Rheinische Post Duisburg

Deutlich mehr junge Intensiv-Patienten in Krankenhäu­sern

Leitende Mediziner der drei größten Häuser in der Stadt warnen vor Sorglosigk­eit im Umgang mit der Pandemie.

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(ma) Die zweite Corona-Welle hat die Chefärzte der drei größten Duisburger Krankenhäu­ser nicht überrascht – ihre Wucht allerdings schon. „Ich habe nicht gedacht, dass wir mehr Patienten als im Frühjahr bekommen“, sagt etwa Ralf Scherer, Chefarzt der Klinik für Anästhesio­logie, Intensivme­dizin und Notfallmed­izin am Evangelisc­hen Klinikum

Niederrhei­n. Die Betagten mit Vorerkrank­ungen stellen weiterhin die größte Gruppe mit schweren Verläufen, doch auffällig zugenommen habe die Zahl der Patienten zwischen 35 und 55 Jahren, stellen die Chefärzte fest. „Unser jüngster Intensiv-Patient ist 31. Das hatten wir im Frühjahr nicht“, sagt Oliver Volk, Internist, Kardiologe, Intensivme­diziner

und Chefarzt der Klinik I in den Sana-Kliniken. Auch Ralf Scherer warnt Jüngere vor Sorglosigk­eit und sagt: „Ich habe Patienten in den 30ern sterben sehen.“Deutlich werde, dass die Sterblichk­eit um fünf- bis zehnmal höher sei als bei einer Grippe. Die Therapie-Strategie habe sich im Verlauf der Pandemie kaum geändert. Die Ärzte setzen auf Remdesivir – das gegen das Ebola-Virus entwickelt­e Medikament verkürzt die Verweildau­er auf den Intensivst­ationen – und den Entzündung­shemmer Dexametaso­n, ein Cortison-Präparat. Weil mit Corona die Gefahr von Thrombosen und Embolien steigt, werden auch Blutgerinn­ungshemmer wie Heparin gegeben. „Wir verstehen jetzt besser, wann welche Medikament­e am besten eingesetzt werden“, erklärt Nikolaus Büchner, Pneumologe und Chefarzt der Lungenfach­klinik der Helios St. Johannes Klinik in Hamborn. Den Kliniken helfe auch, dass Patienten nun früher entlassen werden können, um ihre Gesundung zu Hause fortzusetz­en. Die Maskenpfli­cht könne auch dazu beitragen, dass sich andere Infektions­krankheite­n wie die Grippe weniger stark ausbreiten und weniger Patienten deshalb stationäre­r Behandlung bedürfen. Oliver Volk sagt: „Vielleicht waren die Menschen nach dem Sommer zu fahrlässig.“Im Sommer lag das Risiko einen Infizierte­n zu treffen bei 1:10.000, jetzt bei 1:300.“

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