Rheinische Post Duisburg

Zebras ignorieren Lettieris Plan

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Der MSV Duisburg hat sich beim 0:4 gegen den SC Verl nicht an die Vorgaben von Gino Lettieri gehalten. Einige Spieler stellen sich der Fan-Kritik.

(kew) Mutig waren sie: Moritz Stoppelkam­p, Kapitän des Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg, und seine Kollegen Ahmet Engin, Vincent Vermeij sowie Leo Weinkauf stellten sich der Kritik der Fans.

Nach dem deutlichen 0:4 gegen den SC Verl hatte es einige nicht mehr daheim gehalten. Sie wollten die MSV-Mannschaft sehen – mit Abstand und mit Polizei zur Beruhigung der Lage. Die Freunde des Zebras baten sehr nachdrückl­ich um Diskretion, was den Austausch mit den Spielern anging, die „am meisten in der Mannschaft zu sagen haben“, wie Moritz Stoppelkam­p sagte.

Kein Problem: Für die vermutete Tagesordnu­ng braucht man wenig Phantasie. Beim 0:4 gegen den SC Verl hatte der MSV eine „beschämend­e“, Vorstellun­g geboten, so Stoppelkam­p. Es fehlte an allem und noch mehr. Nichts klappte, zu keinem Zeitpunkt. Die Partie war – da gab es keine zwei Meinungen – der Tiefpunkt. Und viele dachten schon nach dem 0:2 gegen den KFC Uerdingen, dass es nicht schlimmer werden könne.

Was da am vergangene­n Freitag passiert war, lässt sich am Vergleich der beiden Trainersti­mmen ablesen. Rino Capretti vom SC Verl sagte: „Wir haben uns vorgenomme­n: Wir wollen kompakt sein. Wir wollen energisch sein. Wir waren von Anfang an da. Wir waren aktiv, wir waren aggressiv.“Gino Lettieri sagte: „Wir waren heute überhaupt nicht präsent. Wir hatten in der ersten Halbzeit so viele Ballverlus­te. Da hilft gar keine Taktik. In der zweiten Halbzeit haben sich dann katastroph­ale Fehler dazu eingereiht.“

Innenverte­idiger Dominik Schmidt bekannte, dass sich die Mannschaft nicht an die Vorgabe des Trainers gehalten habe. Gegenüber Magenta-TV sagte Schmidt: „Wir haben vom Trainer einen Plan mitbekomme­n. Nur haben wir das ab der ersten Minute vermissen lassen: in den Zweikämpfe­n präsent zu sein, dem Gegner auch mal weh zu tun und ihm zu signalisie­ren, dass hier heute nicht viel möglich ist. Gefühlt war der Gegner einen Schritt schneller und hat uns alt aussehen lassen.“

Da kommt die Erinnerung an die Pressekonf­erenz vor der Partie gegen Halle ins Ohr. Lettieri hatte da gesagt: „Ich bin ein Trainertyp, der an der Linie mehr arbeitet, und deshalb kann ich vielleicht die Spieler besser unterstütz­en und mehr Anweisung geben.“Der Coach hatte das auf die Frage gesagt, warum die

Elf beim 1:2 gegen Türkgücü München nicht alle taktischen Anweisunge­n von Marvin Compper und Branimir Bajic umgesetzt hatte. Vor dem Verl-Spiel hatte Lettieri dann erklärt: „Jeder Spieler soll versuchen, mal nicht nur 100 Prozent, sondern 110 Prozent herauszuho­len.“

Zu den positiven Berichten vom Trainingsp­latz gehörte damals, dass die Spieler die neuen Vorgaben „förmlich aufsaugen“. Alle Fans des MSV hoffen nun, dass diese Nachricht nicht bei den Kickern angekommen ist. War das, was gegen Verl zu sehen war, wirklich 110 Prozent des Leistungsv­ermögens?

Andersheru­m stellt sich die Frage: Warum spielt ein Team nach dem Trainerwec­hsel deutlich schwächer als vor der Maßnahme? Oder mit den Worten von Gino Lettieri: „Mir hat der absolute Wille gefehlt, das Ding auch mal umzubiegen.“Nicht nur ihm, auch den Fans, die nach der Partie vors Stadion zogen, und allen, die zu Hause verzweifel­t ins Kissen bissen.

 ?? FOTO: FIRO SPORTPHOTO/JÜRGEN FROMME ?? Duisburger Tristesse: Die Zebras lieferten am Freitag gegen den SC Verl eine ganz schlechte Vorstellun­g ab.
FOTO: FIRO SPORTPHOTO/JÜRGEN FROMME Duisburger Tristesse: Die Zebras lieferten am Freitag gegen den SC Verl eine ganz schlechte Vorstellun­g ab.

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