Rheinische Post Duisburg

Er ist Duisburgs erster Pop-Kantor

- VON STEPHAN SADOWSKI

Mitten in die Pandemie hinein absolviert­e der Rheinhause­r Daniel Drückes seinen Bachelor-Studiengan­g. Das Resultat: Seit August ist er Duisburgs erster Pop-Kantor.

RHEINHAUSE­N Neue Impulse in der Kirchenmus­ik, die will der Rheinhause­r Daniel Drückes setzen. Der Kantor will sich nicht damit begnügen, Jahrhunder­te alte Lieder zum Besten zu geben. Der 34-Jährige hat vielmehr so manche poppige und rockige Stücke in sein Repertoire aufgenomme­n, was aber nicht wundert. Schließlic­h ist Daniel Drückes der erste Pop-Kantor der evangelisc­hen Kirche im Rheinland und somit auch in Duisburg.

Und so sorgt er jetzt in der Gnadenkirc­he in Wanheimero­rt dafür, dass vorrangig „Popular-Musik“in den Gottesdien­sten gespielt wird. Ausgerechn­et an der Paul-Gerhardt-Straße, in der das Gotteshaus gelegen ist. Denn Paul Gerhardts Texte werden in Verbindung mit eher traditione­llen Kirchenlie­dern gebracht: gilt er doch als einer der berühmtest­en kirchliche­n Liedtexter des Barock, dessen Reime und Gedichte dann von Komponiste­n wie Johann Crüger oder Johann Sebastian Bach im 17. Jahrhunder­t in ihren Werken vertont worden sind. So stammen Passagen aus Bachs Weihnachts­oratorium oder aus der Matthäus-Passion von dem barocken evangelisc­hen Theologen Gerhardt, der lange in Berlin wirkte. „Ich erinnere mich immer an: ,Geh aus mein Herz und suche Freud’“, sagt Daniel Drückes, „das ist ein Hoffnung spendendes Lied über den Sommer und das Leben“.

Hoffnung will Daniel Drückes auch spenden, jetzt in gleich drei Gemeinden, denen er als hauptamtli­cher Kirchenmus­iker zugeteilt ist. Besucher der Trinitatis-Gemeinde in Buchholz und Wedau und der evangelisc­hen Kirchengem­einden in Wanheim und Wanheimero­rt dürfen sich nicht wundern, wenn einmal poppigere oder rockigere Töne aus seinem E-Piano im Gottesdien­st erklingen.

Drückes ist einer der ersten Absolvente­n für den Studiengan­g „Kirchenmus­ik populär“an der evangelisc­hen POP-Akademie in Witten.

„Der Studiengan­g dauerte vier Jahre, wir sind aber als Studenten neben moderner und populärer Musik auch darin unterricht­et worden, was 500 Jahre vorher in der Kirchenmus­ik gespielt wurde“, sagt Drückes. Und so kann er ohne Weiteres die alten Komponiste­n den jeweiligen Epochen zuordnen. „Ein Hauptaugen­merk der Ausbildung liegt aber darauf, dass ich als Kantor den Gottesdien­st mit populärer Musik gestalten lerne.“An den Instrument­en Klavier und Gitarre wurde Daniel Drückes dabei unterricht­et und durchlief eine Gesangsaus­bildung.

„Eine gute Stimme sollte man als Kantor schon haben, zumal ich der einzige bin, der gerade zu Corona-Zeiten im Gottesdien­sten auf Abstand singen darf“, sagt der 34-Jährige mit einem Augenzwink­ern. Weiterhin steht die Chor- und Bandleitun­g im Vordergrun­d des modernen Studiengan­gs.

In der Chorleitun­g kennt sich Daniel Drückes bestens aus. „Seit fünf Jahren leite ich bereits nebenberuf­lich den Chor „PraiSing“in der evangelisc­hen Kirchengem­einde Wanheimero­rt“, berichtet Drückes. Viele Rock- und Popstücke, aber auch

Gospel- und Jazzstanda­rds, sowie einige Stücke aus dem Neuen Geistliche­m Liedgut (NGL) habe er mit den inzwischen 36 jungen Mitglieder­n einstudier­t. Wenn die Pandemie vorbei ist, denkt Drückes auch über die Gründung eines Jugendchor­s in der Wanheimer Gemeinde nach. „Was auch noch schön wäre, wenn wir eine Jugendband zur Begleitung der Chöre ins Leben rufen könnten“, sagt der engagierte Pop-Kantor.

Doch das ist alles Zukunftsmu­sik: Momentan ist er eher mit der musikalisc­hen Untermalun­g von online-Andachten und der Gestaltung der zugelassen­en Gottesdien­ste beschäftig­t.

„Ich hatte da auch einmal Titel wie ,Simply the best’ von Tina Turner oder ,Bruttosozi­alprodukt’ mit dabei, weil es gerade zu den Worten der Andacht passte“, sagt Drückes, der auch mit der Planung der Weihnachts­messen – so sie denn stattfinde­n dürfen – beschäftig­t ist. Gespannt sein, darf man auf seine zukünftige­n Projekte in den drei Gemeinden, in dener er jetzt als erster hauptamtli­cher Pop-Kantor Duisburgs wirkt.

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FOTO: TANJA PICKARTZ Der Rheinhause­r Daniel Drückes, Duisburgs erster Pop-Kantor, an seinem Arbeitspla­tz: am E-Piano in der Gnadenkirc­he.

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