Leo Weinkauf wächst über sich hinaus
Der Torhüter des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg war der alleinige Garant für das Unentschieden am Dienstag gegen den Halleschen FC. Der neue Trainer Gino Lettieri ist mit dem Punkt zufrieden, doch die Defizite bleiben unübersehbar.
Torhüter Leo Weinkauf bescherte Gino Lettieri einen ausgeglichenen ersten Arbeitstag an der Seitenlinie des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg. Der neue Coach bilanzierte das 0:0 gegen den Halleschen FC am Dienstagabend ausgesprochen positiv. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, was sie geleistet hat. Wir haben einen Punkt geholt. Wir haben zu Null gespielt. Ich bin zufrieden“, sagte er.
Zu verdanken war das aber einzig und allein Torhüter Leo Weinkauf. Nicht alle Glanztaten lassen sich hier aufzählen. Worauf eingegangen werden soll: In der Drangphase der Gäste nach der Pause verhinderte Weinkauf durch einen Zweikampf mit Boyd einen Alleingang des Gästestürmers. Dann klärte er einen sauber gesetzten Kopfball und wehrte drei, vier Atemzüge später erneut eine riesige Chance von Boyd ab.
Der fehlschießende Hallenser, der dem MSV eine erneute Heimniederlage ersparte, sagte nachher über die Duisburger Ein-Mann-Wand: „Ich habe ihm gratuliert und ihm gesagt: Jetzt reicht’s aber langsam.“Boyd ärgerte sich, dass seine Mannschaft ohne Sieg den Heimweg antreten musste. Sein Vorgesetzter, Trainer Florian Schnorrenberg, stieß ins gleiche Horn: „Vor dem Spiel wäre ich mit einem 0:0 zufrieden gewesen. Aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir zwei Punkte verloren.“
Die herausragende Torwartleistung überstrahlte die Schatten: Der MSV hatte wie schon beim 1:2 gegen Türkgücü München gut angefangen und sich Chancen erarbeitet. So war es am Dienstag wieder. Es mangelte aber vor der Hütte am Geschick, wie bei der Aktion von Sinan Karweina, oder am Glück, wie beim Schuss von Connor Krempicki an die Unterkante der Latte. Die Effizienz bleibt unterdurchschnittlich. Dazu passt, dass der Chefstürmer der vergangenen Saison, Vincent Vermeij, eher fahrig agierte.
Der MSV hielt gegen einen Tabellenfünfzehnten in der ersten Halbzeit das Niveau. Danach ging es stetig bergab. Lettieri musste einräumen, dass die Kraft und die Konzentration im Laufe der Partie schwanden. „Da waren die Abstände zu groß. Wir haben durch individuelle Fehler den Gegner eingeladen“, sagte er. Über die gesamten 90 Minuten gesehen hatte Halle mindestens zehn gut- bis erstklassige Tormöglichkeiten. Die bekannten Defensivprobleme der Meidericher ließen sich auch mit Wilson Kamavuaka und Connor Krempicki als Doppelsechs nicht lösen.
Die fehlende Fitness führte zu weiteren Problemen. Max Sauer musste am Dienstag nach 57 Minuten mit einem Pferdekuss raus. Ahmet Engin (Oberschenkelbeschwerden) konnte gar nicht erst antreten. Vincent Gembalies schaffte es wegen Muskelproblemen auch nicht in den Kader. Immerhin: Dominik Schmidt kehrt jetzt zurück. Der Innenverteidiger war aber „nur“gesperrt.
Nach vorne ging in der zweiten Halbzeit wenig. Der MSV suchte den Weg zum Tor, erspielte sich aber keine echte Gelegenheit. Das hat etwas mit mangelnder Kraft und fehlendem Können zu tun. Der nach einer Stunde eingewechselte Moritz Stoppelkamp bot sich an, lief viel mit dem Ball. Wirkliche Durchschlagskraft fehlte ihm aber ebenfalls.
Gästecoach Florian Schnorrenberg sagte: „Der MSV hatte eine Wahnsinnswucht und Größe bei Standardsituationen. Da muss man immer noch Angst haben, dass noch einer reinrutscht.“Eine unbegründete Furcht. Neun Ecken und zahlreiche Freistöße sorgten für nicht mehr Gefahr, als sie von einer Wasserpistole ausgeht. Leo Weinkauf wünschte sich nach dem Spiel einen entspannteren Arbeitstag. Am Freitag auf eigenem Rasen gegen den Aufsteiger SC Verl wäre ihm recht, „dass wir wieder zu Null spielen und vorne mal einen reinmachen.“
Der MSV hat nämlich auch schreckliches Heimweh. Aus bisher fünf Spielen in der Schauinsland-Reisen-Arena holten die Zebras nur zwei Zähler. Lettieri kann seinem besten Mann vorläufig keine Kurzarbeit in Aussicht stellen. Erst „in ein, zwei Wochen“kann er dahin kommen, „dass das vielleicht langsam noch besser werden kann“, sagte der Debütant in der Pressekonferenz.
Bis dahin stehen für den Tabellenachtzehnten die Spiele gegen den SC Verl am Freitag und beim SV Waldhof Mannheim am Dienstag sowie gegen Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden am Sonntag darauf im Terminkalender.
Bis dahin gilt weiterhin sein Lebensmotto: „Wir müssen das tun, was wir tun können. Alles andere haben wir nicht in der Hand.“Aufbruchstimmung klingt irgendwie anders. Zum Glück hatte wenigstens Leo Weinkauf am Dienstag den Ball oft in der Hand. Möge es so bleiben. So bekommt der neue Coach die notwendige Zeit, das Zebra Schritt für Schritt aus dem Keller zu führen. Das wird ein weiter Weg, denn Lettieri sagte nach dem Spiel über seine Aufgabe: „Wir müssen überall ein bisschen ansetzen.“