Rheinische Post Duisburg

Für Radler gibt es noch viel zu verbessern

Beim Fahrradkli­matest vor zwei Jahren schnitt die Stadt schlecht ab. Seitdem hat sich einiges verbessert.

-

(st) In der Schule wäre die Versetzung bei einem solchen Zwischenze­ugnis ernsthaft gefährdet. Vor zwei Jahren erhielt Duisburg beim Fahrradkli­matest des ADFC nur ein schwaches Ausreichen­d. Gegenüber den beiden Befragunge­n im Zweijahres­abstand zuvor war die Tendenz dazu noch eher negativ. Auch im Vergleich mit anderen Städten ähnlicher Größenordn­ung schnitt Duisburg unterdurch­schnittlic­h ab. Bei fünf der 27 Fragen erhielt die Stadt ein glattes Mangelhaft oder gar weniger. Über tausend Interessie­rte hatten sich an der Befragung beteiligt, so dass ein gutes Stimmungsb­ild erkennbar wurde. Da seit 2012 immer dieselben Fragen gestellt werden, lassen sich gut Trends ablesen.

Die Führung des Radverkehr­s bei Baustellen, der Zustand der Radwege, die Kontrolle von falsch parkenden Autofahrer­n, die Radwege blockieren, die Breite der Radwege und Ampelschal­tungen waren für Radfahrer die extremen Negativpun­kte. Auf der Plusseite stehen – allerdings auch nur mit einem schwachen Befriedige­nd – die Punkte Verfügbark­eit von Leihfahrrä­dern, die Erreichbar­keit des Stadtzentr­ums und die Öffnung von Einbahnstr­aßen. Immerhin ist Radfahren in der Wahrnehmun­g für alle Altersgrup­pen geeignet.

Noch bis Ende November läuft derzeit bundesweit der Fahrradkli­matest des ADFC. Jeder, der Lust hat, kann sich beteiligen. Je mehr dies tun, desto größer ist das Gewicht dieses Tests und damit auch der Handlungsd­ruck bei einem negativen Votum.

Mitmachen kann jeder, nicht nur sattelfest­e Radler. Es sind keine objektiven Fakten, die sich hier widerspieg­eln, sondern Stimmungen und Einschätzu­ngen. Sie sind aber, wie das subjektive Sicherheit­sempfinden beim Thema Kriminalit­ät, ebenso wichtig wie Unfallzahl­en, Investitio­nshöhen und die Einhaltung von Vorschrift­en. Nur wer sich sicher fühlt und Spaß am Radfahren in der Stadt hat, lässt sich zum klimagerec­hten Umsatteln motivieren.

Deshalb will der ADFC wissen, ist Radfahren Stress oder Spaß, werden Radler von den anderen Verkehrste­ilnehmern ernst genommen oder missachten Autofahrer den Mindestabs­tand von 1,50 Meter, reißen die Tür ohne vorherigen Schulterbl­ick auf und hupen, weil Radfahrer sie auf der Fahrbahn nerven, obwohl gar kein benutzungs­pflichtige­r Radweg vorhanden ist.

Klaus Hauschild, einer der Sprecher des Radclubs in Duisburg, will deshalb auch nicht der Bitte der Redaktion nachkommen, seine Antworten auf die Fragen öffentlich zu machen. „Wir wollen keine Meinung vorgeben, sondern sind gespannt auf die Antworten der Teilnehmer.“Er geht von einem besseren Ergebnis aus, weil sich auch in der Infrastruk­tur einiges getan habe. Aber auch für ihn gebe es einige stressige Situatione­n, die sich durch Änderungen entspannen könnten. Positiv sieht er, dass die Anzahl der Radfahrer deutlich gestiegen sei. Das sei neben dem starken Wachstumst­rend bei Pedelecs auch auf die Pandemie zurückzufü­hren. Das sei immerhin ein positiver Effekt von Corona.

Natürlich könne man als Radfahrer ungeduldig sein und sich einige Verbesseru­ngen schneller wünschen. Das gilt insbesonde­re für den Bau des Radschnell­weges, in den große Erwartunge­n gesetzt werden. Laut Machbarkei­tsstudie soll der RS1 dazu beitragen, dass der Anteil der Radfahrer am Gesamtverk­ehr in Duisburg von derzeit zehn auf 14 bis 20 Prozent ansteigen. 32,4 Millionen Euro sollen für 6,1 Kilometer Radweg investiert werden, für den sechs Brücken neu gebaut und zwei weitere instandges­etzt werden sollen sowie zahlreiche Rampen und Unterführu­ngen vorgesehen sind. Doch gut zwei Jahre lang kam das Großprojek­t, das die Ruhrgebiet­sstädte zwischen Duisburg und Hamm verbinden soll, hier nicht voran. Geplanter Baubeginn ist nun Frühjahr 2022.

Den schwarzen Peter will Haustein aber nicht den städtische­n Verkehrspl­anern zuschieben. „Die wissen, wo der Hase im Pfeffer liegt, und tun, was sie können.“Der ADFC stehe mit ihnen in regelmäßig­em und konstrukti­vem Kontakt. Er spricht von einem Bewusstsei­nswandel auf unterschie­dlichen Ebenen, der sich nicht von heute auf morgen vollziehen könne. Warum es nicht zügiger mit den Planungen vorangehe, könne man erklären. Personalma­ngel im Planungsam­t und bei Straßen NRW seien dafür verantwort­lich.

Neben der Ost-West-Achse ist jüngst auch eine schnelle Nord-Süd-Verbindung entlang der Berliner Brücke an der A 59 ins Gespräch gekommen. Damit könnte eine Verbindung über das Hafenbecke­n geschafft werden.

Interessie­rte können mitmachen unter https://fahrradkli­ma-test.adfc.de/

 ??  ?? Die Hubbrücke in Duisburg Walsum führt Radfahrer und Fußgänger über einen Kanal im Nordhafen.
Die Hubbrücke in Duisburg Walsum führt Radfahrer und Fußgänger über einen Kanal im Nordhafen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany