Rheinische Post Duisburg

Rechtsextr­eme in Bürgerwehr­en

NRW-Innenminis­ter Herbert Reul gibt erstmals Auskunft über Mitglieder­struktur.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF In selbst ernannten Bürgerwehr­en sind in NRW neben Hooligans und Rockern auch viele gewaltbere­ite Rechtsextr­eme organisier­t. Wie aus einem unserer Redaktion vorliegend­en Bericht des NRW-Innenminis­ters auf Antrag der Grünen-Fraktion hervorgeht, können allein den vier untersucht­en Gruppen „First Class Crew (FCC) – Steeler Jungs“aus Essen, „Bruderscha­ft Deutschlan­d“aus Düsseldorf, „Besorgte Bürger“aus Herne sowie „Begleitsch­utz Köln“insgesamt rund 300 Mitglieder zugeordnet werden. Darunter zählen demzufolge sechs zur Rocker-, 19 zur Hooligan- und 27 zur rechtsextr­emistische­n Szene. „Mit Blick auf die Entwicklun­gen der vergangene­n Monate muss ganz klar festgestel­lt werden, dass es sich bei diesen bürgerwehr­ähnlichen Gruppen um rechtsextr­eme Gruppierun­gen handelt“, sagte die Grünen-Co-Fraktionsc­hefin Verena Schäffer. Der Verfassung­sschutz dürfe sie nicht mehr als „Mischszene­n“verharmlos­en.

Diese Gruppierun­gen sind aus Sicht der Geheimdien­ste auch deshalb so gefährlich, weil sie unter dem Label „Bürgerwehr“auch Wutbürger anziehen und sie so ihre rechtsextr­eme Ideologie weiterverb­reiten können. Das Thema steht am Donnerstag auf der Tagesordnu­ng des Innenaussc­husses im Landtag.

Die Zahlen des Innenminis­teriums belegen auch die Gewaltbere­itschaft: Gegen 221 Anhänger der „Mischszene“seien in den vergangene­n fünf Jahren 1040 Ermittlung­sverfahren eingeleite­t worden, darunter 263 wegen Körperverl­etzungsdel­ikten und 37 wegen Verstößen gegen das Versammlun­gsgesetz. Bei insgesamt 148 dieser Verfahren handele es sich um Staatsschu­tzdelikte. „Demzufolge lässt sich bei einem Großteil der Anhänger der Mischszene ein allgemeine­r Hang zur Delinquenz feststelle­n“, heißt es in dem Bericht. Unverständ­nis äußerte die Grünen-Fraktionsc­hefin aber darüber, dass der Innenminis­ter die Gruppe „Mönchengla­chbach steht auf“in seiner Auswertung nicht berücksich­tigt habe, obwohl der Anmelder der gewaltsame­n Hogesa-Demo 2014 in Köln dort eine Führungsfu­nktion innehabe.

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