Rheinische Post Duisburg

Konsens gegen Rechts: Ärger im Rat um Stimmen für AfD

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(ma) Gut sechs Stunden lang zog sich am vergangene­n Montag die Wahl von Aufsichts- und Beiräten hin. Die AfD hatte eine geheime Abstimmung beantragt. Ärger gibt’s deshalb nun im Rat, weil der in der ersten Ratssitzun­g beschlosse­ne „Konsens gegen Rechts“keine zwei Wochen lang hielt: Die AfD bekam in einigen Wahlgängen mehr als ihre eigenen zehn Stimmen. Die Fraktion Tierschutz/DAL weist den Verdacht von sich, gemeinsam mit Bekir Sipahi (SfD) für die Rechtspopu­listen gestimmt zu haben.

In sieben von 21 Aufsichtsg­remien, Kuratorien, Beiräten und dem Integratio­nsrat ist die AfD vertreten. „Als die AfD für eine Vielzahl von Abstimmung­en geheime Wahl beantragte, war allen klar, dass sie Absprachen mit anderen Parteien und Ratsmitgli­edern getroffen hatten“, sagt der integratio­nspolitisc­he Sprecher der Linken, Mirze Edis. Seine Fraktion reagierte darauf, einigte sich auf Listenvors­chläge gemeinsam mit FDP, Junges Duisburg, der Gruppe HO und Matthias Eidens (Die Partei), um die Wahl von AfD-Vertretern in die Gremien zu verhindern.

„Durch das konstrukti­ve Abstimmung­sverhalten aller kleineren demokratis­chen Kräfte ist es gelungen, den Einzug der AfD in ein Dutzend Gremien zu verhindern“, resümiert Linke-Fraktionsc­hef Erkan Kocalar. Dass die zehnköpfig­e Fraktion der Rechtspopu­listen in einigen Wahlgängen 14 Stimmen bekam, empört nicht nur die Linke.

Mirze Edis hat keine Zweifel, woher die Stimmen kamen: „Da die anderen Stimmen berechenba­r und nachvollzi­ehbar den einzelnen Listen zugeordnet werden konnten, ist davon auszugehen, dass die AfD eng mit der Wählergeme­inschaft Tierschutz sowie den migrantisc­hen Vertretern von DAL und SfD zusammen abgestimmt hat.“

Es sei für ihn „absurd und nicht nachvollzi­ehbar, wenn Duisburger Lokalpolit­iker mit türkischem Migrations­hintergrun­d vermutlich mit einer Partei paktieren, die islamfeind­lich ist und deren Ehrenvorsi­tzender, Alexander Gauland Deutsche mit türkischer Migrations­geschichte ,in Anatolien entsorgen’ möchte“, so Edis weiter.

Die Ratsmitgli­eder von Tierschutz/DAL äußern sich nur über Torsten Lemmer. Der Düsseldorf­er, dort Ratsherr für die Freien Wähler, fungiert nunmehr als Geschäftsf­ührer der Duisburger Fraktionsg­emeinschaf­t. Er weist den Verdacht der Kooperatio­n mit der AfD weit von sich. „Das ist eine Verunglimp­fung“, so Lemmer auf Anfrage. Er versichert: „Wir hatten keinen Kontakt mit AfD-Vertretern, es gab keine Absprachen.“Er sehe die Vorwürfe als Teil eines Zwistes zwischen Ratsmitgli­edern mit türkischen und kurdischen Wurzeln, so Lemmer. Sinn ergebe der Streit über die Stimmen für die AfD aus seiner Sicht nicht: „Sie können nicht beweisen, dass wir es waren, wir können nicht beweisen, dass wir es nicht waren.“

„Wir hatten keinen Kontakt mit AfD-Vertretern, es gab keine Absprachen“

Torsten Lemmer

Tierschutz/DAL

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