Weniger Gedrängel an Haltestellen
Die Lehrergewerkschaft GEW sieht den entzerrten Schulbeginn an Duisburger Schulen in der Zeit zwischen 7.30 und 8.30 Uhr als einen kleinen Schritt in die richtige Richtung. Berufskollegs könnten sich indes zu Hotspots entwickeln.
Paradoxer könnte es kaum sein: In den Unterrichtsräumen wird alle 20 Minuten stoßgelüftet, alle tragen eine Maske, versuchen Abstand zu halten – so gut es geht – und desinfizieren sich die Hände. Und dann das: Unterrichtsende – runter vom Schulgelände, runter mit der Maske, kein Abstand, auch in großen Gruppen nicht. Solche Szenen haben Anwohner nicht nur am Bertolt-Brecht-Berufskolleg am Ziegelkamp in Huckingen erlebt, sondern auch vor anderen Kollegs in Duisburg. Bislang hat es bereits einige Covid-19-Fälle an Duisburger Berufskollegs gegeben, größere Ausbrüche sind indes bisher scheinbar ausgeblieben.
Dabei hat die Stadt seit Mittwoch bereits gestaffelte Schulbeginnszeiten zwischen 7.30 und 8.30 Uhr festgelegt. Außerdem setzt die DVG mehr Schulbusse ein. Drängeleien und zu geringe Abstände sollten so eigentlich vermieden werden. So mancher Schüler mag sich gefreut haben, vielleicht noch eine halbe Stunde länger schlafen zu können. Andererseits sind nun auch echte Frühaufsteher gefragt: So starten beispielsweise die DVG-Busse der Linie 910-E an der Haltestelle Albert-Einstein-Straße in Richtung Meiderich Bahnhof beziehungsweise Centrum Westende bereits um 6.49 und 6.50 Uhr. Zusätzliche Busse auf der Linie 905-E an der Haltestelle Marxloh Pollmann mit dem Ziel Schulzentrum Walsum fahren sogar schon um 6.36 und 6.50 Uhr ab. Auch ein Bus der Linie 917-E startet von der Scholtenhofstraße in Laar zum Bahnhof Meiderich noch vor 7 Uhr morgens. Rüdiger Wüllner, Vorsitzender des Stadtverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Duisburg, sieht darin indes das kleinste Problem: „Das finde ich zumutbar. Ich bin früher selbst als Schüler um 7 Uhr losgefahren.“
„Angesichts der immer noch hohen Infektionszahlen handeln wir in Duisburg weiter konsequent. Leider lässt das Land NRW bislang weitergehende Maßnahmen an unseren Schulen nicht zu, die auch meiner Sicht sinnvoll, machbar und notwendig wären. Deshalb gehen wir voran“, teilte Oberbürgermeister Sören Link auf Facebook mit.
Die Entzerrung der Anfangszeiten sei ein guter Schritt, der zu weniger Ansammlungen vor den Schulen und zu leeren Bussen führen werde. „Ich bin froh, dass wir das gemeinsam mit Eltern und Schulleitungen sowie der DVG entscheiden konnten und ab sofort umsetzen“, so Link. Weitere Maßnahmen würde die Stadt „wie bisher in sehr engem Austausch mit den Schulen planen und umsetzen“. Wie diese Maßnahmen konkret aussehen sollen, sagte Link nicht.
Rüdiger Wüllner indes weiß, dass die Stadt selbst nicht in dem Maße aktiv werden kann, wie sie es seiner Ansicht nach tun müsste. Das Schulministerium bestehe zurzeit noch am herkömmlichen Modell des Präsenzunterrichts. „Im Grunde genommen warten wir doch alle auf eine neue Corona-Schutzverordnung“,
so der Vertreter der Lehrergewerkschaft. Die Stadt habe noch in der vergangenen Woche ein ähnliches Modell wie Solingen erproben wollen – mit geteilten Klassen: die einen in der Schule, die anderen zu Hause. Dann aber habe sich das Ministerium gegen die Pläne Solingens gestellt, und in Duisburg verschwanden daraufhin die Konzepte wieder in der Schublade.
Die bisherigen Regeln reichten aber nicht aus, befindet man bei der GEW. Da sei man sich im Übrigen einig mit den Elternvertretern wie etwa der Elternschaft Duisburger Schulen (EDuS) einig: „Einfach nur auf Masken, CO2-Ampeln und Lüften zu setzen, das reicht einfach nicht aus“, so Wüllner.
Andererseits sieht er auch, dass Hybridunterricht und geteilte Klassen einen Nachteil haben: „Das führt ganz zwangsläufig zu Verkürzungen des Unterrichts.“Und das Problem der Notbetreuung stelle sich auch, wenn wie geplant die Weihnachtsferien zwei Tage früher beginnen.
„Einfach nur auf Masken, CO und Lüften zu setzen,
das reicht einfach nicht aus“Rüdiger Wüllner
GEW