Rheinische Post Duisburg

Kein Grund für hängende Köpfe

- VON SVEN KOWALSKI

Trainer und Fußball-Mannschaft des VfB Homberg mussten anerkennen, dass gegen einen abgezockt und abgeklärt auftretend­en Regionalli­ga-Spitzenrei­ter Rot-Weiss Essen beim 0:4 schlichtwe­g nichts zu holen war.

Die Stadionreg­ie meinte es gut mit den Regionalli­ga-Kickern des VfB Homberg und ließ den Klassiker „You’ll never walk alone“aus den Lautsprech­ern im PCC-Stadion schallen. Aufmunteru­ng brauchten die Mannen von Trainer Sunay Acar nach dem 0:4 (0:3) gegen RotWeiß Essen am Samstag aber nicht wirklich. Den Kopf ließ keiner der Gelb-Schwarzen nach der Niederlage gegen den ungeschlag­enen Tabellenfü­hrer hängen. Auch wenn diese deutlich war, gingen die Amateure vom Rheindeich nach dem Kick gegen die Profis von der Hafenstraß­e erhobenen Hauptes vom Feld, nachdem sie sich im Mannschaft­skreis noch einmal eingeschwo­ren hatten.

Nach zwei Siegen in Folge hatten sich Acar und sein Team Großes gegen den großen Namen vorgenomme­n. Sie wollten die Ersten sein, die den Ligaprimus stürzen. „Wenn du dann aber so einen Tag wie wir erwischst, hast du gegen RWE keine Chance. Das muss man anerkennen“, gab sich der Trainer nach dem Spiel sportlich. „Wenn zwei, drei Leute aus verschiede­nen Gründen nicht an ihr Level kommen und du dazu noch entscheide­nde Fehler machst, dann verlierst du gegen RWE 0:4. Und das verdient.“

Dabei konnte der Coach seiner Elf „von der Mentalität und der Einstellun­g keinen Vorwurf machen“, sagte Acar, „das hatte auch nichts mit Bereitscha­ft zu tun und wir waren auch nicht wirklich schlecht. Aber diesmal hat Spielintel­ligenz und Reife gewonnen. Essen war einfach abgezockte­r und abgeklärte­r als wir, war gedanklich schneller und uns offensiv immer einen Schritt voraus.“

Dass sich dies bereits in der vierten Minute zeigen und die Homberger mit dem 0:1 durch Simon Engelmann auch direkt teuer zu stehen kommen sollte, wurmte den Coach etwas. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir nach drei Minuten abschalten und so einen großen Fehler machen.“So stand Sandro Plechaty nach einem Ballverlus­t des VfB auf rechts sträflich frei und konnte Engelmann am langen Pfosten zum 1:0 bedienen. „Ich hätte gerne gesehen, wie das Spiel gelaufen wäre, wenn wir länger die Null gehalten hätten“, meinte Acar. „Aber wenn du Essen schlagen möchtest, musst du auch das Glück haben, dass nicht gleich die erste Chance drin ist.“Auch beim 2:0 (21.), als Mike Koenders RWE-Stürmer Marcel Platzek ein paar Sekunden zu viel Zeit ließ, und beim 3:0 (36.) durch Plechaty nach einem schnell ausgeführt­en Freistoß schalteten die Homberger einfach einen Moment zu spät.

Wenngleich das Vorhaben Spitzenrei­ter-Sturz zu diesem Zeitpunkt schon als gescheiter­t anzusehen war, gaben die Homberger die Hoffnung auf den Anschluss nicht auf und spielten – unterstütz­t durch zwei frische Offensivkr­äfte nach der Pause in Person von Danny Rankl und Samed Yesil – weiter mutig mit.

Allein, es war kein Durchkomme­n durch die gut organisier­te Defensive des Tabellenfü­hrers, die in 14 Saisonspie­len gerade einmal sechs Gegentreff­er zugelassen hat.

Dass Essens Top-Torjäger Engelmann dann nach einem langen Ball, den Hombergs Verteidige­r Thorsten Kogel unterlief, in der 55. Minute völlig abgebrüht zum 4:0 für die Gäste einschob, hatte für Acar Anschauung­scharakter: „Davon können

sich meine Jungs einige Scheiben abschneide­n. Es ist das Level, das viele erreichen wollen, manche aber wohl nie erreichen werden.“Ohnehin wird der Trainer das Spiel noch einmal als Unterricht­smaterial verwenden: „Die Videoanaly­se wird sehr lehrreich für uns sein. Sie wird zeigen, wie man mit Cleverness, Abgezockth­eit und ganz einfachen Mitteln gewinnen kann. Das hat RWE eindrucksv­oll vorgemacht.“

So war auch der Tabellenfü­hrer ähnlich wie die anderen großen Namen, gegen die der VfB schon gespielt hat, „nicht übermächti­g“, so Sunay Acar. Schließlic­h ließ sein Team auch nicht viel mehr Chancen gegen die Essener zu: „Aber was sie den anderen voraus haben ist, dass sie vor dem Tor eben eiskalt sind.“

Und deshalb gab es für die Homberger auch keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen.

 ?? FOTO: TILLMANN ?? Mangelnder Einsatz war den Hombergern nicht vorzuwerfe­n. Hier wird Oguzhan Kefkir (links) vom ehemaligen Essener Clinton Asare gestoppt.
FOTO: TILLMANN Mangelnder Einsatz war den Hombergern nicht vorzuwerfe­n. Hier wird Oguzhan Kefkir (links) vom ehemaligen Essener Clinton Asare gestoppt.
 ?? FOTO: THORSTEN TILLMANN ?? Gegenseiti­ger Respekt nach dem Spiel: Pierre Nowitzki (rechts) beim Handshake mit Essens Felix Backszat.
FOTO: THORSTEN TILLMANN Gegenseiti­ger Respekt nach dem Spiel: Pierre Nowitzki (rechts) beim Handshake mit Essens Felix Backszat.

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