Eine Chance für wahren Advent
Kontaktbeschränkungen sind hart, doch Verbundenheit lässt sich auch anders zeigen.
Die Pandemie produziert seltsame Verkehrungen. Etwa den Satz der Kanzlerin, jeder Kontakt, der nicht stattfinde, sei gut. Dass etwas, das nicht existiert, eine Qualität haben soll, erscheint wenig logisch. Doch geht es auch nicht darum, sich die Zumutungen der Gegenwart schönzureden.
Es wird in den kommenden Wochen viele Verlusterfahrungen geben. Für viele Menschen sind die Adventcafés und Weihnachtsfeiern, der Bummel über festlich geschmückte Märkte und die Einladung zur Familie ein Lebensantrieb. Sie nehmen die Vorfreude auf das Fest zum Anlass, ihre Zeit mit anderen zu teilen. Sie saugen Kraft daraus und geben sie an andere weiter. Es wäre also gut und wichtig, ähnlich wie im Frühjahr, nun auch für den Advent Zeichen der Verbundenheit zu finden, die ohne physische Begegnung auskommen. Leider scheint die Kreativität gerade verzehrt zu werden von den krawalligen Auseinandersetzungen über die Corona-Verordnungen. Natürlich muss die Debatte über die Regeln sein. Eine Demokratie lebt vom kritischen Geist ihrer Bürger, und manche Corona-Regel erscheint nicht sinnvoll. Doch es geht eben auch darum, sich mit der Realität einer wieder schlimm wütenden Krankheit abzufinden.
Private Treffen einzuschränken, wäre im Dezember besonders hart. Niemand wünscht sich das. Aber eine solche Reduzierung kann auch dazu führen, den wenigen Begegnungen neue Intensität zu verleihen. Eine Wertschätzung, die es im Rummel früherer Jahre oft nicht gab.
Ein harter Dezember steht uns bevor. Das könnte auch heißen, ein Dezember, in dem jeder gefordert ist, in seinem Umfeld die Verbindung gerade zu jenen zu halten, die nirgends zum „engsten Kreis“dazugehören. Nicht aus Mitleid oder Gönnerhaftigkeit, sondern aus Freude am Miteinander. Und weil diese Begegnungen die nächsten Wochen zu einem wahren Advent machen würde.