Rheinische Post Duisburg

Leo Weinkauf wächst über sich hinaus

- VON HERMANN KEWITZ

Der Torhüter des Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg war der alleinige Garant für das Unentschie­den am Dienstag gegen den Halleschen FC. Der neue Trainer Gino Lettieri ist mit dem Punkt zufrieden, doch die Defizite bleiben unübersehb­ar.

Torhüter Leo Weinkauf bescherte Gino Lettieri einen ausgeglich­enen ersten Arbeitstag an der Seitenlini­e des Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg. Der neue Coach bilanziert­e das 0:0 gegen den Halleschen FC am Dienstagab­end ausgesproc­hen positiv. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, was sie geleistet hat. Wir haben einen Punkt geholt. Wir haben zu Null gespielt. Ich bin zufrieden“, sagte er.

Zu verdanken war das aber einzig und allein Torhüter Leo Weinkauf. Nicht alle Glanztaten lassen sich hier aufzählen. Worauf eingegange­n werden soll: In der Drangphase der Gäste nach der Pause verhindert­e Weinkauf durch einen Zweikampf mit Boyd einen Alleingang des Gästestürm­ers. Dann klärte er einen sauber gesetzten Kopfball und wehrte drei, vier Atemzüge später erneut eine riesige Chance von Boyd ab.

Der fehlschieß­ende Hallenser, der dem MSV eine erneute Heimnieder­lage ersparte, sagte nachher über die Duisburger Ein-Mann-Wand: „Ich habe ihm gratuliert und ihm gesagt: Jetzt reicht’s aber langsam.“Boyd ärgerte sich, dass seine Mannschaft ohne Sieg den Heimweg antreten musste. Sein Vorgesetzt­er, Trainer Florian Schnorrenb­erg, stieß ins gleiche Horn: „Vor dem Spiel wäre ich mit einem 0:0 zufrieden gewesen. Aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir zwei Punkte verloren.“

Die herausrage­nde Torwartlei­stung überstrahl­te die Schatten: Der MSV hatte wie schon beim 1:2 gegen Türkgücü München gut angefangen und sich Chancen erarbeitet. So war es am Dienstag wieder. Es mangelte aber vor der Hütte am Geschick, wie bei der Aktion von Sinan Karweina, oder am Glück, wie beim Schuss von Connor Krempicki an die Unterkante der Latte. Die Effizienz bleibt unterdurch­schnittlic­h. Dazu passt, dass der Chefstürme­r der vergangene­n Saison, Vincent Vermeij, eher fahrig agierte.

Der MSV hielt gegen einen Tabellenfü­nfzehnten in der ersten Halbzeit das Niveau. Danach ging es stetig bergab. Lettieri musste einräumen, dass die Kraft und die Konzentrat­ion im Laufe der Partie schwanden. „Da waren die Abstände zu groß. Wir haben durch individuel­le Fehler den Gegner eingeladen“, sagte er. Über die gesamten 90 Minuten gesehen hatte Halle mindestens zehn gut- bis erstklassi­ge Tormöglich­keiten. Die bekannten Defensivpr­obleme der Meideriche­r ließen sich auch mit Wilson Kamavuaka und Connor Krempicki als Doppelsech­s nicht lösen.

Die fehlende Fitness führte zu weiteren Problemen. Max Sauer musste am Dienstag nach 57 Minuten mit einem Pferdekuss raus. Ahmet Engin (Oberschenk­elbeschwer­den) konnte gar nicht erst antreten. Vincent Gembalies schaffte es wegen Muskelprob­lemen auch nicht in den Kader. Immerhin: Dominik Schmidt kehrt jetzt zurück. Der Innenverte­idiger war aber „nur“gesperrt.

Nach vorne ging in der zweiten Halbzeit wenig. Der MSV suchte den Weg zum Tor, erspielte sich aber keine echte Gelegenhei­t. Das hat etwas mit mangelnder Kraft und fehlendem Können zu tun. Der nach einer Stunde eingewechs­elte Moritz Stoppelkam­p bot sich an, lief viel mit dem Ball. Wirkliche Durchschla­gskraft fehlte ihm aber ebenfalls.

Gästecoach Florian Schnorrenb­erg sagte: „Der MSV hatte eine Wahnsinnsw­ucht und Größe bei Standardsi­tuationen. Da muss man immer noch Angst haben, dass noch einer reinrutsch­t.“Eine unbegründe­te Furcht. Neun Ecken und zahlreiche Freistöße sorgten für nicht mehr Gefahr, als sie von einer Wasserpist­ole ausgeht. Leo Weinkauf wünschte sich nach dem Spiel einen entspannte­ren Arbeitstag. Am Freitag auf eigenem Rasen gegen den Aufsteiger SC Verl wäre ihm recht, „dass wir wieder zu Null spielen und vorne mal einen reinmachen.“

Der MSV hat nämlich auch schrecklic­hes Heimweh. Aus bisher fünf Spielen in der Schauinsla­nd-Reisen-Arena holten die Zebras nur zwei Zähler. Lettieri kann seinem besten Mann vorläufig keine Kurzarbeit in Aussicht stellen. Erst „in ein, zwei Wochen“kann er dahin kommen, „dass das vielleicht langsam noch besser werden kann“, sagte der Debütant in der Pressekonf­erenz.

Bis dahin stehen für den Tabellenac­htzehnten die Spiele gegen den SC Verl am Freitag und beim SV Waldhof Mannheim am Dienstag sowie gegen Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden am Sonntag darauf im Terminkale­nder.

Bis dahin gilt weiterhin sein Lebensmott­o: „Wir müssen das tun, was wir tun können. Alles andere haben wir nicht in der Hand.“Aufbruchst­immung klingt irgendwie anders. Zum Glück hatte wenigstens Leo Weinkauf am Dienstag den Ball oft in der Hand. Möge es so bleiben. So bekommt der neue Coach die notwendige Zeit, das Zebra Schritt für Schritt aus dem Keller zu führen. Das wird ein weiter Weg, denn Lettieri sagte nach dem Spiel über seine Aufgabe: „Wir müssen überall ein bisschen ansetzen.“

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FOTOS: FIRO/JÜRGEN FROMME Unüberwind­bar: Leo Weinkaufs starken Paraden war es zu verdanken, dass der MSV nicht die nächste Heimnieder­lage kassierte.
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Zurück in Duisburg: Gino Lettieri erlebte bei seinem Comeback als MSV-Trainer eine Nullnummer.

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