kann Räume und Bedingungen schaffen, die corona-konform sind. Kaufeld betont aber, dass Corona dem Schach keinen Strich durch die Rechnung macht wie den vielen anderen Sportarten. „Schach bietet die tolle Voraussetzung, online gespielt werden zu können.“
Online-Schach erfreut sich seit Beginn der Corona-Maßnahmen deutlich größerer Beliebtheit als zuvor. Das zeigt sich einerseits in messbaren Zahlen. „Die diversen
Schachserver vermelden zahlreiche neue Registierungen von Schachspielern, die Schach online vorher nie etwas abgewinnen konnten, aber auch von Neulingen, die vielleicht etwas mehr Zeit haben, sich endlich mal mit Schach zu beschäftigen“, sagt Kaufeld, der auch gerne Turniere in ganz Europa spielt. So werden kurzerhand Vereinsabende virtuell abgehalten. „Und zweimal pro Woche wird zusammen in der sogenannten Quarantäneliga auf einem Server gekämpft.“Allerdings könne das virtuelle Schach das reale Schach, das Mann/Frau gegen Mann/Frau am Schachbrett, nicht ersetzen. Die viel zitierte Turnieratmosphäre fehle.
Dennoch „profitieren“Schachtrainer wie Jürgen Kaufeld von der derzeitigen Krise fast schon. „Die Trainingsmöglichkeiten im Netz sind mittlerweile sehr gut ausgereift und somit sind einige Schachschüler hinzugekommen, die ihr Schach verbessern möchten.“Kaufeld, der über Skype mit seinen Zöglingen kommuniziert, bekomme mehr Trainingsanfragen als sonst. In Zahlen: „Wöchentlich trainiere ich etwa im Einzeltraining neun Spieler.“Das sei fast doppelt so viel wie in Non-Corona-Zeiten.
Aber auch ein anderer Grund spielt der Schach-Szene aktuell in die Karten. Die neue Netflixserie „Das Damengambit“, die interessante Einblicke in das Schachspiel bietet, fasziniert viele. Dabei erzählt „Das Damengambit“eine unwahrscheinliche Aufstiegsstory – und macht mit eleganten Bildern und realistischen Schachpartien jede Menge Lust auf das königliche Spiel, das wie Kaufeld sagt, erstens „süchtig macht“, aber gar nicht so schwer zu erlernen ist.“