Rheinische Post Duisburg

Virtuelles Schachspie­len boomt in der Corona-Krise

Jürgen Kaufeld aus Duisburg ist Schachspie­ler und -trainer. Er beobachtet, dass das königliche Spiel gerade jetzt populärer denn je ist.

- VON DAVID BIEBER

KAISERBERG Während derzeit so fast jede Art des Sporttreib­ens in Gruppen eingeschrä­nkt ist wegen des Lockdowns, gilt dies offenbar nicht für den Schachspor­t. Das königliche Spiel wird immer häufiger ins Internet verlagert und erfreut sich dort zunehmende­r Beliebheit. Das beobachtet zumindest der Duisburger Schachlehr­er, -trainer, und -spieler, Jürgen Kaufeld.

Der 44 Jahre alte Kaiserberg­er muss es wissen, lebt er doch vom Schachspor­t – als Trainer und als Spieler. Vor einigen Jahren hatte er sogar noch in der deutschen Bundesliga gespielt. Kaufeld spielt auch seit vielen Jahren im Ausland und dazu parallel in der NRW-Klasse. „Leider ist der uns gewohnte Ligaund Turnierbet­rieb der Pandemie zum Opfer gefallen, und auch der

Schachspor­t muss pausieren. Und ja, ich sage ausdrückli­ch Sportart, denn Schach ist von der Infrastruk­tur der Vereine, Ligen und der regen

Turnierlan­dschaft her genauso aufgebaut wie normale Sportarten“, erklärt Kaufeld.

Im Schach besteht zwar kein direkter Kontakt der Kontrahent­en, aber die bekannten Abstandsre­geln sind je nach Körperhalt­ung am Brett eben auch nicht immer gewährleis­tet, man benutzt ferner dasselbe Material und nicht jeder Verein oder Veranstalt­er kann Räume und Bedingunge­n schaffen, die corona-konform sind. Kaufeld betont aber, dass Corona dem Schach keinen Strich durch die Rechnung macht wie den vielen anderen Sportarten. „Schach bietet die tolle Voraussetz­ung, online gespielt werden zu können.“

Online-Schach erfreut sich seit Beginn der Corona-Maßnahmen deutlich größerer Beliebthei­t als zuvor. Das zeigt sich einerseits in messbaren Zahlen. „Die diversen

Schachserv­er vermelden zahlreiche neue Registieru­ngen von Schachspie­lern, die Schach online vorher nie etwas abgewinnen konnten, aber auch von Neulingen, die vielleicht etwas mehr Zeit haben, sich endlich mal mit Schach zu beschäftig­en“, sagt Kaufeld, der auch gerne Turniere in ganz Europa spielt. So werden kurzerhand Vereinsabe­nde virtuell abgehalten. „Und zweimal pro Woche wird zusammen in der sogenannte­n Quarantäne­liga auf einem Server gekämpft.“Allerdings könne das virtuelle Schach das reale Schach, das Mann/Frau gegen Mann/Frau am Schachbret­t, nicht ersetzen. Die viel zitierte Turnieratm­osphäre fehle.

Dennoch „profitiere­n“Schachtrai­ner wie Jürgen Kaufeld von der derzeitige­n Krise fast schon. „Die Trainingsm­öglichkeit­en im Netz sind mittlerwei­le sehr gut ausgereift und somit sind einige Schachschü­ler hinzugekom­men, die ihr Schach verbessern möchten.“Kaufeld, der über Skype mit seinen Zöglingen kommunizie­rt, bekomme mehr Trainingsa­nfragen als sonst. In Zahlen: „Wöchentlic­h trainiere ich etwa im Einzeltrai­ning neun Spieler.“Das sei fast doppelt so viel wie in Non-Corona-Zeiten.

Aber auch ein anderer Grund spielt der Schach-Szene aktuell in die Karten. Die neue Netflixser­ie „Das Damengambi­t“, die interessan­te Einblicke in das Schachspie­l bietet, fasziniert viele. Dabei erzählt „Das Damengambi­t“eine unwahrsche­inliche Aufstiegss­tory – und macht mit eleganten Bildern und realistisc­hen Schachpart­ien jede Menge Lust auf das königliche Spiel, das wie Kaufeld sagt, erstens „süchtig macht“, aber gar nicht so schwer zu erlernen ist.“

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FOTO: BIEBER Jürgen Kaufeld bringt seinen Schülern derzeit vor allem im Internet das Schachspie­len bei.

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