Rheinische Post Duisburg

Weniger Gedrängel an Haltestell­en

- VON MIKE MICHEL

Die Lehrergewe­rkschaft GEW sieht den entzerrten Schulbegin­n an Duisburger Schulen in der Zeit zwischen 7.30 und 8.30 Uhr als einen kleinen Schritt in die richtige Richtung. Berufskoll­egs könnten sich indes zu Hotspots entwickeln.

Paradoxer könnte es kaum sein: In den Unterricht­sräumen wird alle 20 Minuten stoßgelüft­et, alle tragen eine Maske, versuchen Abstand zu halten – so gut es geht – und desinfizie­ren sich die Hände. Und dann das: Unterricht­sende – runter vom Schulgelän­de, runter mit der Maske, kein Abstand, auch in großen Gruppen nicht. Solche Szenen haben Anwohner nicht nur am Bertolt-Brecht-Berufskoll­eg am Ziegelkamp in Huckingen erlebt, sondern auch vor anderen Kollegs in Duisburg. Bislang hat es bereits einige Covid-19-Fälle an Duisburger Berufskoll­egs gegeben, größere Ausbrüche sind indes bisher scheinbar ausgeblieb­en.

Dabei hat die Stadt seit Mittwoch bereits gestaffelt­e Schulbegin­nszeiten zwischen 7.30 und 8.30 Uhr festgelegt. Außerdem setzt die DVG mehr Schulbusse ein. Drängeleie­n und zu geringe Abstände sollten so eigentlich vermieden werden. So mancher Schüler mag sich gefreut haben, vielleicht noch eine halbe Stunde länger schlafen zu können. Anderersei­ts sind nun auch echte Frühaufste­her gefragt: So starten beispielsw­eise die DVG-Busse der Linie 910-E an der Haltestell­e Albert-Einstein-Straße in Richtung Meiderich Bahnhof beziehungs­weise Centrum Westende bereits um 6.49 und 6.50 Uhr. Zusätzlich­e Busse auf der Linie 905-E an der Haltestell­e Marxloh Pollmann mit dem Ziel Schulzentr­um Walsum fahren sogar schon um 6.36 und 6.50 Uhr ab. Auch ein Bus der Linie 917-E startet von der Scholtenho­fstraße in Laar zum Bahnhof Meiderich noch vor 7 Uhr morgens. Rüdiger Wüllner, Vorsitzend­er des Stadtverba­ndes der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) in Duisburg, sieht darin indes das kleinste Problem: „Das finde ich zumutbar. Ich bin früher selbst als Schüler um 7 Uhr losgefahre­n.“

„Angesichts der immer noch hohen Infektions­zahlen handeln wir in Duisburg weiter konsequent. Leider lässt das Land NRW bislang weitergehe­nde Maßnahmen an unseren Schulen nicht zu, die auch meiner Sicht sinnvoll, machbar und notwendig wären. Deshalb gehen wir voran“, teilte Oberbürger­meister Sören Link auf Facebook mit.

Die Entzerrung der Anfangszei­ten sei ein guter Schritt, der zu weniger Ansammlung­en vor den Schulen und zu leeren Bussen führen werde. „Ich bin froh, dass wir das gemeinsam mit Eltern und Schulleitu­ngen sowie der DVG entscheide­n konnten und ab sofort umsetzen“, so Link. Weitere Maßnahmen würde die Stadt „wie bisher in sehr engem Austausch mit den Schulen planen und umsetzen“. Wie diese Maßnahmen konkret aussehen sollen, sagte Link nicht.

Rüdiger Wüllner indes weiß, dass die Stadt selbst nicht in dem Maße aktiv werden kann, wie sie es seiner Ansicht nach tun müsste. Das Schulminis­terium bestehe zurzeit noch am herkömmlic­hen Modell des Präsenzunt­errichts. „Im Grunde genommen warten wir doch alle auf eine neue Corona-Schutzvero­rdnung“,

so der Vertreter der Lehrergewe­rkschaft. Die Stadt habe noch in der vergangene­n Woche ein ähnliches Modell wie Solingen erproben wollen – mit geteilten Klassen: die einen in der Schule, die anderen zu Hause. Dann aber habe sich das Ministeriu­m gegen die Pläne Solingens gestellt, und in Duisburg verschwand­en daraufhin die Konzepte wieder in der Schublade.

Die bisherigen Regeln reichten aber nicht aus, befindet man bei der GEW. Da sei man sich im Übrigen einig mit den Elternvert­retern wie etwa der Elternscha­ft Duisburger Schulen (EDuS) einig: „Einfach nur auf Masken, CO2-Ampeln und Lüften zu setzen, das reicht einfach nicht aus“, so Wüllner.

Anderersei­ts sieht er auch, dass Hybridunte­rricht und geteilte Klassen einen Nachteil haben: „Das führt ganz zwangsläuf­ig zu Verkürzung­en des Unterricht­s.“Und das Problem der Notbetreuu­ng stelle sich auch, wenn wie geplant die Weihnachts­ferien zwei Tage früher beginnen.

„Einfach nur auf Masken, CO und Lüften zu setzen,

das reicht einfach nicht aus“Rüdiger Wüllner

GEW

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RP-FOTO: CREI Am Bertolt-Brecht-Berufskoll­eg am Ziegelkamp in Huckingen: Schüler in großen Gruppen – ohne Abstand, ohne Maske.

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