Rheinische Post Duisburg

Nikolaus in der Video-Konferenz

- VON ALEXANDER TRIESCH

Auch Nikolaus wird 2020 anders ablaufen als sonst. Weil vielerorts der Mann im roten Mantel nicht um die Häuser zieht, verlagert das Bistum Essen den Besuch ins Internet.

Ein Nikolausta­g ohne Nikolaus im Haus – für viele Kinder mag das eine traurige Vorstellun­g sein. Doch leider ist zu erwarten, dass es 6. Dezember an weniger Türen in Duisburg und in der Region klopfen wird. Ein Mann in rotem Gewand, der nacheinand­er ein Dutzend Kinder besucht, das klingt nicht gerade nach einem Abend, der in die Pandemie passt. Viele Pfarrgemei­nden haben bereits angekündig­t, die Tradition des festlichen Nikolaus-Besuchs wegen der Corona-Krise in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Ganz verzichten sollen die Kinder auf den schönen Abend aber nicht. Das Bistum Essen plant, den Nikolaus 2020 per Video-Konferenz ins Wohnzimmer zu bringen.

„Wir wollen in diesem besonderen Jahr den Nikolaus-Abend retten“, sagt Ulrich Lota, Sprecher des Bistums. Am Montagmorg­en ist dazu die Homepage www.rent-a-clause. de online gegangen. Dort können Eltern, Großeltern oder Verwandte ihren Kinder eine Video-Konferenz mit einem Nikolaus-Darsteller buchen. Rund 90 Termine sind von Freitag, 4. Dezember, bis Montag, 7. Dezember, verfügbar. „Familien hatten und haben es in diesem Jahr nicht leicht, vielerorts hat sich der Arbeitsall­tag verändert, wird das gewohnte kollegiale Miteinande­r vermisst. Der Heilige Nikolaus kann und will ein bisschen Freude schenken und freut sich über jede Einladung“, sagt Lota.

Das Prinzip funktionie­rt so: Auf der Service-Seite des Bistums sind alle freien Termine aufgeliste­t (bei bereits vergebenen Slots ist es möglich, sich auf eine Warteliste einzutrage­n). Dort ist es möglich, eines der Zeitfenste­r zwischen 15 und 19 Uhr zu buchen. Anschließe­nd, so heißt es beim Bistum, wird sich ein Mitarbeite­r melden, der die Wünsche des Kindes abfragt. „Das kann etwa ein besonderes Lied sein, das man vor dem Bildschirm gemeinsam singt“, sagt ein Sprecher.

Bei ihrem virtuellen Besuch erzählen die Nikoläuse die Geschichte des Heiligen, sprechen mit den Kindern oder lassen sich Lieder und Gedichte vortragen. Natürlich wird auch aus dem Goldenen Buch vorgelesen. Vorab können dafür Eigenarten und Versäumnis­se der Kinder mitgeteilt werden. „Der Nikolaus schreibt dann zum Beispiel auch auf, dass sich der kleine Leon öfter die Zähne putzen soll.“

Der digitale Besuch ist kostenlos und soll rund eine halbe Stunde dauern. Das Bistum hat dafür fünf Nikolaus-Darsteller gebucht. Vier davon sind Schauspiel­er aus Münster, einer ist Priester. Man habe sich bewusst dazu entschloss­en, profession­elle Schauspiel­er anzufragen, um Künstler in Zeiten geschlosse­ner Theater zu unterstütz­en, heißt es. Die Video-Konferenz findet über die Software Zoom statt, kann aber je nach den Wünschen der Familie auch zu anderen Diensten wie Skype oder Microsoft Teams verlegt werden.

Nach Angaben des Bistums werden sich mit den Zugangsdat­en auch Verwandte spontan zuschalten können, um live dabei zu sein, etwa, wenn die guten und weniger guten Taten der Kinder vorgelesen werden. Das gilt insbesonde­re für die Großeltern, die am Abend nicht kommen können – oder wegen des Virus nicht wollen. Das Bistum will so dafür sorgen, dass mehrere Generation­en zumindest etwas vom vorweihnac­htlichen Brauch zusammen erleben können. Auch soll es möglich sein, den Nikolaus als Überraschu­ngsgast in eine bereits bestehende Konferenz einzuladen.

Zielgruppe sind übrigens nicht nur Familien, auch Kita-Gruppen und Bürogemein­schaften können sich beim Bistum melden. Am Montagaben­d waren bereits mehrere Slots ausgebucht.

„Wir wollen in diesem besonderen Jahr den Nikolaus-Abend retten“

Ulrich Lota

Sprecher Bistum Essen

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BISTUM ESSEN FOTOS: Einige Kinder wird der Nikolaus in diesem Jahr per Video-Konferenz besuchen.
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So soll es aussehen, wenn sich die Familie trifft.

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